Do the Right Thing

Do The Right Thing ist ein Spielfilm des US-amerikanischen Regisseurs Spike Lee aus dem Jahr 1989, welcher vor allem hinsichtlich seiner Präsentationen von Ideen der Kritischen Kriminologie von kriminologischer Bedeutung ist. Der Film behandelt dabei auf kontroverse Art und Weise Fragen der Ethnie, des sozialen Status und sozialer Konflikte.


Grundkonflikt

Der auf den Titel des Films bezogene Grundkonflikt wird von Spike Lee durch die Gegenüberstellung zweier Zitate der amerikanischen Bürgerrechtler Dr. Martin Luther King[4] und Malcolm X[5] im Abspann des Films verdeutlicht und lautet dabei: Was heißt es überhaupt das Richtige im Kontext ethnischer Unterdrückung zu tun? Dabei ist das Zitat von Dr. King ein Plädoyer für einen gewaltfreien Kampf um Rechte von Unterdrückten, wodurch er die "ethics of reform" [1]repräsentiert: "Violence is immoral because it thrives on hatred rather than love. It destroys a community and makes brotherhood impossible. It leaves society in monologue rather than dialogue". Malcolm X, wird dem gegenüber als das Symbol einer Haltung positioniert, die gewaltsames Vorgehen durchaus für legitim hält, sofern dadurch soziale Ungleichheiten und strukturelle Hierachien überwunden werden. Dadurch vertritt er die "ethics of revolution"[1]:"and it doesn't mean that I advocate violence, but at the same time I am not against using violence in self-defense. I don't even call it violence when it's self-defense, I call it intelligence".


Der Film spannt dabei im Verlauf der Handlung ein Netz um diese binäre Gegenüberstellung, indem Figuren und Motive der einen oder anderen Richtung zugeordnet werden. Spike Lee als Regisseur und Autor des Films versucht dabei ein Gleichgewicht zwischen den beiden Polen herzustellen, wodurch der Film in seiner Ambiguität selbst keine Antwort auf die Frage gibt, was es bedeutet das Richtige zu tun. In einem Interview äußerte er sich darüber folgendermaßen [2]: "To me the intention was always to be ambigious. Let the audience decide who did or who didn't do the right thing. [...] And as we know now, even if they were diverse in ideology, they were still trying to found a common ground. [...] So it was never my intention to be down with either one of them."


Der teilweise von vor allem weißen Kritikern kritisierte Film als Anstachler von Unruhen [2] wurde aber auch gerade für diese Ambiguität unter anderem durch die Kritikerlegende Roger Ebert gelobt [3]: "He has much to be angry about, but I don't find it in his work. The wonder of Do the Right Thing is that he is so fair".


Handlung

Die Handlung des Films besteht grundsätzlich aus einer Reihe verknüpfter Episoden, welche innerhalb eines Häuserblocks in dem New-Yorker Stadteil Bedford-Stuyvesant (Bed-Stuy) spielen, einem Teil Brooklyns und in den 1980er Jahren bekannt als afro-amerikanisches Ghetto[6]. Der Film selbst spielt lediglich innerhalb von 24 Stunden, wodurch gepaart mit der Einheit der Handlung und des Ortes der Film auf Grundlage des klassischen aristotetilischen Dramenschemas [7] konzipiert ist.

Die Handlung dreht sich zentral um Sal's Famous Pizzeria, welche der namensgebende Sal (Danny Aiello) mit seinen zwei Söhnen Pino (John Torturro) und Vito (Richard Edson) betreibt. Sal ist dabei ein etwa 40-jähriger, weißer Amerikaner italienischer Abstammung, der seine Pizzeria schon lange Zeit und gerne in dem -vor allem von Afro-Amerikanern bewohnten Viertel betreibt. Sein Sohn Pino hingegen hasst es in einem derartigen Milieu zu arbeiten, was er bei jeder sich bietenden Gelegenheit durch Zuhilfename zahlreicher, rassistischer Stereotypen über die afro-amerikanischen 'Nachbarn' zum Ausdruck bringt: "You gold-teeth-gold-chain-wearin', fried-chicken-and-biscuit-eatin', monkey, ape, baboon, big thigh, fast-runnin', high-jumpin', spear-chuckin', three-hundred-sixty-degree-basketball-dunkin' titsun spade Moulan Yan. Take your fuckin' pizza-pizza and go the fuck back to Africa." Vito andererseits ist ein eher sanftmütiger und relativ vorurteilsfreier Charakter, der durchaus Empathie gegenüber der schwarzen Bevölkerung zeigt. Die Hauptfigur des Films Mookie -gespielt von Spike Lee selbst- arbeitet als Lieferjunge in Sal's Pizzeria und ist vor allem mit Vito befreundet, was einen Keil zwischen die Beziehung Vitos zu seinem Bruder treibt.

