Ellen Johnson Sirleaf

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Die methodistische Friedensnobelpreis-Trägerin (2011) Ellen Johnson Sirleaf (* 29.10.1938 in Monrovia), seit Januar 2006 Präsidentin von Liberia, hat im Gegensatz zu den meisten Angehörigen der liberianischen Oberschicht keine afroamerikanischen Vorfahren (ihr Vater gehörte dem Volk der Gola an; ihr Großvater mütterlicherseits stammte aus Deutschland, war Händler in Greenville in der Provinz Sinoe und heiratete dort eine Marktfrau vom Lande; im Ersten Weltkrieg musste er das Land verlassen; ihre Großmutter aus dem Volk der Kru blieb alleine zurück).

Sirleaf, die für ihren gewaltfreien Kampf für die Sicherheit von Frauen und für Frauenrechte gemeinsam mit ihrer Landsfrau Leymah Gbowee und der Jemenitin Tawakkul Karman den Nobelpreis erhielt, verteidigte am 19. März 2012 in einem Interview mit The Guardian die Strafverfolgung Homosexueller in Liberia.

Bildung

1961: Accounting, University of Wisconsin-Madison; Economics University of Colorado at Boulder. 1969-71: Economics, Public Administration Harvard University (M.A.).

Karriere

Von 1972 bis 1973 war sie Finanzministerin (Secretary of State for Finance) unter Präsident William Tolbert. Nach dessen Sturz und Ermordung im Jahr 1980 ging sie ins Exil nach Kenia, wo sie von 1982 bis 1985 als Vizepräsidentin der Citibank für Afrika tätig war. 1985 bewarb sie sich um einen Sitz im Senat. Ihre Ablehnung des seit 1980 bestehenden Regimes von Samuel Doe führte zu ihrer Inhaftierung und Verurteilung zu zehn Jahren Gefängnis. Nach kurzer Zeit wurde sie wieder freigelassen und ging wiederum ins Exil. In den Jahren 1986 bis 1992 war sie Vizepräsidentin der Equator Bank in Washington, D.C., danach bis 1997 Leiterin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen für Afrika. Daneben war sie für die Weltbank sowie eine Reihe weiterer Institutionen tätig und schrieb mehrere Bücher über afrikanische Wirtschaftspolitik.

Während des liberianischen Bürgerkriegs unterstützte sie Charles Taylor gegen Doe.

1997 kandidierte sie gegen Taylor. Sie erreichte 9,58 % der Stimmen, Taylor 75,33 %.

1999 gehörte sie zu den sieben Persönlichkeiten, die von der Organisation für Afrikanische Einheit mit der Untersuchung des Völkermords in Ruanda beauftragt wurde.

   1972–1973: Finanz-Staatssekretärin der Liberianischen Regierung
   1979–1980: Finanzministerin der Liberianischen Regierung
   1982–1985: Vize-Präsidentin des Africa Regional Office der Citibank, Nairobi
   1986–1992: Vize-Präsidentin und Vorstandsmitglied der Equator Bank, Washington (D.C.)
   1992–1997: Direktorin des UN Development Programme, Regional Bureau for Africa
   1997: Parteichefin der Unity Party
   2004–2005: Präsidentin der Commission on Good Governance (Liberia)
   2005: Parteichefin der Unity Party; Kandidat für das Amt des Staatspräsidenten

Sirleaf war außerdem:

   Gründungsmitglied des International Institute for Women in Political Leadership
   Mitglied des Beratungsgremiums der Modern Africa Growth and Investment Company
   Mitglied des Finanzkomitees of Modern Africa Fund Managers
   Präsidentin der Liberian Bank for Development and Investment
   Präsidentin der Kormah Development and Investment Corporation
   Senior Loan Officer der Weltbank
   Vize-Präsidentin der Citibank

Präsidentschaftswahlen 2005 und 2011

Nach Taylors erzwungenem Rücktritt im Oktober 2003 kehrte sie nach Liberia zurück und unterstützte die Übergangsregierung von Gyude Bryant. Bei der Präsidentschaftswahl 2005 war sie die Kandidatin der Unity Party, deren Führung sie übernommen hatte. Auch mit der Unterstützung von Exil-Liberianern (beispielsweise des Journalisten Joseph Bartuah) erreichte sie im ersten Wahlgang am 11. Oktober 2005 mit 175.520 Stimmen bzw. 19,8 % den zweiten Platz nach dem ehemaligen Fußballspieler George Weah, der 28,3 % der Stimmen erreichte. Am 8. November 2005 gewann Sirleaf mit 57,9 % der Stimmen die Stichwahl gegen Weah, der Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung beklagte. Ihr Sieg wurde am 23. November 2005 trotz der anhängigen Beschwerde durch die Wahlkommission bestätigt.[5] Ellen Johnson Sirleaf wurde am 16. Januar 2006 als Nachfolgerin von Gyude Bryant in ihr Amt eingeführt.

