Franz Kafka (* 3. Juli 1883 in Prag, gest. 3. Juni 1924 in Kierling bei Klosterneuburg/Österreich) gilt vielen als einer der größten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Wenige wissen, dass er promovierter Jurist (Deutsche Karl Ferdinands-Universität Prag; Rigorosum 7.11.1905, Doktor der Rechte am 18.06.1906) war, der bei dem Kriminologen Hans Gross studiert und der zudem dessen Sohn Otto, einen bekennenden Sozial- und Sexualrevolutionär, auf einer Eisenbahnreise kennen gelernt hatte - geschweige denn, dass zumindest das Studium bei Hans Gross sein Werk beeinflusst haben dürfte.

Außerdem hatte Kafka die Strafrechtspraxis in verschiedener Form selbst erlebt: zuerst als "Concipient" beim Prager Rechtsanwalt Richard Löwy (1.4.-30.9.1906) und dann während der zweiten Station seines unmittelbar darauf folgenden einjährigen unbezahlten Gerichtspraktikums. Ab dem 1.10.1907 (und bis zu seiner frühzeitigen Pensionierung) war er dann bei der Versicherungsgesellschaft "Assicuranzioni Generali" in Prag tätig.


Kafkas "Prozess" und Hans Gross

Von Hans Gross, der von 1902 bis 1905 in Prag lehrte und bei dem Kafka während seines fünften, sechsten und siebten Semesters insgesamt 16 Wochenstunden aus den Bereichen Strafrecht, Strafprozess und Rechtsphilosophie belegt hatte, erfuhr der Schriftsteller so viel vor allem über die Institution des Untersuchungsrichters, dass er in seinem Werk "Der Prozess" (das sein Freund Max Brod nach dessen Tod gegen seinen testamentarischen Willen vor der Vernichtung bewahren sollte) den Untersuchungsrichter zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte machte.

Literatur