Carandiru

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Im brasilianischen Gefaengnis Carandiru kam es am 2. 10. 1992 zu einem Massaker. Zehn Jahre nach dem Ereignis wurde das Gefaengnisgelaende in einen Park der Jugend umgewidmet. In demselben Jahr erschien der erfolgreiche Spielfilm "Carandiru" von Hector Babenco. Die justizielle Aufarbeitung des Falles war schleppend und verlief letztlich im Sande. Das einzige Strafurteil, das (neun Jahre nach der Tat) ergangen war und auf 632 Jahre Haft lautete, wurde im Jahre 2006 aufgehoben. - Der seinerzeitige Leiter der Anstalt fiel im Oktober 2005 einem Racheakt zum Opfer. Der seinerzeitige Leiter der Operation, ein Colonel der Militaerpolizei, wurde im September 2006 getoetet. Auch hier deuteten Indizien auf einen Racheakt hin.

Das Ereignis

Opfer: nach offiziellen Angaben - Exgefangene beharren auf einer Zahl von ueber 200 toten Gefangenen - gab es 111 tote und 130 verletzte Gefangene sowie keinen toten, aber 23 verletzte Polizisten. 103 der 111 starben durch (insgesamt 515) Schuesse, 8 an Schnittwunden.

Aufarbeitung

Justiz

Gegen 120 Polizisten wurde ermittelt. Bis zu einem Urteil gelangte man in 86 Faellen. Davon waren 85 Freisprueche. In einem Fall kam es zu einer Verurteilung.

Der Verurteilte war Ubiratan Guimarães, bekannt als Coronel Ubiratan (*São Paulo, 19.4.1943, gest. São Paulo, 9.9.2006). Er wurde im Juni 2001 wegen Totschlags in 102 Faellen und versuchten Totschlags in 5 Faellen zu 632 Jahren Haft verurteilt, musste seine Strafe jedoch nie antreten. Am 11.11.2006 wurde das Urteil aufgehoben.

Nach dem Massaker, das Ubiratan bekannt gemacht hatte, begann er eine politische Laufbahn. Er kam zunachst als Nachruecker im Januar 1997 in den Landtag und wurde mit 56.155 Stimmen im Jahre 2002 direkt gewaehlt. Er galt als Vertreter der Waffenlobby und einer harten Linie gegenueber dem Organisierten Verbrechen.

Am 9.9.2006 starb Ubiratan durch eine Schusswaffe in seinem Apartment im Stadtteil Jardins in São Paulo. Die Tat wurde nicht aufgeklaert. Am Gebaeude, in dem Ubiratan wohnte, fand sich der Spruehspruch "aqui se faz, aqui se paga" (hier wird es gemacht, hier wird bezahlt) - nach Meinung einiger Beobachter ein Bezug zum Massaker von Carandiru. Und zu der absehbaren Aufhebung des Strafurteils gegen Ubiratan.

Im Oktober 2005 war bereits der seinerzeitige Leiter der Anstalt Carandiru, José Ismael Pedrosa, getoetet worden. Die Tat galt allgemein als Racheakt fuer das Massaker, begangenen vom PCC (Primeiro Comando da Capital).

Film

Im Jahre 2002 erschien der erfolgreiche brasilianisch-argentinische Spielfilm "Carandiru" von Hector Babenco.

Weblinks

  • Camargo, Henrique Como foi o massacre do Carandiru? [[1]] (18.10.2010)
  • Carandiru (filme), in: Wikipedia bras. [[2]]
  • Coronel assassinado ... [[3]] (18.10.2010)
  • PM é condenado... (2014)
  • Ubiratan Guimarães, in: Wikipedia bras. [[4]] (18.10.2010)