Bruttosozialglück

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Als ein indischer Journalist sich einmal (1979) nach dem Bruttoinlandsprodukt von Bhutan erkundigte, entgegnete der König des Landes, dass sein Land weniger am Bruttosozialprodukt als vielmehr am Bruttosozialglück interessiert sei: statt am Gross National Product an eben an Gross National Happiness. Es blieb auch nicht bei diesem spontanen Bemerkung. Der König setzte eine Regierungskommission ein, um eine Politik zu entwickeln, die sich am Bruttosozialglück des Landes - und nicht nur am Wirtschaftswachstum - orientiert.

In Bhutan glaubt man, dass das Bruttosozialglück auf vier Säulen beruht, nämlich:

  • der Förderung einer sozial gerechten Gesellschafts- und Wirtschaftsentwicklung,
  • der Bewahrung und Förderung kultureller Werte,
  • dem Schutz der Umwelt und
  • guten Regierungs- und Verwaltungsstrukturen.


Empirie

Ob die Menschen in einer bestimmten Gesellschaft glücklich sind - und wie glücklich sie sind - hängt nicht nur vom materiellen Reichtum der Gesellschaft (gemessen im Bruttosozialprodukt) ab, sondern auch von der Gleichmäßigkeit der Verteilung des materiellen Reichtums innerhalb dieser Gesellschaft und vom Grad der Ausgeglichenheit und Lebensfreude im Alltag. - Jan Grossarth (2012) beriochtete über die ökonomische Glücksforschung:

*Wenn ein reiches Land noch reicher wird, werden die Bürger nicht glücklicher (Easterlin 1974).

  • In der Schweiz ist das anders, dort steigt das Glück immer weiter mit dem Einkommen (Frey, Stutzer 2000). In Russland werden die Glücklichen reich (Graham und andere 2004).
  • Die Kirgisen wurden durch Einführung der Marktwirtschaft glücklich, außer die geschiedenen (Namazie, Sanfey, 1999). Sex mach glücklich, wenn man es nicht übertreibt (Veenhoven 2003).
  • Große Geldgewinne steigern im Folgejahr die Lebenszufriedenheit um das 0,1- und 0,3-fache der Standardabweichung der Untersuchungsgruppe (Gardner, Oswald 2001).
  • Frauen werden seit 1970 immer unglücklicher (Wolfers 2009). Inflation macht politisch Rechte unglücklich, Arbeitslosigkeit Linke (Tella, MacCulloch 2005).
  • Muslime sind glücklicher (Abdel-Khalek 2006). Luftverschmutzung macht unglücklich (Welsch 2006). Und hohe Temperaturen im Winter erhöhen das Glück (Rehdanz, Maddison 2003).


Insgesamt sind die Bevölkerungen reicher Länder nicht zugleich auch die glücklichsten. Zuviel Arbeit (und Arbeitslosigkeit) und zuviel Konsum belasten die Lebensqualität eher, als dass sie sie förderten. Glücklicher wären die Menschen, wenn die Einkommensunterschiede nicht so krass wären, wenn die Lebensführung ruhiger und gesünder und das Bildungsniveau der Menschen höher wäre. Auch genügend Muße gehört zur Lebensqualität - ein Element des guten Lebens, das schon in der Antike bekannt war, in den Industriegesellschaften aber so gut wie nicht mehr existiert.


Kriminalität

  • Was gilt in Ländern mit hohem Bruttosozialglück (Bhutan) als Straftat? Was sagen die Kriminalstatistiken? Wie groß ist das Dunkelfeld? Wie (streng) wird bestraft? Gibt es Unterschiede zwischen Inländer- und Ausländerkriminalität in Bhutan? Klassenjustiz? Wie effektiv sind informelle Sanktionen - wie sehen sie aus: sind sie beschämend, exkludierend, re-integrierend?
  • Wie steht es mit Dissidenten und politischer Kriminalität in Bhutan und anderen Ländern mit anscheinend hohem Bruttosozialglück?

Literatur

  • Dixon,. Frank (2006) Gross national happiness: measuring what matters. In: Reflections 7; 3: 15-24


Weblinks