Doping

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Definition

Als Doping wird im Deutschen (wie auch im Englischen und in manchen anderen Sprachen) die nicht erlaubte Einnahme, Injektion oder sonstige Internalisierung leistungssteigernder Substanzen (manchmal auch anderer Mittel) zur Erzielung besserer Resultate in sportlichen Wettbewerben bezeichnet. Die Herkunft des Begriffs ist unklar (Südafrika; Kafferndialekt; Niederlande; USA).


Definition der Welt- Anti- Doping Agentur (WADA) und des Internationalen Olympischen Komitees (IOC)[1]

Doping ist das Vorhandensein einer verbotenen Substanz, deren Metaboliten oder eines Markers in Körperbestandteilen eines Athleten. Doping ist die Verwendung von Substanzen aus den verbotenen Wirkstoffgruppen und die Anwendung verbotener Methoden, u.s.w. (World Anti- Doping Code, Artikel 1 und 2) (Verwies)


Definition des Komitees des Europarates für außerschulische Erziehung 1963[2]

Doping ist die Verabreichung oder der Gebrauch körperfremder Substanzen in jeder Form und physiologischer Substanzen in abnormaler Form oder auf abnormalem Weg an gesunden Personen mit dem einzigen Ziel der künstlichen und unfairen Steigerung der Leistung für den Wettkampf. Außerdem müssen verschiedene psychologische Maßnahmen zur Leistungssteigerung des Sportlers als Doping angesehen werden.


Definition des Deutschen Sportbundes von 1977 [3]

Doping ist der Versuch einer unphysiologischen Steigerung der Leistungsfähigkeit des Sportlers durch Anwendung (Einnahme, Injektion oder Verabreichung) einer Doping-Substanz durch den Sportler oder eine Hilfsperson (z.B. Mannschaftsleiter, Trainer, Betreuer, Arzt, Pfleger oder Masseur) vor einem Wettkampf oder während eines Wettkampfes und für die anabolen Hormone auch im Training.

Geschichte des Doping

Bereits aus der Antike ist bekannt, dass Athleten leistungssteigernde Substanzen (z.B. das Essen von Stierhoden) zu sich nahmen, um einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Diese Tendenzen zogen sich, ohne größere Bedeutung zu erlangen, quer durch die Geschichte des Leistungssportes. Zur Zeit der Jahrhundertwende wurden erstmals vermehrt Fälle von Kokain-, Morphin-, Strychnin- und Koffein Einnahmen bei Sportlern in Europa festgestellt [4]. Der Begriff des Doping taucht als lexikalischer Eintrag erstmals 1899 in England in Verbindung mit dem Pferderennsport auf. Seit Anfang der 1950er Jahre wurden die ersten Fälle von Anabolika Einnahmen bei russischen Sportlern festgestellt. Diese hauptsächlich zur Gewichts- und Kraftsteigerung eingenommenen Mittel wurden spätestens auch bei den Olympischen Spielen (OS)1960 in Rom von West- und Mitteleuropäischen Teilnehmern eingenommen. Nach dem aufgrund von leistungsfördernden Substanzen basierenden Tod von zwei Radrennsportlern in den Jahren 1960 und 1965 (Tom Simpson) drängte man auf ein Verbot dieser Substanzen. Die ersten Wettkampfkontrollen wurden bei den Weltmeisterschaften 1967 im Radsport und modernen Fünfkampf durchgeführt. Bei groß angelegten Untersuchungen in den 90er Jahren in Deutschland wurde festgestellt, dass Sportlern in der ehemaligen DDR jahrzehntelang systematisch, medizinisch Überwacht Doping verabreicht wurde [5]. In diesem Zusammenhang stellte die Forschungsgruppe jedoch auch fest, dass in den alten Bundesländern ebenso in nicht unerheblichem Umfang gedopt wurde.


Beschlüsse, Stellungnahmen und Konventionen

  • 1927 Anti- Doping- Position des Deutschen Sportärztebundes (DSÄB)
  • 1965 Verurteilung von Doping auf einem Anti- Doping- Symposium in Berlin mit deren Fortsetzung des DSÄB auf Symposien 1977 in Kiel und in den 80er Jahren
  • 1972 erste schriftliche Aufstellung von Doping Substanzen durch das Internationale Olympische Komitee (IOC)
  • Seit 1988 (OS in Seoul) Verschärfung der Dopingkontrollen im Wettkampf und im Training gemäß dem durch die medizinische Kommission des IOC aufgestellten Regelwerk der Olympischen Charta (Verweis)
  • Seit 1989 regelmäßige Weltkonferenzen über Anti- Doping- Maßnahmen
  • 1989 Anti- Doping- Konvention des Europarates


Kategorisierungen

Doping Substanzklassen [6]

1. Stimulanzien (Verweis)

2. Narkotika (Verweis)

3. Anabole Wirkstoffe (Verweis)

4. Diuretika (Verweis)

5. Peptid- und Glycoproteinhormone sowie Analoge (Verweis)


Verbotene Methoden [7]

