Die in Sizilien beheimatete Cosa Nostra (Unsere Sache) entstand im 19. Jahrhundert und zählt noch heute zu den bekanntesten Vertretern der organisierten Kriminalität.


Die sizilianische Cosa Nostra

Die Ursprünge der Organisation dürften in den Netzwerken der meist korrupten Statthalter auf Sizilien - der Gabelotti im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert liegen. Heutzutage existieren in nahezu jedem Stadtbezirk in Palermo sog. „Mafia-Familien“ (die Mitgliedszahlen schwanken zwischen unter zehn bis zu über 200 Mitgliedern). Doch auch außerhalb der sizilianischen Hauptstadt sind eindeutige Mafia-Strukturen bekannt. Die Mitglieder selbst nennen sich „Uomini d’onore“ (dt. Ehrenmänner).

Die Aufnahme in eine der Familien der Cosa Nostra unterliegt einem traditionellen Schema mit stets gleichem Ablauf: Zunächst wird ein potenzielles Mitglied durch einen Aufruf ernannt. Dabei werden das Umfeld sowie die betreffende Person selbst streng überprüft. Ist ein Verwandter etwa Polizist oder Rechtsanwalt (gewesen), so wird der Kandidat nicht aufgenommen. Den Anwärter erwartet zudem eine Art Prüfung, die meist in Form eines schweren Delikts, oft Mord, ausgeübt wird. Durch andere Mitglieder wird dieses kontrolliert. Dies zeugt von einer hierarchischen Struktur innerhalb der Cosa Nostra. Die Mitglieder sind jeweils in sogenannte Familien eingeteilt, auch Cosche genannt. An deren Spitze steht jeweils ein capo, oder, im englischsprachigen Raum verwendet, ein Boss. Die Hierarchie selbst ist bei der Cosa Nostra in Anlehnung an den Aufbau einer römischen Legion zu Zeiten des römischen Reiches gedacht und beinhaltet folgendes strukturelles Schema:

1. Comissione Interprovinciale (alle Capi, früher Kollegialorgan, seit den Corleonesi „Capo dei capi“, also Boss der Bosse)

2. Comissione Provinciale + Capo Comissione (Bestehend aus Provinzkommission mit allen Capi + Provinzrepräsentant)

3. Capo mandamento (Repräsentant von je drei Familien seiner jeweiligen Region)

4. Capofamiglia/ Rappresentante (Repräsentant einer ganzen Familie, Capo)

5. Consiglieri (Berater des Capo)

6. Capodecina („Zehnerboss“, direkter Boss einer einzelnen Gruppe von bis zu zehn „Ehrenmännern“)

7. Soldati/Picciotti (normale Mitglieder, „Ehrenmänner“)

Sämtliche Straftaten werden ausschließlich von Mitgliedern der Cosa Nostra verübt, niemals werden Außenstehende oder Auftragskiller hinzugezogen. In der kriminellen Organisation sind zudem nur Männer erlaubt. Häufigste Delikte sind bis heute die sog. Schutzgelderpressungen. Doch auch bei illegalem Waffenhandel spielt die Cosa Nostra eine bedeutende Rolle. Seit den 50er Jahren betreibt die sizilianische Mafia auch Drogenhandel, vornehmlich mit Heroin und Kokain. Von der staatlichen Antimafia wird der jährliche Umsatz in Italien auf 100 Milliarden Euro geschätzt. Vergleichsweise ist dies das Doppelte des Umsatzes des Autokonzerns Fiat und entspricht ca. sieben Prozent des italienischen Bruttosozialprodukts.

Man schätzt, dass etwa 5.500 Mitglieder der Cosa Nostra in Sizilien ansässig sind, es gibt jedoch auch andere Zentralen wie bspw. in Turin, Rom oder Bologna. Mit der kalabrischen Ndrangheta sowie mit der neapolitanischen Camorra wird ebenfalls kooperiert. Auch international wird operiert. Der bekannteste Ableger ist hierbei die „La Cosa Nostra“ in den USA.

Kampf gegen die Cosa Nostra

Die wohl bekanntesten sowie bedeutendsten Figuren im Kampf gegen die sizilianische Mafia sind die Juristen Giovanni Falcone und Paolo Borsellino. Bis zu ihrem Tod waren sie maßgeblich an der Bekämpfung der Cosa Nostra beteiligt. So baute Falcone bereits zu Beginn der 1980er Jahre zusammen mit dem leitenden Richter am obersten Richterrat Rocco Chinnici sowie Liliana Ferraro vom Justizministerium in Palermo eine Sonderkommission zur Aufspürung der Mafia auf. 1984 erzielte Falcone als Untersuchungsrichter erste Erfolge: So gelang es der Kommission Tommaso Buscetta, eine damalige feste Größe der Mafia, als Kronzeugen für sich zu gewinnen. So konnten die Ermittler viele wichtige Funktionäre der Cosa Nostra festnehmen und hohe Gefängnisstrafen verhängen. 1986 konnten durch ein von Falcone vorbereitetes Verfahren nahezu 400 Mafia-Mitglieder ins Gefängnis gebracht werden.

