Blackwater

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Blackwater (ursprünglich: Blackwater USA, dann: Blackwater Worldwide; heute: Xe Services LLC. Aussprach wie das deutsche "sie") ist eine private us-amerikanische Sicherheitsfirma - ein sog. "security contractor".

1997 von zwei ehemaligen Angehörigen der US Navy SEALS gegründet, wurde aus einem bloßen Schießplatz mit Gästehaus im Great Dismal Swamp (North Carolina, USA) die wahrscheinlich machtvollste international operierende private Militärfirma. Im Jahre 2006 waren rund 23000 Privatsoldaten in neun Ländern für Blackwater im Einsatz. Unter den rund 100000 privaten Militärdienstleistern, die Ende 2006 im Irak tätig waren, wo Blackwater ab 2003 Pionierarbeit geleistet hatte, machten die Angestellten des Unternehmens allerdings nur noch eine kleine Minderheit aus.

Dafür engagierte sich Blackwater nach dem Hurrikan Katrina in New Orleans und später in der umkämpften Darfur-Region im Sudan. Im Interesse einer Aufbesserung seines Söldner-Images forcierte Blackwater die Gründung eines Interessenverbands der privaten Militärfirmen unter dem Namen International Peace Operations Association (IPOA), dessen Logo - ein schlafender Löwe - Assoziationen an den Disney-Film "Der König der Löwen" hervorruft.

Rund 40000 Personen durchlaufen jährlich auf einem der größten Trainingsgelände der Welt die Blackwater-Ausbildung für ausländische Militärangehörige und Privatpersonen. Das Unternehmen verkauft und betreibt selbst entwickelte Ausrüstung für Schießplätze sowie selbst entwickelte gepanzerte Fahrzeuge. Die Firma verfügt über eine Luftflotte, eigene Start- und Landebahnen und entwickelt ein eigenes ferngesteuertes Überwachungsluftschiff. Das Unternehmen, das mit der US-Regierung durch teilweise geheime Verträge über viele Hundert Millionen Dollar verbunden ist, gilt Bewunderern wie Kritikern als eine Art "Prätorianergarde der Regierung im Krieg gegen den Terror" (Scahill 2008: 269).

Das Unternehmen, das über 90% seiner Einnahmen durch Staatsaufträge erzielt, stellte u.a. die Leibwächter der amerikanischen Zivilgouverneure im besetzten Irak, sicherte den Zugang zum Flughafen und erfüllt in Afghanistan und in Anrainerstaaten geheime Missionen.

Mehrere Zwischenfälle, darunter mehrere Erschießungen unbewaffneter Zivilisten in besetzten Gebieten, gescheiterte Operationen und die von Blackwater nie kommentierte, aber immer besser belegte Kooperation mit geheimen Verschleppungsaktionen der CIA, ließen seit 2004 in verstärktem Maße Fragen der rechtlichen Verantwortlichkeit von Blackwater-Beschäftigten, der ungewollten politischen Folgen ihres Auftretens sowie der Geschäftspraktiken von Blackwater Worldwide aufkommen und beschäftigten den US-Kongress, die Gerichte und Teile der Öffentlichkeit.


Gründung

Der 1997 von Erik Prince und Al Clark gegründete "militärische Dienstleister für Regierungsbehörden, Justiz und Bürger" (Selbstdarstellung) bietet Ausbildung sowie strategische und punktuelle Operationen an.

Unternehmensstruktur und Geschäftsfelder

Das Unternehmen besteht (2008) aus zehn Teilen:

  • Das Blackwater Training Center, in dem u.a. Nahkampf- und Scharfschützenausbildung stattfindet, durchlaufen jährlich rund 40 000 Personen.
  • Blackwater Target Systems stellt Schießstände u.ä. her.
  • Blackwater Security Consulting, gegründet 2002, ist heute womöglich die größte Sparte des Unternehmens. BSC war und ist vor allem im Irak und in Afghanistan tätig. Dort ist es eines von mehr als 60 privaten Sicherheitsfirmen, die während des Krieges engagiert wurden, um Amtsträger und Installationen zu sichern, die neue irakische Armee und Polizei auszubilen und andere Unterstützungsmaßnahmen für die Besatzer durchzuführen.
  • Blackwater K-9 trainiert Hunde (canines) zu Spürhunden für Drogen, Sprengstoff etc.
  • Blackwater Airships, LLC, wurde 2006 gegründet, um ein ferngesteuertes Flugzeug (remotely piloted airship vehicle; RPAV) zu entwickeln.
  • Blackwater Armored Vehicle entwickelte u.a. einen eigenen gepanzerten Wagen zur Personenbeförderung, den Grizzly APC.
  • Blackwater Maritime Solutions Services bietet taktisches Training für maritime Sicherheits-Einheiten an. Man bildete griechische Sicherheitskräfte für die Olympischen Spiele in Athen (2004), aber auch aserbaidschanische Kommandoeinheiten und Einheiten des afghanischen Innenministeriums aus. Zu dem Unternehmen gehören (1) ein künstlicher See, auf dem Terrorangriffe auf Schiffe simuliert werden können (das Unternehmen bildete nach dem Angriff auf die USS Cole auch US-Marine-Personal aus) und (2) ein mit modernster Technik ausgerüstetes Schiff ("McArthur") für Zwecke der Ausbildung und der Katastrophenhilfe.
  • Raven Development Group ist eine Tochterfirma für Management und Hoch- und Tiefbau, die 1999 zur Planung und Errichtung der Ausbildungsstätten in North Carolina gegründet wurde.
  • Aviation Worldwide Services (AWS) gehört seit April 2003 zu Blackwater. Es besitzt drei Tochterfirmen: STI Aviation, Inc., Air Quest, Inc. und Presidential Airways, Inc., wobei letztere das Recht zur Nutzung geheimer Einrichtungen des Pentagon eingeräumt wurde ("Secret Facility Clearance"). Zur Flotte der Gesellschaft gehören eine Boeing 767, mehrere CASA 212 Flugzeuge und mehrere der MD-530 Hubschrauber, die im Irak von Blackwater Security Consulting geflogen werden. AWS-Flugzeuge flogen auch auf das Gelände der CIA in Camp Peary. Viele Anzeichen deuten darauf hin, dass AWS-Flugzeuge auch bei den geheimen und illegalen Überstellungen von Terrorismusverdächtigen an Drittstaaten beteiligt waren. Ein CASA-Flugzeug der Presidential Airways zerschellte im November 2004 in Afghanistan; alle Insassen kamen ums Leben; Hinterbliebene verklagten Presidential Airways im Jahre 2005. Im September 2007 erhielt Presidential Airways einen Vertrag über 92 Mio. Dollar vom Pentagon für Lufttransportdienste in Afghanistan, Kirgistan, Pakistan und Usbekistan.
  • Greystone Limited (gegr. 2004) engagiert ausländische Staatsbürger - insbesondere von den Philippinen, aus Chile, Nepal, Kolumbien, Ekuador, El Salvador, Honduras, Panama und Peru - für Dienst im Ausland vermittels der mit Greystone verbundenen Satellites Solutions, Inc.; das Unternehmen mit Sitz auf den Bahamas operiert "in einer moralischen und rechtlichen Grauzone" (Scahill 2008: 295).

