Drogentest

Aus Krimpedia – das Kriminologie-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Bei einem Drogentest handelt es sich um eine Analysemethode zum qualitativen und quantitativen Nachweis von Substanzen in den Körperflüssigkeiten eines Menschen.
Die nachzuweisenden Substanzen sind neben (illegalen/ legalen) Drogen auch Medikamente.

Nicht nur im rein medizinischen diagnostischen Umfeld (zum Beispiel in einer Suchtklinik) werden Drogentests eingesetzt. Auch durch die Sanktionsinstanzen der formellen sozialen Kontrolle werden Drogentests regelmäßig zum Nachweis oder zur Widerlegung von Tatbeständen durch Vorschriften aus den Strafgesetzen oder den Ordnungswidrigkeitengesetzen angeordnet (Gehrmann 2008, S. 377-383). Zudem gebrauchen zunehmend Akteure der Marktwirtschaft dieses Instrument, bevor sie Ausbildungs- oder Arbeitsstellen vergeben (Siering 2005) .Unter Privatpersonen ist ein solcher Test in der Regel freiwillig.

Drogenvortests

Ausgangspunkt jedes Drogenvortestgerätes ist die Immunologie. Die Immunologie beschreibt ein biochemisches Analyseverfahren, bei dem Antikörper auf einen bestimmten Wirkstoff, zum Beispiel: Cannabis, Opiate, Kokain oder Amphetamin, reagieren (vgl.Schütt/ Bröker 2011).

Der körperfremde Stoff wird in jegliche Körperflüssigkeiten abgegeben. Nach der Aufnahme im Körper werden die Substanzen sehr schnell in gut durchblutetem Gewebe im Körper verteilt. Unmittelbar nach der Einnahme der Droge können bei einer forensisch – toxikologischen Untersuchung hohe Konzentrationen in den Körperfetten (Langzeitspeicherung) gefunden werden. Die Verteilungsgeschwindigkeit ist stark abhängig von der persönlichen körperlichen Verfassung und dem Körpergewicht. Bereits beim Entfalten der berauschenden Wirkung beginnt der Körper den Fremdstoff wieder abzubauen (Grotenhermen 2004, S.91ff). Die zu testende Körperflüssigkeit wird auf einen Teststreifen aufgetragen. Auf dem Teststreifen befinden sich gefärbte, stoffspezifische Antikörper. Sollte ein Abbauprodukt in der Körperflüssigkeit vorhanden sein, reagiert der eingefärbte Antikörper. Es entsteht eine Linie in einem Kontrollfeld, der Test ist positiv. Bei diesem Verfahren wird nur getestet, ob, und welche Drogen die untersuchte Person konsumiert hat. Eine Substanzkonzentration kann mit diesem Test nicht ermittelt werden.

Ausschlaggebend für ein positives Drogentestergebnis ist neben den verwendeten Antikörpern auch der von den Test-Hersteller- Firmen gewählte „Cut off Wert“. Dies ist ein Toleranzwert oder auch Grenzwert, der die Empfindlichkeit des Testes festlegt. Er ist somit dafür verantwortlich, ab wann ein Testergebnis positiv oder negativ zu bewerten ist (DRUID 2011, S.10 ff).

Besondere Bedeutung hat dieser Grenzwert bei Drogentests die von den staatlichen Kontrollorganen zum Nachweis eingesetzt werden. Dieser Test sollte vom Hersteller so eingestellt sein, dass eine zufällige Kontaminierung, wie beispielsweise durch Passivrauchen einer Cannabiszigarette oder durch das Anfassen eines mit Kokain behafteten Geldscheines nicht zu einem positiven Ergebnis führt (Uhlmann 2012).  

Untersuchungsmaterial

Zum Nachweis von Medikamenten oder Drogen im menschlichen Körper werden zur Untersuchung verschiedene Körperflüssigkeiten herangezogen. Ausschlaggebend für die Auswahl der geeigneten Flüssigkeit ist der Verwendungszweck der Probe.

Mit Speichel und Urin ist ein schneller qualitativer Test möglich. Blut ist das einzige Serum, welches zweifelsfrei dazu dient, eine Aussage über die Menge der nachzuweisenden Substanz zu machen (Pötzsch / Madlener 2009).

Sämtliche Strafvorschriften (u.a. § 24 a Straßenverkehrsgesetz (StVG), § 315 ff Strafgesetzbuch (StGB) und § 316 StGB ff.) werden nur tatbestandsmäßig erfüllt, wenn die betreffende Substanz in einer festgelegten Mindestmenge im Blut nachweisbar ist (Haase/ Sachs 2008, S.9 ff).

