Dark Net

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Das Dark Net ist ein Teil des Internets, der nicht ohne Weiteres für jedermann zugänglich ist. Besondere Verschlüsselungssysteme sorgen für hohe Anoymität des Benutzers. Was ursprünglich für nachrichtendienstliche Zwecke geschaffen wurde und die freie Meinungsäußerung für jedermann ermöglichen sollte, wird heute zunehmend für kriminelle Aktivitäten genutzt.


Das Dark Net

Das „World Wide Web“ kann damit beschrieben werden, dass es sich in drei Ebenen einteilen lässt. Die Oberflächenebene, das so genannte „Surface Web“ ist das für alle Nutzer sichtbare Netzwerk. Es erlaubt Zugriffe auf sämtliche frei zugängliche Webseiten wie zum Beispiel Google, Bing und Wikipedia.

Die zweite Ebene bildet das so genannte „Deep Web“. Darin sind Webseiten eingebettet, die nicht ohne weiteres zu erreichen sind. Das heißt, dass hier ein Zugang zu den Seiten und Daten nur über ein Passwort oder einen Code möglich ist. Neunzig Prozent aller Informationen, die im Internet zur Verfügung stehen, sind hier zu finden. Die dritte Ebene ist das so genannte „Dark Net“ oder auch „Dark Web“ (Schattennetz). Das Dark Net ist ein Teil des Deep Web.

Das Dark Net ist als Teil eines Projektes von Informatikern entwickelt worden und durch die US-Regierung mit dem Zweck installiert worden, dem Nutzer absolute Anonymität zu gewährleisten. Ursprünglich war das Dark Net für Geheimdienste und deren Agenten geschaffen worden, damit deren Anonymität bei ihren geheimen Aktivitäten gewahrt bleiben sollte. Ein weiterer Gedanke für die Schaffung dieses Netzwerkes war, dass es der freien Meinungsäußerung dienen soll, für Menschen, denen für ihre Meinungsäußerungen in ihrem Land möglicherweise staatliche Verfolgung droht. (vgl. [1])


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Bewegt sich der Nutzer im Surface Web oder Deep Web, so hinterlässt dieser bei allen Aktivitäten seine persönliche IP. Diese erlaubt die Rückverfolgung zum Nutzer und letztlich seine Identifizierung. Dies kann bei illegalen Aktivitäten eben dazu führen, dass eine Identifizierung und damit eine Strafverfolgung des Nutzers möglich werden. Natürlich werden diese Daten mitunter auch für andere sichtbar und von Firmen zu wirtschaftlichen Zwecken genutzt.

Was ursprünglich für gute Zwecke gedacht war, bleibt Kriminellen selbstverständlich nicht lange verborgen, die dieses System für sich und ihre Zwecke Gewinn bringend zu nutzen wissen. Doch niemand hatte wohl im Sinn, Kriminellen eine digitale Unterwelt zu schaffen.


Funktionsweise des Dark Net und des „Onion-Prinzips“

Während man im Surface Web lediglich eingeschränkt anonym bleibt und dadurch relativ schnell identifizierbar ist, bietet das Dark Net durch seine Struktur eine wesentlich höhere Anonymität. Dies wird zum Beispiel durch das sogenannte „Onion Routing“ möglich. Webseiten enden hier auch nicht auf .com oder .de, sondern stattdessen auf .onion (deutsch: Zwiebel).

Die Nutzung einer speziellen Software stellt automatisch eine verschlüsselte Verbindung ins sogenannte Tor-Netzwerk her, die die Verbindungsdaten anonymisiert. Damit bleibt der Nutzer vor fremden Blicken geschützt.

Durch dieses Verschlüsselungsschema sind die Kommunikationspartner durch mehrere Router miteinander verbunden, ohne dass Abrufender und Anbieter von Informationen lokalisierbar sind. Das bedeutet, dass die IP-Adressen der Kommunikationspartner nicht erkennbar sind. Zuerst stellt der Benutzer eine Verbindung zu einem Entry Point (Eintrittsknoten) her; dieser verbindet sich dann mit dem ersten von drei zwischen den Nutzern liegenden Routern. Dieser Router entschlüsselt den Nachrichteninhalt um eine Stufe und gibt diese Nachricht an den nächsten Router weiter, der die Nachricht wiederum weiter entschlüsselt. Der Vergleich zum Aufbau einer Zwiebel, daher auch der Begriff „Onion“, rührt daher, weil die Nachricht Schicht für Schicht entschlüsselt und weitergeleitet wird, bis letztlich die Kernbotschaft bei dem Empfänger ankommt.