1. Blutdoping (Verweis)

2. Pharmakologische, chemische und physikalische Manipulationen der Urinprobe (Verweis)


Substanzklassen mit gewissen Einschränkungen [8]

1. Alkohol

2. Cannabis

3. Lokalanästhetika

4. Kortikosteroide

5. Betablocker

Dopingkontrollen

Dopingkontrollen werden bei Wettkämpfen und seit 1990 auch in der Trainingsphase eingesetzt. Es wird zwischen Angekündigten und unankekündigten Kontrollen unterschieden [9]. Wissenschaftler fordern allerdings auch Kontrollen außerhalb des Trainings, da beispielsweise anabole Steroide bei kurzfristiger, rechtzeitiger Absetzung nicht mehr nachweisbar sind. Einer Kontrolle werden grundsätzlich solche Sportler unterzogen, welche eine bestimmte Platzierung erreicht haben als auch solche, die per Losverfahren bestimmt wurden. Hierbei muss der Athlet unter Aufsicht eine Urinprobe abgeben, die in zwei Behältnissen (A- Probe und B- Probe) getrennt, versiegelt und beschriftet aufbewahrt werden. Die Probe wird im zuständigen Labor geprüft (in Deutschland Köln oder Dresden)[10] und bei positivem Ergebnis unter Anwesenheit des Sportlers sowie eines Offiziellen ein nochmalige Analyse (Gegenanalyse) durchgeführt[11]. Die gängigsten Verfahren sind hier die Massenspecktrometrie und die Gaschromatographie. Seit dem Jahr 2000 gibt es auch die Möglichkeit ein Analyseverfahren für das so genannte Erythropoietin (EPO) durchzuführen. Sind beide Proben positiv gestestet worden drohen den Athleten Wettbewerbsausschluss, nachträgliche Disqualifikation und Sanktionen durch den Fachverband in Form von Sperren und Geldstrafen bis zu einem Jahresgehalt.

Kontrollorgane in Deutschland

1991 wurde auf Beschluss des Deutschen Sportbundes (DSB) eine Anti- Doping- Kommission (ADK) und eine Ad- Hoc- Kommission gegründet. Aufgabe der ersten ist es seit dem, Dopingkontrollen außerhalb der Wettkämpfe zu überwachen. Zweitere nimmt ausschließlich Beratungsaufgaben bezüglich aktueller Dopingfragen wahr. Seit 1992 wird die ADK als gemeinsame Kommission des DSB und des Nationalen Olympischen Komitees (NOK)neben der Nationalen Anti Drogen Agentur (NADA) für Dopingproben eingesetzt. Grundlage ist hier seit 2004 das Regelwerk der Nationalen- Anti- Doping- Agentur welches auf dem Code der WADA basiert.


Adressaten der Kontrollen

Seit 1994 gehören dazu[12]:

  • Athleten aus dem A, B, C, D Kader
  • Ehemalige Kaderangehörige mit Reaktivierungschance
  • Mitglieder der St Kaders
  • Mögliche Teilnehmer (auch Kaderlos) an Meisterschaften und Länderkämpfen


Neuere Entwicklungen beim Doping

EPO- Missbrauch[13]

Dieser hat sich besonders im Radsport zu einem beliebten leistungssteigernden Dopingmittel entwickelt. Die genetisch- künstlich hergestellte Substanz ist erst seit dem Jahr 2000 durch einen vom IOC entwickelten kombinierten Blut- Urintest nachweisbar. Einen der größten EPO-Skandale hatte die Tour de France im Jahr 1998, als 400 Ampullen der Substanz bei einem Masseur gefunden wurden. Für insgesamt sieben Teams endete damals die Tour de France vorzeitig.


NESP(Verweis)- Missbrauch[14]

Hierbei handelt es sich um ein Nachfolgeprodukt von EPO, was 2001 auf den Markt kam und beim IOC auf die Liste der „dem Doping verwandten Substanzen“ aufgeführt ist. Durch die erhöhte biologische Wirksamkeit und verlängerte Plasmahalbwertzeit (Verweis) bringt es den Vorteil einer verkürzten Anwendungshäufigkeit mit sich. Die bereits in dem Jahr als Blutdopingmittel verwandte Substanz konnte sowohl bei der Spanienrundfahrt als auch bei den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City nachgewiesen werden. Die Folge waren mehrfache Disqualifizierungen von Spitzenathleten.


Gendoping[15]

Die Veränderung des Erbgutes zur Leistungssteigerung wird wohl zukünftig ein zentrales Thema beim Doping spielen, da eine missbräuchliche Nutzung von therapeutischen Entwicklungen sehr nahe liegen könnte. Zwei Möglichkeiten stehen besonders im Blickpunkt des potentiellen Missbrauches:

1. Die dauerhafte Erhöhung der Produktion von körpereigenem Erythropoietin

2. Förderung des Muskelwachstums durch Veränderung der DNA

In beiden Bereichen hat die Forschung enorme Fortschritte gemacht. Probleme welche sich aus der missbräuchlichen Nutzung dieser Forschung ergeben könnten wären, dass ein Nachweis aufgrund des Fehlens von Fremdstoffen im Körper ggf. nur über eine DNA Analyse möglich wäre. Eine Überproduktion körpereigener Stoffe oder Zellen könnte nun immer als angeboren deklariert werden.