Bei der Wahl im November 2011 wurde Sirleaf mit 90,2 % der Stimmen wiedergewählt, nachdem die Opposition die Stichwahl boykottiert hatte.[6] Siehe auch: Regierung Sirleaf Veröffentlichungen (Auswahl)

   The Outlook for Commercial Bank Lending to Sub-Saharan Africa (1992)
   From Disaster to Development (1991)
   This Child Will Be Great. Memoir of a Remarkable Life by Africa's First Woman President (2009)
   Mein Leben für Liberia. Die erste Präsidentin Afrikas erzählt. Krüger Verlag, Frankfurt am Main 2009. ISBN 978-3-8105-1940-5
   Ellen Johnson Sirleaf: Inaugural Address of Her Excellency Ellen Johnson Sirleaf, President of the Republic of Liberia Monrovia, Liberia January 16, 2006. In: The African Presidential Archives and Research Center (Hrsg.): State of Afrika Report 2007. Liberia, S. 72-79. (Volltext als Digitalisat PDF-Datei; 6,6 MB; englisch)
   Ellen Johnson Sirleaf: Annual Message by Her Excellency Ellen Johnson Sirleaf, President of the Republic of Liberia, to the Third Session of the Fifty-Second National Legislature Monrovia, Liberia January 28, 2008. In: The African Presidential Archives and Research Center (Hrsg.): State of Afrika Report 2008. Liberia, S. 76-95. (Volltext als Digitalisat PDF-Datei; 5,8 MB; englisch)
   Ellen Johnson Sirleaf: Annual Message by Her Excellency Ellen Johnson Sirleaf, President of the Republic of Liberia, to the Fourth Session on the the Fifty-Second National Legislature (Monrovia, Liberia January 26, 2009). In: The African Presidential Archives and Research Center (Hrsg.): State of Afrika Report 2009. Liberia, S. 50-79. (Volltext als Digitalisat PDF-Datei; 6,3 MB; englisch)

Auszeichnungen Ellen Johnson Sirleaf mit Leymah Gbowee und Tawakkul Karman bei der Verleihung des Friedensnobelpreises 2011

   Four Freedoms Award, in der Kategorie Meinungsfreiheit (1988)[7]
   Ralph Bunche International Leadership Award
   Grand Commander Star of Africa Redemption of Liberia
   Commandeur de l’Ordre du Togo
   Africa Prize for Leadership for the Sustainable End of Hunger 2006
   Presidential Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung der Vereinigten Staaten (2007)
   Bishop John T. Walker Distinguished Humanitarian Service Award (2007)[8]
   Friedensnobelpreis (2011), zusammen mit Leymah Gbowee und Tawakkul Karman[1]
   2014 Collane des Verdienstordens Pro Merito Melitensi (Souveräner Malteserorden)[9]

Siehe auch

   Frauen in der Politik
   Liste weiblicher Staatsoberhäupter und Regierungschefs

Literatur

   Ellen Johnson Sirleaf: Mein Leben für Liberia: die erste Präsidentin Afrikas erzählt. Krüger-Verlag, Frankfurt a. M. 2009 (Originaltitel: This Child Will Be Great: Memoir of a Remarkable Life by Africa’s First Woman President), ISBN 978-3-8105-1940-5.

Weblinks

Commons: Ellen Johnson Sirleaf – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
   Ellen Johnson Sirleaf in der Internet Movie Database (englisch)
   Ellen Johnson Sirleaf. In: FemBio. Frauen-Biographieforschung (mit Literaturangaben und Zitaten).
   Wahlergebnisse bei African Elections Database (englisch)
   Dominic Johnson: Die Eiserne Oma von der Pfefferküste. Porträt in der taz, 12. November 2005
   Markus M. Haefliger: Eine afrikanische Mamma Neue Zürcher Zeitung, 7. Oktober 2011
   Bartholomäus Grill: Friedensnobelpreisträgerin Ellen Johnson-Sirleaf: Ehrlich, hart, mütterlich Die Zeit, 7. Oktober 2011

Quellenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Ellen_Johnson_Sirleaf