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Im Unterschied zum normalen Internet gibt es im Dark Net keine Zentralserver, um dort Seiten abzurufen. Die Seiten liegen auf einzelnen PCs der User, die sich zu Netzwerken verbinden. Von diesen Netzwerken gibt es viele, deshalb kann auch nicht von nur einem Dark Net geredet werden. Diese Netzwerke sind nicht über Suchmaschinen, sondern über thematisch sortierte Linksammlungen zu finden. (vgl. [1] [6])


Kriminelle Nutzung des Dark Net

Mit dem Wort Dark Net wird in der Regel Böses und Kriminelles verbunden. Für die reale und die digitale Welt gelten aber nahezu die gleichen Regeln, nämlich, dass sich hier wie dort „lichtscheue Subjekte“ bewegen und wirken. Sicher kann aber gesagt werden, dass sich hier im Laufe der Zeit „Schattengesellschaften“ gebildet haben, zu denen nicht jeder ohne Weiteres Zugang hat und die fern jeglicher sozialer und staatlicher Kontrolle ihrem „dunklen Treiben“ nachgehen können. Eine eigene Währung sorgt weiterhin dafür, dass so wenig Transparenz wie möglich nach außen dringt. Im Dark Net wird mit sogenannten „Bitcoins“ gezahlt, eine Krypto-Währung die nur über besondere Online-Börsen getauscht werden kann. Somit wird auch der Zahlungsverkehr im Dark Net zu einem Geheimnis. So besorgte sich beispielsweise der 18-jährige Amokläufer von München, der am 22.07.2016 in München neun Menschen tötete, die Schusswaffe, eine Glock 17 und die dazugehörige Munition, im Dark Net. Für das Jahr 2015 vermerkte das Bundeskriminalamt (BKA) über 45.000 Fälle von Cyberkriminalität, die insbesondere durch illegale digitale Handelsplattformen einen enormen Aufschwung erfuhren. (vgl. [1][3])

Das Dark Net als ein Hort des Bösen, als eine Geheimwelt ohne Regeln und Gesetze? Diese landläufige Meinung ist nicht ganz unbegründet. Im Dark Net sind in den letzten Jahren viele kriminelle Handelsplattformen gegründet worden, die den Vorbildern legaler Handelsplattformen folgen. Zu nennen ist hier unter anderen die Plattform „Silk Road“, die 2014 gegründet wurde und als eine der bekanntesten Plattformen gilt. Auf dieser Handelsplattform konnten illegale Drogen und gefälschte Papiere gegen „Bitcoins“ erstanden werden, ähnlich nach dem Muster von Amazon oder anderen bekannten legalen Handelsplattformen. Die Seite „Silk Road“ ist letztlich vom FBI abgeschaltet worden. Ein Nachfolger der geschlossenen Handelsplattform ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Die Nachfolge der Seiten funktioniert wie bei einer Hydra, deren Kopf man abschlägt und sogleich ein neuer Kopf nachwächst. Wie bereits erwähnt, spielt das Dark Net auch bei Cyberverbrechen, mit denen Kriminelle im Jahr 2015 einen Schaden von ca. 40,5 Millionen Euro verursacht haben, eine große und bedeutende Rolle. Im Dark Net finden sich Anleitungen zu Cybercrime-Delikten wie Datendiebstähle, Ransomware-Infektionen und Trojanern, die Unternehmen und Privatpersonen gleichermaßen bedrohen und schädigen können. Des Weiteren werden, neben Drogen, auch Waffen, Kinderpornografie und Auftragsmode angeboten, so einfach und selbstverständlich wie Kleidung und Bücher auf den vielen legalen Handelsplattformen. So werden zum Beispiel im Dark Net Kreditkartendaten oder Anleitungen zur Installation von Malware und Trojanern (Schadsoftware) angeboten. (vgl. [1][2])

Eine Besonderheit gibt es für den Bereich der Kinderpornographie. Abgesehen davon, dass diese Seiten auch nicht gesucht werden können, sind die Teilnehmer an den kriminellen Tauschbörsen in der Regel miteinander bekannt. Somit ist es schwierig in bestehende Netzwerke von außen einzudringen. Weitere hohe Zugangshürden erschweren den Zugang in diese Kreise. Diese werden kontinuierlich verändert und angepasst. Damit versuchen die Teilnehmer sich abzuschotten und sich dem Zugriff dar staatlicher Repression zu entziehen.

