Ecstasy

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Ecstasy (auch „XTC“, „E“) ist eine Designer- oder Kunstdroge, die durch Chemikalien in geheimen (weil illegalen) Labors hergestellt wird. Hinter der Bezeichnung verbergen sich allerdings unterschiedliche synthetische Substanzen. Der Hauptbestandteil der meisten Ecstasy Pillen ist (i.d.R.) 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA), ein Abkömmling des Amphetamins. In einer Pille befinden sich zwischen 30 und 250 mg MDMA. Die maximale Dosierung bei Männern liegt bei 1,5 mg MDMA, bei Frauen bei 1,3 mg MDMA pro kg Körpergewicht. Außer in Pillenform wird XTC auch als Pulver, flüssig oder in Form von Kapseln auf den Markt gebracht.


Wirkungen

Durch den Ecstasy Konsum wird der Neurotransmitter Serotonin vermehrt freigesetzt. Dies hat in der Regel eine Reduzierung des Hunger- und Durstgefühls, Ansteigen der Aufmerksamkeit und Wachheit zur Folge. In den meisten Fällen fühlen sich die Konsumenten wohlig und unbeschwert, Hemmungen werden abgebaut, das Kontaktbedürfnis steigert sich, sie entwickeln eine überdurchschnittliche Sympathie für die Menschen in ihrer Umgebung. Wahrnehmungen z.B. der Musik oder des Körperkontaktes anderer Menschen werden durch den Ecstasykonsum als intensiver empfunden. Die Einnahme von Ecstasy lässt den Konsumenten eine Energie verspüren, welche es beispielsweise ermöglicht, ohne Pause die ganze Nacht zu tanzen. Häufig werden Glücksgefühle, eine verbesserte Selbstakzeptanz sowie eine Angstverminderung wahrgenommen. Die Wirkung tritt zwischen 30 und 90 Minuten nach der Einnahme ein und hält vier bis sechs Stunden an.


Risiken und Nebenwirkungen

Nebenwirkungen des Ecstasykonsums können Übelkeit/ Brechreiz, Muskelzittern, erhöhter Blutdruck und Kieferkrämpfe sein. Je nach Dosierungsmenge können Halluzinationen als Nebenwirkung erscheinen. Da die Körpertemperatur durch den Ecstasykonsum stark ansteigt, besteht die Gefahr eines Hitzschlages.

Ecstasy verursacht keine physische Abhängigkeit, jedoch eine sehr stark psychische. Durch den längerfristigen Konsum von MDMA kann es zu einer negativen Beeinflussung des Serotonin Stoffwechsels des Körpers führen. Viele Studien ergeben, dass ein reduzierter Serotonin Stoffwechsel eine Ursache für viele neuropsychiatrische Krankheiten sein kann. Häufige Symptome hierfür sind beispielsweise Panikattacken, Psychosen und Depressionen. Darüber können auf lange Sicht kognitive Beeinträchtigungen, wie z.B. die Reduzierung der Gedächnisleistung, des Lernvermögens oder der Aufmerksamkeitsspanne, eine Folge des MDMA Konsums darstellen. Vor allem langfristig ist die Belastung von Herz, Leber und Nieren durch den Ecstasykonsum sehr hoch. Die intellektuelle Leistungsfähigkeit kann negativ beeinflusst werden.


Entwicklung

Die Hauptsubstanz „3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin“ (MDMA) wurde bereits 1898 erstmals von Haber synthetisiert. Öffentlich wurde MDMA zum ersten Mal 1914 erwähnt, als die Firma Merck die Substanz, jedoch für lediglich chemische Zusammenhänge, patentierte. Bei Versuchen in den 1950er und 1960er Jahren, die Substanz für militärische Zwecke anzuwenden (beispielsweise als Kampfstoff für die chemische Kriegsführung oder als Wahrheitsserum für die Befragungen des Nachrichtendienstes), entdeckte man die Auswirkungen des MDMA Wirkstoffes auf den menschlichen Organismus. Ob die Substanz MDMA als medizinischer Wirkstoff bei einer Vielzahl psychischer Erkrankungen eingesetzt werden konnte, wurde stark diskutiert und schließlich von der Drug Enforcement Administration (DEA) verboten.