Am 23. Mai 1992 fiel Giovanni Falcone zusammen mit seiner Ehefrau Francesca Morvillo einem Bombenattentat der Cosa Nostra in Palermo zum Opfer. Mit ihm gingen viele wertvolle Informationen zu den Plänen der sizilianischen Mafia verloren. Auch Paolo Borsellino, einer der engsten Vertrauten Falcones, starb sechs Wochen später durch ein Attentat auf ihn und seine Leibwächter. Borsellino hatte zu Lebzeiten als Jurist in Palermo bereits 1980 erste Erfolge im Kampf gegen die Mafia verzeichnen können und stand bis zu seinem Tod für die Gründung einer Superprocura, einer Anti-Mafia-Einheit nach dem Vorbild des FBI ein. Auch er war maßgeblich an dem Massenprozess von 1986 beteiligt, bei dem über 300 Mafiosi verurteilt werden konnten. Trotz ständiger Überwachung starb auch Borsellino auf dem Weg zu seiner Mutter durch ein explodierendes Auto am Straßenrand. Nach seinem Tod war die wertvolle sog. Rote Agenda verschwunden, welche zahlreiche Termine und Daten der Cosa Nostra beinhaltete.

Zu Beginn der 1990er Jahre entwickelte sich in ganz Italien eine allgemeine Antimafia-Haltung, woraufhin zahlreiche Bewegungen gegen die unterschiedlichen Mafias entstanden.

Die La Cosa Nostra in den USA

Auch in den Vereinigten Staaten entstand gegen 1900 ein Ableger der sizilianischen Mafia. Tatsächlich werden unter diesem Begriff in den USA heutzutage sämtliche italienisch-stämmige Verbrecherorganisationen verstanden. Vermutungen zufolge entstand diese in amerikanischen Großstädten mit italienischen Vierteln. Schon bald entwickelte sich diese zu einer autonomen Organisation und nach dem zweiten Weltkrieg agierte die La Cosa Nostra auch international. Gemessen an Umsatz, globaler Verbreitung und Macht hat die amerikanische Cosa Nostra die originäre überholen können. Politisch gesehen verfügte die Cosa Nostra auf Sizilien jedoch deutlich mehr Einfluss, wohingegen der amerikanische Ableger nur personengebunden agierte. Auch das Phänomen einer Parallelgesellschaft blieb in den USA im Gegensatz zu Sizilien aus. Dies könnte u.a. daran liegen, dass neben italienischen Einwanderern auch irische und russische Migranten in den USA ein Gewaltmonopol aufbauten und dies zu einer Art Konkurrenzkampf führte. Der Begriff „La Cosa Nostra“ existiert wissentlich erst seit 1963, nachdem der festgenommene Mafioso Joe Valachi vor dem McClellan-Committee, ein Untersuchungsausschuss des Kongresses der USA, den Bandennamen verwendete. Anders als in Sizilien sind auch andere Italiener „zugelassen“, welche Mitglied der Organisation werden möchten. Berühmtestes Beispiel ist hierbei Al Capone, dessen Eltern neapolitanische Einwanderer waren. Ebenso wie das italienische Vorbild verdient auch die La Cosa Nostra viel Geld mit Schutzgeld, aber im Gegensatz zu Sizilien macht diese auch Geschäfte mit Prostitution. 1997 trat die La Cosa Nostra mit der Inhaftierung von Vincent Gigante, einem Boss der einflussreichen Genovese-Familie, in eine große Krise ein. Auch die sizilianischen Traditionen, wie bspw. die Omertà, die Schweigepflicht, wurden nach und nach vergessen. Allerdings schätzen Experten, dass die Mafia seit den Terroranschlägen von 2001 wieder Aufwind bekommen haben könnte, da das FBI seither auf die Verfolgung von Terroristen seinen Schwerpunkt gelegt hat.


Weblinks

http://de.wikipedia.org/wiki/Cosa_Nostra

http://de.wikipedia.org/wiki/Giovanni_Falcone

http://de.wikipedia.org/wiki/Paolo_Borsellino

http://de.wikipedia.org/wiki/La_Cosa_Nostra#Organisation