Zum Nachweis von regelmäßigem oder auch längere Zeit zurückliegendem Konsum ist eine toxikologische Untersuchung von Haaren geeignet (Uhl/ Scheufler 2006).

Blut

Bei dieser Art der Messung ist vorab zu klären, auf welcher Ursprungssubstanz die toxikologische Messung erfolgen soll, da hier ganz unterschiedliche Analysevoraussetzungen vorliegen.

Die Blutprobe kann in zwei Varianten verwendet werden: Als Vollblut oder als Serum (Blutserum). Der Unterschied zwischen Vollblut und Serum liegt in der Aufarbeitung des Probematerials. Dies ist eine erforderliche Vorbereitung, um das Blut im Analyseverfahren verarbeiten zu können. Als Serum bezeichnet wird der flüssige Anteil des Blutes, der übrig bleibt, wenn man aus einer Blutprobe durch Zentrifugieren die roten und weißen Blutkörperchen voneinander trennt. So erhält man eine Anreicherung der in einer Blutflüssigkeit gelösten Stoffe. In den deutschen Instituten wird dieses Serum als Stoffgemisch durch Verdampfung in einem Gaschromatographen in einzelne Stoffgruppen zerlegt. Anschließend wird durch ein Massenspektrometer die Menge der nachgewiesenen Wirkstoffe bestimmt.

Das Vollblut erfährt diese Behandlung nicht. Es wird so, wie es aus der Vene entnommen wurde, direkt und ungefiltert verwendet. Für eine Untersuchung in einem Gaschromatographen kann eine solche Ursprungsform nicht verwendet werden (Pötzsch / Madlener 2009, S.68 ff).

Mit der technischen oder auch analytischen Nachweisgrenze werden die Möglichkeiten des Messverfahrens voll ausgeschöpft. Festgelegt wird mit dieser Grenze eine bestimmte Wirkstoffkonzentration, die unter Berücksichtigung der technischen Gegebenheiten unter Laborbedingungen zweifelsfrei analysiert werden kann. Durch die verschiedenen Aufbereitungen ändert sich die Konzentration der Wirkstoffe im Blut. Bei der Berechnung der toxikologischen Laborwerte wird dies bei der Auswertung berücksichtigt (Pötzsch / Madlener 2009, S. 214 ff).

Die Befunde werden als Toxikologisches Gutachten vorgelegt.

Neue Bewertung der Anreicherung im Blut am Beispiel Tetrahydrocannabinol (THC)

Älteren wissenschaftlichen Annahmen zufolge, wurde nach Einnahme von Tetrahydrocannabinol, wie nach der Einnahme von Trinkalkohol (Wirkstoff Ethanol) von einer gleichen Verteilung im Körper ausgegangen. Diese Aussage trifft für die Aufnahme von Ethanol weiter zu, da der Körper zu 75 Prozent aus Wasser besteht und Ethanol wasserlöslich ist. Dieser Umstand bewirkt die gleichmäßige Verteilung im gesamten Körpergewebe und in den Organen. Durch diese Gleichung kann, egal wo das Blut im Köper entnommen wurde, mit Sicherheit auf eine konstante, bestimmbare, pharmakologische Konzentration, auch im Gehirn, geschlossen werden. Im Gegensatz zu Tetrahydrocannabinol dämpft Ethanol die Leistung im Gehirn ohne eine Verbindung mit Rezeptoren einzugehen.

Neue Untersuchungen zeigten allerdings einen abweichenden Verlauf bei Cannabis. Tetrahydrocannabinol verteilt sich nach der Aufnahme im Körperorganismus ungleichmäßig, denn Tetrahydrocannabinol ist schwer wasserlöslich. Es wird zwar vom Blut transportiert, es bevorzugt jedoch, aufgrund seiner lipophilen ("Fett liebend") Eigenschaft, sich mit Depos im Körperfettgewebe und in den Organen einzulagern. Das Tetrahydrocannabinol wird in der Abbauphase nach und nach wieder an den Körper abgegeben, somit ist eine gleichmäßige Verteilung im Blutkreislauf unwahrscheinlich (Daldrup 2008, S.2-4).

