Gulbuddin Hekmatjar

Gulbuddin Hekmatjar (Hekmatyar; Paschtunisch: ګلبدین حکمتیار) wurde 1947 in der Provinz Kundus geboren und ist ein zweimaliger Ex-Ministerpräsident von Afghanistan (zwischen 1993 und 1996) sowie einer der umstrittensten und mächtigsten Warlords (Kriegsherrn) in Afghanistan.

Er gründete und leitet die Hezb-e Islami Partei samt ihrer paramilitärischen Kräfte. Während der Präsenz sowjetischer Truppen in Afghanistan gehörte er zu den von pakistanischen und amerikanischen Geheimdiensten am stärksten geförderten Widerständlern.

2008 schlug er den Taliban ein Bündnis gegen die ausländischen Truppen (nunmehr die Isaf und die Operation Enduring Freedom; vor allem also gegen Europäer und Amerikaner) vor. Im September 2008 gelant ihm - nunmehr Führer der Hisb-i-Islami Partei, die eng mit Al Quaida vernetzt sein soll - ein Hinterhalt, bei dem zehn französische Isaf-Soldaten getötet und 22 weitere verwundet wurden.

Leben

In den 1970er Jahren war Hekmatjar Mitglied der muslimischen Jugendbewegung (Nahzat-e-Jawanane Musalman). 1978 bekämpfte er die (sozialistische) Regierung von Nur Muhammad Taraki. Der pakistanische Geheimdienst (ISI) förderte ihn und seine Partei des Islam („Hezb-e Eslami“). Dank dieser Unterstützung und der erheblichen Finanzspritzen sowie militärischen und logistischen Hilfen seitens der USA und Saudi-Arabiens wurde diese Gruppierung in den 1980er Jahren zu einer der herausragenden Mudschahedingruppen. Hekmatyar selbst wurde zu einem der bedeutendsten Kriegsherren in Afghanistan. Nachdem die Taliban 1996 Kabul eroberten, floh er in den Iran. 2001 stellte er sich auf die Seite von Osama bin Laden und 2002 rief er in einer Radioansprache zum Dschihad gegen die USA auf. Von der iranischen Regierung ausgewiesen, kehrte er nach Afghanistan zurück, wo er 2006 erklärte, mit Al Qaida zusammen arbeiten zu wollen. Seither kämpft er gegen die USA und ihre europäischen Verbündeten mit derselben Inbrunst - aber nicht mit denselben Ressourcen - wie seinerzeit gegen die Sowjets.

Quellen

  • Hekmatjar: Angriff auf Franzosen. FAZ 30.09.08: 8.
  • Ishtiaq Ahmad: Gulbuddin Hekmatyar: An Afghan Trail from Jihad to Terrorism. Pan-Graphics, Islamabad 2004, ISBN 969-8796-00-2
  • Michael A. Faerber: Gulbuddin Hekmatyar: Afghanistan’s persistent insurgent. Thesis, Massachusetts Institute of Technology, Dept. of Political Science, 2003
  • Carol Rose: Gulbadeen Hekmatyar: In Person. Institute of Current World Affairs, Peshawar 1992 (Online, Anmeldung erforderlich)
  • Der Widerstand wächst. In Der Spiegel. Hamburg 2007, 3 (15. Januar), S. 106, ISSN 0038-7452

Links