So vorurteilsfrei sich Sal vor allem gegenüber Mookie zu geben versucht, dem er zahlreiche Nachlässigkeiten durchgehen lässt, sosehr ist er auch seiner Rolle als Besitzer der Pizzeria verpflichtet. So entbrennt bereits ein erster Konflikt am Morgen des dargestellten Tages als die Figur Buggin' Out (Giancarlo Esposito) Sal fragt, weshalb an seiner 'Wall of Fame' lediglich italo-amerikanische Berühmtheiten abgebildet sind und keine afro-amerikanische. Sal macht dabei Buggin' Out unmissverständlich deutlich, dass er als Besitzer die Kulturhoheit in seinem Laden hat und lässt ihn daraufhin von Mookie hinaus werfen. Dies setzt ein Kette von Ereignissen in Gang, welche mit der Reaktion von Buggin Out auf den Rausschmiss beginnt, nämlich indem er versucht andere Bewohner des Viertels zu überreden Sals Pizzeria zu boykottieren, bis hin zum kulminierenden Höhepunkt des Tages.

Bevor es aber zu diesem kommt, zeigt uns der Film die vielen Facetten des Lebens in Bed Stuy, indem wir Mookie bei seinen Botengängen folgen. Wir treffen drei frustrierte arbeitslose Schwarze, welche in ihren Stühlen entlang der Straße sitzen und sich über den neuen koreanischen Laden auslassen. Wir lernen Mookies mexikanische Freundin Tina (Rosie Perez) kennen, welche mit Mookie einen Sohn hat und die -bekräftigt durch ihre Mutter- Angst vor Mookies legerer Arbeitshaltung und Verantwortungslosigkeit hat. Wir lernen weiße Polizisten kennen, deren Hass auf die schwarze Bevölkerung sich in tiefem Argwohn gegenüber dieser äußert. Wir lernen den geistig beeinträchtigten Smiley (Roger Guenveur Smith) kennen, der versucht durch den Verkauf Fotos von Malcolm X und Dr. King ein wenig Geld zu verdienen, aber von allen anderen Figuren ignoriert wird. In dieser Form mäandriert der Film den Tag entlang, wobei wir eine Atmosphäre des gegenseitigen Misstrauens und Rassismus durch die verschiedenen ethnischen und sozialen Gruppen kennen lernen, und so langsam das Bild eines Dampfkessels entsteht, dessen Druck im Inneren immer weiter zunimmt. Dabei wird dieser Zustand durch die Hitze des Tages symbolisiert, denn der Film spielt am heißesten Tag des Jahres und die Hitze verschärft immer mehr die entstehenden Konflikte ("The Heat just makes it worse" [2]). Dies äußert sich in einer der zentralen Szenen des Films , als verschiedene Figuren als Vertreter verschiedener ethnischer Gruppen, in die Kamera sprechend und dabei den Zuschauer ansehend, sich nacheinander und gegenseitig mit den jeweiligen Stereotypen aller Art beschimpfen.

Die Kulmination dieser Konflikte findet dann am Abend statt als Buggin' Out gemeinsam mit Radio Raheem in Sal's Famous Pizzeria gehen. Die Figur Radio Raheem (Bill Nunn) trägt dabei, wie auch in allen bisherigen Szenen, eine Boombox, einen überdimensionierten Kasettenabspieler mit Lautsprechern, welcher das Lied Fight the Power von Public Enemy spielt. Die beiden verlangen -vor dem Hintergrund der laut donnernden Musik- von Sal, dass auch afro-amerikanische Persönlichkeiten als Fotos an der Wand aufgehängt werden sollen. Daraufhin zerschlägt Sal die Boombox mit einem Baseballschläger, wodurch es zu einem Tumult mit immer mehr Beteiligten innerhalb und außerhalb der Pizzeria kommt. Als schließlich die Polizei kommt, versucht sie die Kämpfe aufzulösen, wobei Radio Raheem vor den Augen der schockierten Einwohner von Bedford Stuywesant mutwillig durch einen Polizisten ermordet wird. Nach einem kurzen Moment der Ruhe, wirft Mookie das Fenster der Pizzeria ein, wodurch dies als Anstoß dazu dient diese komplett zu zerstören und zu weiteren nachhaltigen Tumulten führt. Der Film endet mit einer Szene, in der Sal am nächsten Tag vor seinem zerstörten Laden steht und die Scherben seiner Existenz betrachtet. Als Mookie hinzukommt und von ihm seinen Wochen-Lohn verlangt, wirft ihm Sal das Gelt zusammengeknüllt hin.


Kriminologische Perspektive

Die Relevanz des Filmes für die Kriminolgie ergibt sich bereits aus der Grundfrage die der Film stellt: Ist die Zerstörung von Sal's Famous Pizzeria ein Akt des Verbrechens und falls ja, wer ist schuld an diesem? Dabei wird die Frage kontrastiert durch die Ambiguität der beiden oben erwähnten Zitate zum Schluss des Films. Ferner aber bietet die Handlung des Filmes zahlreiche Anlnüpfungspunkte an kriminologische Theorien vor allem unter der dem Paradigma der kritischen Kriminologie [4]. In Bezug auf die Handlung können diese als Erklärungsansätze für die Vorgänge im Film gesehen werden.