Urin

Urin dient neben den anderen Körperflüssigkeiten auch als Probematerial zum Medikamenten- und Drogennachweis. Bei dieser Art Drogenschnelltest wird frisch gewonnener Urin möglicher Drogenkonsumenten als Probematerial verwendet. Bei der Testdurchführung ist zu beachten, dass Urin als biologische Substanz grundsätzlich mit Viren und Bakterien (Krankheitserreger) kontaminiert sein kann. Ein Einfluss auf das Testergebnis ist durch diesen Umstand nicht zu erwarten (nalvonminden.com).

Einen quantitativen Rückschluss auf einen konsumierten Stoff lässt diese Substanz nicht zu. Bei stark chronischen Drogenkonsumenten können noch über hundert Tage lang zum Beispiel Cannabinoide im Urin nachgewiesen werden. Eine Erklärung hierfür ist die Erkenntnis, dass Tetrahydrocannabinol aufgrund seiner lipophilen Eigenschaft im Körperfettgewebe gespeichert wird (Daldrup 1988, S.39-51).

Speichel

Die meisten Medikamentenwirkstoffe und Drogen lösen sich in Flüssigkeit und können sich auch im farblosen, durchsichtigen Speichel befinden. Anders ist dies zum Beispiel bei Tetrahydrocannabinol. Es ist kaum in Wasser löslich, also findet man es kaum in der Körperflüssigkeit: Speichel. Die Tests messen somit vorwiegend die Reststoffe des nach dem Konsum im Mundraum verbliebenen Produktes. Durch eine gründliche Mundpflege kann einem positiven Messergebnis entgegengewirkt werden. Der Konsum von Drogen kann die Speichelbildung in den Speicheldrüsen hemmen, Konsumenten klagen häufiger über einen trockenen Mund. So fehlt es an Probematerial (Daldrup 2011, S.77 ff).


Gängige Speicheltestgeräte:

Securetec Drugwipe 5+

Der Test ist stark hygroskopisch und bei beschädigter Verpackung nicht mehr zu gebrauchen. Der blaue Deckel muss vom Unterteil getrennt werden. Zum Gebrauch muss der Deckel mit zwei Fließstreifen in den Mund geführt werden. Durch die Fließstreifen wird von der Zunge und in den Wangentaschen Speichel aufgenommen. Der Speichel läuft mit einer Hilfsflüssigkeit in das Testfeld. Dort wird nach einigen Minuten zunächst die rote Kontrolllinie erscheinen. Der Test ist nun funktionstüchtig. Positive Stoffe werden auch mit einer roten Linie angezeigt (securetec).

MAVAND Rapid STAT

Um den Speichelfluss bei der Testperson zu erhöhen, wird ein Aromafeld am Test gerieben und von der Testperson einige Sekunden lang eingeatmet. Anschließend wird mit dem Probenehmer 30 Sekunden lang durch eine Drehbewegung im Mund, besonders in den Wangentaschen, Speichel entnommen. Letztlich wird der Speichel in einer Probelösung mit Zuhilfenahme einer Pipette in das Analysefeld getropft. Nach einer Wartezeit von einigen Minuten zeigen sich rote Kontrolllinien (Mavand).

Dräger Drugtest 5000

Das Drogen- Analysesystem besteht aus dem Probenehmer und dem Analysegerät. Der Proband muss das Mundstück bis zu vier Minuten im Mund mit Speichel befeuchten. Die Speichelprobe wird mit Probenehmer in das Analysegerät geschoben. Die Auswertung im Gerät beginnt. Der Bediener wird über die Aufforderungen im Display durch das Menü geführt. Das Ergebnis wird am Gerät digital angezeigt (Draeger).

Keratin

Körperbehaarung (Hornfäden), und Fingernägel/Fußnägel bestehen im Wesentlichen aus Keratin. Durch den Aufbau in Schichten werden Medikamente und Drogenrückstände in diesen sehr haltbaren Keratinstrukturen eingeschlossen (Grotenhermen 2004, S. 90 ff). Das untersuchte Material kann für Aussagen über ein zurückliegendes Konsumverhalten herangezogen werden. Allerdings sind Haare oder Fingernägel/ Fußnägel als Untersuchungsmaterial aufgrund des aufwendigen Analyseverfahrens für einen Drogenvortest nicht verwendbar (Kryo-Mahlen 2005).

Kriminologische Relevanz

Drogentests sind Kontrolltechniken zur Identifikation und Klassifizierung von Effekten. Sie werden zur Einschätzung von sozialen Gruppierungen bezüglich ihrer Gefährlichkeit verwendet (Paul/ Egbert 2013,S. 233ff). Darüber hinaus bilden sie einen Bestandteil des Strafrechts und des Strafprozessrechtes. Durch Drogentests, als technisches Verfahren, besteht die Möglichkeit Abweichungen, die normüberschreitend sind, zu detektieren und sichtbar zu machen.