Aber dennoch: nicht jeder, der sich ins Dark Net begibt, verfolgt kriminelle Absichten. Viele Nutzer treibt schier die Neugier in die dunklen Gefilde des World Wide Web, um zu erkunden, was in diesen dunklen und geheimnisvollen Tiefen vor sich geht. (vgl. [1][4]) Jedoch sollte in Sachen Dark Net unbedingt folgendes Beachtung finden, nämlich, dass sich eben durch seine Anonymität, die es bietet, durchaus gute Eigenschaften verbinden lassen. Diese Anonymität des Dark Nets ist für manche Menschen wahrlich überlebenswichtig. Es sind jene, denen in ihren Ländern für ihre Meinung und Lebensart Haftstrafen, Folter oder gar die Todesstrafe drohen. Journalisten aus totalitären Staaten, oder ausländische Journalisten, denen die Einreise in solche Länder nicht gestattet wird und die deshalb nicht von dort aus in die Welt berichten können, haben mit der Nutzung des Dark Net die Möglichkeit dazu, sich Bilder und Berichte zu beschaffen. Der sogenannte Arabische Frühling oder auch „Arabellion“, der im Dezember 2010 mit der Tunesischen Revolution begann und sich über viele Länder des Nahen Ostens verbreitete, ist ein gutes Beispiel dafür. Regimekritische Personen oder Personen, die Missstände wie Korruption o. ä. aufdecken, nutzen das Dark Net, um ihre oft geheimen Informationen zu verbreiten und dabei ihr Entdeckungsrisiko äußerst gering zu halten. Gemeint sind Dissidenten und sogenannte Whistleblower. Man denke auch an die Länder, in denen Menschen für ihre Andersartigkeit verfolgt werden. Zum Beispiel kann Homosexualität in Ländern des Nahen Ostens zur Lebensgefahr werden. (vgl. [1][5])


Abwägung

Was ist zu tun? Sollte man das Dark Net abschalten?

Ob aller Diskussionen des Für und Wider wird diese Frage oft gestellt. Dazu kommen noch die zurückliegenden Spähattacken der Geheimdienste und damit der latente Wunsch der User nach Anonymität gerade auch im World Wide Web. Werden vermehrt User in die Tiefen des Dark Net abtauchen, um sich so vor Spähangriffen zu schützen? Dazu mein Prof. Dr. Schmidt von der Hochschule der Medienwissenschaften in Stuttgart, dass dies eher unwahrscheinlich ist. Seiner Meinung nach handelt es sich um eine verhältnismäßig kleine Minderheit, die im Dark Net unterwegs ist. (vgl. [1])

Die Abschaltung des Dark Net ist nach Meinung von Professor Dr. Schmidt auch aufgrund seiner dezentralen Struktur gar nicht so einfach (vgl. [1]). Abgesehen davon, dass viele Menschen in der Welt auch auf diese Anonymität angewiesen sind, weil es die einzig sichere Kommunikationsmöglichkeit bietet, wie bereits erklärt wurde.

Was kriminelle Handlungen im Dark Net betrifft, könne man die Dinge seitens der Justiz deutlich erschweren: zum Beispiel das Betreiben sogenannter Hidden Services (so werden dort sämtliche Webseiten genannt) die lediglich über den Tor-Browser zu erreichen sind, für illegal zu erklären. (vgl. [1])


Quellen

[1] Isabell Meurers, „Das Tor zur Unterwelt", https://www.hdm-stuttgart.de/view_news?ident=news20160831122617, 27.01.2017

[2] „Das Dark Web quillt über vor illegalen Angeboten“, http://www.sueddeutsche.de/digital/anonymitaet-im-internet-das-dark-web-quillt-ueber-vor-illegalen-angeboten-1.2845256, 19.02.2017

[3] „Cyberverbrechen verursachen Schäden in Millionenhöhe“, http://www.zeit.de/digital/internet/2016-07/bka-cybercrime-2015-computerbetrug-schaden, 10.02.2017

[4] Markus Böhm, Angela Gruber und Teresa Sickert, „Das Darknet ist besser als sein Ruf“, http://www.spiegel.de/netzwelt/web/warum-das-darknet-besser-ist-als-sein-ruf-a-1105307.html, 17.02.2017

[5] Kritsanarat Khunkham, „Tor-Netzwerk: Im Darknet gibt es neben viel Schatten auch Licht“, https://www.welt.de/debatte/kolumnen/der-onliner/article134204734/Im-Darknet-gibt-es-neben-viel-Schatten-auch-Licht.html, 28.01.2017

[6] „Wie dunkel ist das Darknet?“, http://www.bild.de/politik/inland/internet-sicherheit/doku-wie-gefaehrlich-ist-das-dark-net-49675072.bild.html, 27.01.2017

[7] "World Wide Web",http://albhacking.blogspot.de/2016/06/what-is-darknet-how-to-access-it.html , 19.02.2017

[8] "Anonym im Netz mit Privoxy und TOR",http://www.tecchannel.de/a/tor-projekt-raet-zum-update,2025360, 19.02.2017


Weiterführende Literatur

Darknet: Die Schattenwelt des Internets, 1. April 2017 von Otto Hostettler

Deep Web - Die dunkle Seite des Internets, 16. Mai 2014 von Anonymus

Die Entstehung von Darknets und der Zugang zu den anonymen Netzwerken, 19. September 2016 von Alexander Weikert

Anonym im Internet mit Tor und Tails, 1. September 2015 von Peter Loshin