Gefängnis und Ernährung

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Der Themenkomplex Gefängnis und Ernährung ist unter verschiedenen Gesichtspunkten von Bedeutung. Zum einen gibt es Staaten, in denen Gefangene zu wenig zu Essen bekommen und in großer Zahl verhungern (Beispiel: Zimbabwe). In anderen Staaten ist die Frage eher, ob Gefangene das Richtige zu essen bekommen (USA: Fehlernährung und Fettleibigkeit; sog. Junk-Food; 3000 kcal/Tag). Manche Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die typische Fehlernährungs-Diät von Gefangenen - zu viel Fett und Kohlenhydrate und zu wenig Vitamine und Mineralstoffe (Eves & Gesch 2003) - die Gewaltbereitschaft erhöht (vgl. Ernährung und Gewaltbereitschaft).


Beispiel Dänemark

In Dänemark sind in den meisten Gefängnissen die Gefangenen selbst zuständig für den Einkauf und die Zubereitung ihrer Mahlzeiten. In einem durchschnittlichen dänischen Gefängnis geht es zu wie in dem offenen Gefängnis von Renbaek in Süd-Dänemark (160 Haftplätze für männliche Strafgefangene). Beschäftigte Gefangene erhalten ein Gehalt, von dem sie einen Teil für den Kauf von Lebensmitteln im Gefängnis-Shop nutzen. Die Gefangenen in Renbaek entscheiden über den Einkauf selbst und bereiten auch ihr eigenes Essen zu. Sie haben Zugang zu allen notwendigen Räumlichkeiten. Der Gefängnisarzt und Krankenschwestern können Ernährungsberatung auf Anfrage anbieten.

Das gemeinsame Kochen ist förderliche für Interaktion und Kommunikation. In Renbaek und anderen Gefängnissen in Dänemark essen die Gefangenen und das Gefängnispersonal ihre Mahlzeiten zusammen. Vor allem in Behandlungsabteilungen, wo es neben der gesunden Ernährung auch um die Entwicklung und Aufrechterhaltung positiver sozialer Beziehungen geht. Das gemeinsame Abendessen stimuliert wertvolle Interaktion zwischen Gefangenen und Personal, einschließlich der Kommunikation über Lebensmittel, Ernährung und allen anderen Fragen.

Das System in Renbaek funktioniert sehr gut und ist charakteristisch für die meisten Gefängnisse in Dänemark. Es spiegelt das Konzept der Normalisierung: ein Umfeld zu schaffen, wo Gefangene ein Leben führen, das dem Leben außerhalb des Gefängnisses so ähnlich wie möglich ist.


Weblinks