Kritische Kriminologie und Do The Right Thing

Die kritische Kriminologie [8], welche vor allem im Großbrittanien der 1970er paradigmatisch popülar wurde, operiert dabei mit zwei Grundvoraussetzungen: Erstens wird die Kontingenzperspektive auf Kriminalität des Labeling Ansatzes [9] übernommen, wodurch vor allem die Bedingungen unter denen jemand als kriminell bezeichnet wird, in Frage gestellt werden. Zweitens wird die, für die Vertreter der kritischen Kriminologie, zu unpolitische Ausrichtung des Labeling Ansatzes mithilfe vor allem marxistischer Ideen politisiert. Die zentrale Annahme ist dabei die, dass kapitalistische Systeme vor allem kriminogen agieren, sie also Verbrechen auf Basis des Arbeiter/Kapitalisten Ausbeutungsverhältnisses erschaffen und erzwingen [5]


"Like labelling, they argued that crime and deviance should be understood as part of the process of social control, but social control was determined by the needs of capitalism". (McLaughlin 2010: 155)


Eine zentrale Überschneidung zwischen der Thematik des Films und den theoretischen Ideen findet dabei in der empirischen Grundlage sozialer Konflikte Anfang der 1980 in Großbrittanien für die Theorie statt, wobei der Wunsch der beteiligten Kriminologen (z.B.: Stanley Cohen) entstand eine Seite innerhalb dieser Konflikte einnehmen zu können. Wenn wir uns nun die Handlung von Do The Right Thing ansehen, erkennen wir nämlich durchaus Parallelen zu den formulierten Theoriekonzepten [4]. So ist der zentrale Grund für den Konflikt am Ende des Films, nicht unbedingt der ethnische Konflikt, zwischen Sal und Buggin' Out sondern vor allem die Tatsache, dass Sal in seiner Position als Besitzer der Pizzeria, somit in seiner Funktion als Kapitalist auch gleichzeitig die Definitionshochheit und Hegemonie über die kulturellen Bilder innehat. So bestimmt er was in seiner Pizzeria aufgehängt wird und nicht die Personen die von seiner Pizza leben. Es handelt sich somit vor allem um einen Kampf um kulturelle Definitionen, welche aufgrund der sozialen Klassenzugehörigkeit ein klares Hierarchieverhältnis aufweisen. Die gewalttätige Reaktion von Buggin' Out und Radio Raheem kann aus dieser Perspektive als die letzte Möglichkeit gedeutet werden, das eigene kulturelle Verständnis durchzusetzen, mangels anderer Alternativen. Dadurch wird die eingangs gestellte Frage, wer Täter und wer Opfer in Do the Right Thing ist verschärft.


Sal selbst zeigt durch die Zerstörung von Radio Raheems Boombox, dass er seine Kulturkonzeption mit den ihm vefügbaren materiellen Mitteln durchzusetzen weiß. Daran anschließend wird ein weiterer Aspekt der kritischen Kriminologie virulent, nämlich die Frage, inwiefern der Staat bestimmte Partikularinteressen stützt, nämlich die der Kapitalisten, indem Mitglieder des Ploretariats subordiniert werden und als Verbrecher gelabelt werden. Diesen Gedanken sehen wir am Verhalten der Polizei in Do the Right Thing, welche sich automatisch auf Radio Raheem stürzt, ohne einen Moment des Zweifels darüber zu haben, wer für die Situation verantwortlich sein könnte. Die Willkürlichkeit der Kateogorie Verbrechen offenbart Spike Lee, durch den von einer staatlichen Behörde verübten Mord, welcher die These der kritischen Kriminologie unterstreicht, dass "the state is organised to serve the interests of capitalist ruling class" [5]. Somit ist vor allem die Frage nach dem wer oder was ein Verbrecher ist und in welchem Kontext dies ausgehandelt wird, sowohl eine zentrale theoretische Dimension der kritischen Kriminologie wie auch des Films Do The Right Thing. Dabei wird vor allem eine Vielschichtigkeit sozialstruktureller Konflikte offenbart, indem Kultur ebenso wie kulturelle und ethnische Stereotypen flexibel durch durch die Figuren eingesetzt werden und dabei vor allem das Label des Verbrechens in besonderer Weise seine Kontingenz entfaltet.

Einzelnachweise

  • Do The Right Thing. USA 1989, 120 Min., Regie: Spike Lee, Drehbuch: Spike Lee, Verleih: Universal Pictures
  1. 1,0 1,1 McKelly, James C. (1996): The Double Truth Ruth: Do the Right Thing and the Culture of Ambiguity. African American Review Vol. 32, No. 2: 215-227, online unter: [1]
  2. 2,0 2,1 2,2 The Root: Spike Lee Speaks About 'Do the Right Thing' 20 Years later. Videointerview, zu finden unter: [2]
  3. Ebert, Roger (1989): Do The Right Thing. Online unter: [3]
  4. 4,0 4,1 Rafter, Nicole; Brown, Michelle (2011): Criminology Goes to the Movies. New York: New York University Press: 138-151.
  5. 5,0 5,1 Mclaughlin, Eugene (2011): Critical Criminology. In: Ders.; Newborn, Tim: The Sage Handbook of Criminological Theory. London: Sage: 153-175

Weblinks

Artikel wurde erstellt von Norbert Strehle