Literatur

Bettina Paul/ Simon Egbert : Augenscheinlich überführt: Drogentests als visuelle Selektionstechnologie. In Krankheitskonstruktionen und Krankheitstreiberei Dellwing/ Harbusch ( Hrsg.) 2013 , Wiesbaden: Springer VS – Verlag für Sozialwissenschaften S.233-269.

Daldrup: Cannabiskonsum- Nachweisbarkeit, zeitlicher Verlauf, forensische Bedeutung, in Arnold (Hrsg.) Suchtkrankheiten: Diagnose, Therapie und analytischer Nachweis, Berlin Heidelberg 1988. S.39- 51.

Daldrup Neue Erkenntnisse zur Beurteilung der Blutprobenbefunde, Blutalkohol, Vol 45 Lübeck 2008. Supplement 2. S.2-4.

Daldrup Naturwissenschaftliche Grundlagen der Fahrlässigkeit- Zeitspanne der Nachweisbarkeit- Zuverlässigkeit von Drogenvortests, Blutalkohol Vol. 48, Lübeck 2011, S.72-79.

Daldrup, Entscheidung zwischen einmaligem/ gelegentlichem und regelmäßigem Cannabiskonsum, Blutalkohol Vol.37, Lübeck 2000, S.40.

Gehrmann, Grenzwerte für Drogeninhaltsstoffe im Blut und die Beurteilung der Eignung im Fahrerlaubnisrecht, Neue Zeitschrift für Verkehrsrecht (NZV) München 2008, S. 377-383.

Grotenhermen, Cannabis und Cannabinoide Pharmakologie, Toxikologie und therapeutisches Potential 2.Auflage, Bern 2004. ISBN 978-3456841052

Haase/ Sachs Drogenfahrten mit Blutspiegel unterhalb der Grenzwerte der Grenzwertkommission- Straftat, Ordnungswidrigkeit oder Einstellung, Neue Zeitschrift für Verkehrsrecht (NZV) München 2008, S.9ff.

Schütt/ Barbara Bröker: Grundwissen Immunologie, Spinger Spektrum Akademischer Verlag; Auflage: 3. Aufl. 2011. ISBN 978-3-8274-2647-5

Pötzsch/ Madlener Hämostaseologie: Grundlagen, Diagnostik und Therapie 2.Auflage, Berlin Heidelberg 2009. ISBN 978-3642015434

Weblinks

Berit Uhlmann (2012): Voll auf Mohnkuchen, Probleme mit Drogen-Schnelltests http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/probleme-mit-drogen-schnelltests-voll-auf-mohnkuchen-1.1414347 (aufgerufen am 22.02.2014)

DRUID Project No. TREN-05-FP6TR-S07.61320-518404-DRUID Per se limits - Methods of de-fining cut-off values for zero to-lerance http://www.druid-project.eu/cln_031/nn_107548/Druid/EN/deliverales-list/downloads/Deliverable__1__4__2,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/Deliverable_1_4_2.pdf (aufgerufen am 22.02.2014)

Frank Siering (2005): Bitte anstellen zum Pipi-Test http://www.handelsblatt.com/unternehmen/management/strategie/drogen-tests-in-firmen-bitte-anstellen-zum-pipi-test/2529850.html (aufgerufen am 02.01.2014)

Kryo-Mahlen (2005): Homogenisieren von Proben, In: Laborpraxis. http://www.laborpraxis.vogel.de/labortechnik/probenvorbereitung/dispergierer/articles/135616/ (aufgerufen am 01.02.2014)

Michael Uhl, Frank Scheufler (2006) Analyse von Haarproben für Strafverfahren. In: Laborpraxis http://www.laborpraxis.vogel.de/analytik/chromatographie/gaschromatographie/articles/102636/ (aufgerufen am 28.02.2014)

http://www.draeger.com/sites/de_de/Pages/Polizei/Draeger-DrugTest-5000.aspx (aufgerufen am 02.01.2014)

http://www.mavand.de/de/produkte/drogenschnelltests/rapid-statr.html (aufgerufen am 02.01.2014)

http://www.securetec.net/ (aufgerufen am 02.01.2014)

http://www.nal-vonminden.com/de/schnelltests/cat/drogentests.htm (aufgerufen am 03.03.2014)