In den späten 1970er Jahren wurde die Substanz erstmalig in den USA als „Ecstasy“ oder „X“ in Bars und auf Tanzveranstaltungen konsumiert. In den 1980er Jahren entwickelte sich Ecstasy in Europa zunächst als Freizeitdroge, bevor die House-Szene diese Droge als geeignete Tanz- und Partydroge entdeckte. In den weiteren Jahren bis Ende der der 1990er Jahre etablierte sich Ecstasy zunehmend als Partydroge, insbesondere in der gesamten Techno-Szene.


Altersstruktur der Ecstasykonsumenten

Das durchschnittliche Alter der Ecstasykonsumenten lag laut des Lageberichtes des Bundeskriminalamtes (BKA) 2009 bei 25,2 Jahren. Das Durchschnittsalter der Ecstasykonsumenten ist tendenziell gesunken. Im Jahr 2000 lag es bei 21,7 Jahren. Eine Vielzahl der Ermittlungen des BKA bezieht sich auf „Erstauffällige Konsumenten harter Drogen“ (EKhD). EKhD sind Personen, „die im Berichtsjahr erstmals von den Strafverfolgungsbehörden in Verbindung mit dem Missbrauch sogenannter harter Drogen bekannt wurden. Der Ausdruck erstauffällig ist nicht zu verwechseln mit Erstkonsum, denn Erstauffällige können bereits mehrere Jahre unerkannt konsumieren“. (gbe-bund.de)

Laut Ermittlungen des BKA nahm die Zahl der EKhD 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 6% ab. Diese sinkende Tendenz umfasste (bis auf Amphetamine) alle gängigen Rauschgiftarten. Die Zahl der EKhD von Ecstasy sank um 38%.


Juristische Einordnung von Ecstasy

MDMA wurde am 1. August 1986 als harte Droge in das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) aufgenommen. Die Substanz MDMA wurde dort in der Anlage 1 § 1 Abs. 1 („nicht verkehrsfähige Betäubungsmittel“) eingeordnet. Sowohl der Handel als auch der Besitz von Ecstasy sind strafbar. Der Konsum hingegen nicht, da davon ausgegangen wird, dass dieser nicht geschehen kann ohne die Substanz erworben zu haben. Sind also die Umstände des Erwerbs nicht bekannt, ist der Nachweis (z.B. in einer Haar- Urin- oder Blutprobe) allein nicht ausreichend den Konsumenten zu verurteilen. Herstellung, Handel, Ein-/ Ausfuhr etc. von Ecstasy wird jedoch laut §29 Abs. 1 (BtMG) mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe verfolgt. Bei einer Vielzahl der Delikte wird zur genauen Bestimmung der strafrechtlichen Verfolgung gemäß §30c (BtMG) das Strafgesetzbuch herangezogen.

Beim Anbau, Herstellung, Besitz etc. sehr geringer Menge zum ausschließlichen Eigenverbrauch kann von einer strafrechtlichen Verfolgung gemäß § 31a (BtMG) abgesehen werden. Es existiert jedoch bundesweit keine einheitliche Maßangabe einer „geringen Menge“. Aus diesem Grund ist die Strafverfolgung aufgrund des Besitzes von Ecstasy bundeslandabhäng sehr unterschiedlich. Während in Hamburg beispielsweise der Besitz von bis zu zehn Pillen zu einer „geringen Menge“ klassifiziert wird, ist in Bremen der Besitz von drei Pillen die Höchstmenge der legalen Akzeptanz des Besitzes harter Drogen.


Delikte in Verbindung mit Ecstasy im Zeitraum 2000-2009

Die Anzahl der Sicherstellungsfälle von Ecstasy ist von 4.681 (im Jahr 2000) auf 1.761 (im Jahr 2009) gesunken. Die Sicherstellungsmengen sanken von 1.634.683 Konsumeinheiten (KE) auf 521.272 KE. Insgesamt wurden 2009 an den Grenzen Deutschlands 58.528,5 KE Ecstasy sichergestellt. Davon 57.047 KE an der Grenze nach Österreich, 782,5 KE an Flughäfen, weitere KE wurden an den Grenzen zu den Niederlanden, zur Schweiz und zu Frankreich sichergestellt.


Folgende Tabelle visualisiert die Entwicklung der Rauschgiftdelikte in Verbindung mit Ecstasy im Zeitraum von 2000 bis 2009.