Verbot oder Freigabe?

Nach den letzten Doping Skandalen, und den damit verbundenen „Absturz des Profi-Radsportes“ bei der Tour de France 2007 hat diese Diskussion ihren bisherigen Höhepunkt erreicht. Die Frage was der richtige Weg im Umgang mit Doping ist bleibt aber nach wie vor offen.

Ist das Leistungsstreben im Sport auch eine Frage der Moral? Oder soll es nicht gerade im Leistungssport ausschlißlich darum gehen Entwicklungen voranzutreiben und mehr Leistung zu erbringen? Mit dem Werteargument [www.abendblatt.de/daten/2007/06/18/757389.html] hatte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes [16] , Thomas Bach, eine neue Debatte angestoßen. Nach seiner Auffassung haben gerade Leistungssportler eine „moralische Vorbildfunktion“, die nicht missbraucht werden dürfe. Insofern dürfe Doping nicht freigegeben, sondern müsse mit allen Mitteln bekämpft werden. Besonders in der heutigen Zeit sei es beispielsweise jungen Menschen nicht plausibel erklärbar warum ihre Idole dopen dürften, sie selber aber keine Drogen konsumieren dürfen. Darüber hinaus sei es zwingend notwendig allen Sportlern die gleichen natürlichen Voraussetzungen zu garantieren um einen gerechten Sport vertreten zu können. Auch Stimmen für ein Anti- Doping Gesetz wurden laut, so dass die Athleten nicht nur auf sportlicher sondern auch auf strafrechtlicher Ebene Konsequenzen erwarten müssten, sollten sie dopen.

Auf der anderen Seite wird argumentiert[17], dass nur aus dem Streben nach höheren Leistungen bestmögliche Erfolge gefeiert werden könnten. Zu diesem Streben gehöre auch die Leistungsfähigkeit des Menschen zu erhöhen, wie es im Motorsport auch betrieben wird. Das Gleichheitsargument wäre ebenfalls falsch, da ja jeder Sportler die Möglichkeit hätte entsprechende Substanzen zu nutzen. Darüber hinaus sei es heuchlerisch momentan von gleichen Voraussetzungen zu sprechen, wenn man sich allein die gesellschaftlichen Voraussetzungen der unterschiedlichen Nationen und Ihrer Athleten ansieht, die später gegeneinander antreten. So lege ein Regelwerk zwar Fairnissabläufe fest aber keine Gleichheit. Die moralischen Bedenken seien drüber zu vernachlässigen, da Moral den leistungsoptimierenden Gedanken nur hemmen würde. So wäre es früher moralisch undenkbar gewesen weibliche Athletinnen in der Öffentlichkeit starten zu lassen und schon gar nicht mit hautengen Kleidungsstücken und kurzen Haaren. Bezüglich des Gesundheitsaspektes entgegnen die Doping Befürworter, dass Leistungssportler schon immer vorsätzlich ungesunde aber leistungssteigernde Dinge getan hätten und dies auch immer noch zun würden. Hier komme auch niemand auf eine Doping Idee. Der Körper würde zum Preis von Anerkennung und Ruhm vor der Öffentlichkeit systematisch verbraucht. Mit dem Wert „Gesundheit“ habe dies nichts zu tun, dieser sei, wenn überhaupt, nur Mittel zum Zweck [18].


Weblinks


Literatur

  • Blood boosting, S.Leigh-Smith, British Journal of Sports Medicine, Vol 23, February 1, 2004
  • Doping - von der Analyse zur Prävention. Sportentwicklungen in Deutschland, Band 13, Gerhard Treutlein; Andreas Singler aus der Reihe Sportentwicklungen in Deutschland, Meyer + Meyer Fachverlag, 2001
  • Doping - Sanktionen, Beweise, Ansprüche, Jochen Fritzweiler, Beck Juristischer Verlag , Stämpfli Verlag , Manz Wien
  • Doping, Michael Gamper; Felix Reidhaar; Jan Mühlethaler; Jan Mühlethaler, NZZ Libro, 2000
  • Doping. Wissen, Band 2345, Rudhard Klaus Müller; Rudhard K Müller, aus der Reihe Wissen, C. H. Beck, 2004
  • Die Ökonomie des DOPINGS, Frank Daumann, Merus Verlag, 2007
  • Dopingprävention in Europa- Grundlagen und Modelle, Knörze; W. Spitzer; Treutlein; Gerhard, Meyer & Meyer, 2006
  • Doping. Von der Forschung zum Betrug, Brigitte Berendonk, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Berlin 1992
  • DER SPIEGEL, Prozesse: Blaue Schatten ,Spiegel vom 24.10.2005, Maik Großekathöfer