Jahr Rauschgiftdelikte insgesamt allg. Verstöße gegen das BtMG Handel und Schmuggel Illegale Einfuhr "nicht geringer Mengen"
2000 13.032 8.010 4.737 285
2001 15.848 9.451 6.039 358
2002 14.922 9.020 5.577 325
2003 11.250 6.966 4.093 191
2004 11.068 7.383 3.510 175
2005 9.489 6.328 3.024 137
2006 7.316 4.996 2.224 96
2007 6.609 4.739 1.791 79
2008 6.511 4.598 1.863 50
2009 4.921 3.511 1.342 68
2010 3.436 2.577 810 49
2011 3.750 2.895 788 67
2012 4.908 3.770 1.077 61
2013 5.903 4.479 1.359 65
2014 7.106 5.405 1.664 37
2015 8.755 6.643 2.080 32
2016 10.745 8.111 2.614 20
2017 11.394 8.415 2.922 57

Quelle: Lagebericht des Bundeskriminalamtes 2009 [[1]], 2017[1]


Herstellung

Trotz abnehmender Tendenz stellt Europa das globale Zentrum der Ecstasy Herstellung dar. In neuester Zeit verlagerte sich ein Anteil der Ecstasy Produktion auf Nordamerika sowie Ost-und Südostasien. Innerhalb Europas sind die Niederlande und Belgien die hauptsächlichen Herstellungsregionen. Im Zeitraum von 1999 bis 2001 wurden 63 % der Ecstasy Substanzen in den Niederlanden und 21% in Belgien sichergestellt. Im Jahre 2002 wurden international 54 Ecstasy Labors aufgespürt, von welchen sich 75 % in den Niederlanden befanden. Weitere Labore befanden sich beispielsweise unter anderem in Großbritannien, Deutschland, Estland, Spanien und Norwegen. Das in Europa gehandelte Ecstasy wird hauptsächlich aus den Niederlanden, Belgien, Estland und Großbritannien bezogen.

Als Betäubungsmittel gelten alle Stoffe, die zum Zeitpunkt des Verkehrs im BtMG in der Anlage I-III aufgeführt sind. Alle anderen Substanzen, auch wenn ihre Gefährlichkeit oder ihr Suchtpotenzial bereits wissenschaftlich bekannt ist, sie aber (noch) nicht im der Anlage des BtMG verzeichnet sind, gelten als nicht strafrechtlich verfolgbar gemäß des BtMG. Dies hat insbesondere bei Kunstdrogen, wie Ecstasy, die Folge, dass die Hersteller durch Abwandlung der Molekularstruktur neue Derivate entwickeln, welche noch nicht im BtMG verzeichnet sind, jedoch eine ähnliche Wirkung hervorrufen.


Preis

Trotz geringer Herstellungskosten sind die Pillen aufgrund der Rahmenbedingungen des Schwarzmarkts mit einem Preis zwischen fünf und zehn Euro pro Stück recht kostspielig.

Literatur

  • Alexander Ebert, Eckhart Müller & Matthias Schütrumpf, Verteidigung in Betäubungsmittelsachen, 5. Auflage, Heidelberg 2008
  • Hartmut Klöckner, Ecstasy und Normenbewusstsein: eine kriminalsoziologische Studie zu einem Massenphänomen, Marburg 2001
  • Marcus Freitag & Klaus Hurrelmann (Hrsg.), Illegale Alltagsdrogen. Cannabis, Ecstasy, Speed und LSD im Jugendalter, Weinheim 1999
  • Horst Przuntek & Thomas Müller (Hrsg.), Das serotonerge System, Darmstadt 2005


Weblinks

  • Ecstasy in: Wikipedia deutsch [[2]]
  • Ecstasy Info (2003) [[3]]
  • Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (2004)[[4]]
  • eve & rave (2009) [[5]]
  • Gesundheitsberichtserstattung des Bundes (2010) [[6]]
  • Lagebericht des Bundeskriminalamtes 2002 [[7]]
  • Lagebericht des Bundeskriminalamtes 2009 [[8]]
  • MDMA (Ecstasy) in: Wikipedia english [[9]]
  • Schäfer, Carsten & Letizia Paoli, Drogen und Strafverfolgung [[10]]
  • https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/JahresberichteUndLagebilder/Rauschgiftkriminalitaet/2017RauschgiftBundeslagebildTabellen.pdf?__blob=publicationFile&v=3