Zwischenfälle

Am 31. März 2004 wurden die vier Angestellten der Blackwater Security Consulting (BSC), nämlich Scott Helvenston, Wesley Batalona, Jerry Zovko und Michael Teague, die im Irak eine Lieferung des Cateringunternehmens Eurest Support Services als Sicherheitskräfte begleiteten, in der Stadt Falludscha von Aufständischen angegriffen, getötet und verstümmelt. Ihre Leichen wurden von einer aufgebrachten Menge durch die Straßen geschleift und zwei von ihnen später öffentlich an eine Brücke des Euphrat aufgehängt. Ein Video, das die beiden aufgehängten Blackwatermitarbeiter zeigt, wurde von den Aufständischen gedreht und verbreitet. Es war das erste Mal, dass Blackwater, die inzwischen mächtigste Privatarmee weltweit, der internationalen Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde.

Im Januar 2005 verklagten Angehörige der Verstorbenen Blackwater mit der Begründung, die Firma habe aus Gewinnsucht und Unprofessionalität das Leben ihrer Mitarbeiter aufs Spiel gesetzt. Blackwater reagierte jedoch sofort mit einer Gegenklage in Höhe von über zehn Millionen US-Dollar, da die Getöteten angeblich einen Vertrag unterzeichnet hatten, der es untersagte, Blackwater vor ein amerikanisches Gericht zu bringen. Das Unternehmen wurde im Oktober 2007 von Blackwater USA in Blackwater Worldwide umbenannt. Im Zuge dessen nahm die Firma auch Veränderungen an ihrem Logo vor (Entfernung des gekrümmten Schriftzugs 'Blackwater'). Der rechtliche Status der Unternehmungen von Blackwater in den USA und im Ausland ist ungeklärt.

Am 16.09.2007 töteten Blackwater-Leute auf dem Nisour Platz in Bagdad unbewaffnete irakische Zivilisten. Eine FBI-Untersuchung ergab, dass 14 Personen "ohne Grund" getötet worden seien. Andere Quellen sprechen von 17 Zivilisten. Im Januar 2010 einigte sich das nunmehr als Xe firmierende Unternehmen mit den Hinterbliebenen auf Schmerzensgeldzahlungen. 16 der 17 betroffenen Familien nahmen das Angebot von Xe an, pro Todesopfer 100.000 Dollar, pro Verletzem 20.000-50.000 Dollar zu erhalten. Die irakische und die amerikanische Regierung kündigten eigene juristische Schritte an. Zuvor hatte ein Richter an einem Bundesgericht in Washington wegen eines Formfehlers der Anklage das Strafverfahren eingestellt gehabt.


Chancen und Risiken

Für Blackwater gibt es sowohl als Teil der us-amerikanischen Gesamtstreitkräfte wie auch als global operierende Miet-Armee eine Expansionschance. Im Februar 2006 erklärte ein offizielles Planungsdokument des Pentagon (der Quadrennial Defense Review des Department of Defense) die privaten Militärunternehmer zu einem unverzichtbaren Teil der "Gesamtstreitmacht" der USA und erklärte, dass man die Strategie verfolgge, "die kommerzielle Tätigkeit der Dienstleister ... in die operativen Pläne und Befehle zu integrieren" (nach Scahill 2008: 299).

Die Perspektive einer global operierenden Miet-Streitmacht stieß zwar in Südafrika auf Widerstand, wo am 29. August 2006 ein Gesetz gegen Söldner erlassen wurde, doch damit ist das letzte Wort noch lange nicht gesprochen. In einer professionellen Imagekampagne legte Blackwater sein rauhbeiniges Söldner-Image ab und wandelte sich in seiner Selbstdarstellung (z.B. auf seinen Internetseiten) von einer schießwütigen Desperado-Truppe zu einer Organisation, die "Stabilität fördern und Frieden sichern" will - auch und gerade bei humanitären Einsätzen. Wiederholt bot sich Blackwater für die Aufstellung einer schnellen Eingreiftruppe in Darfur und anderen Krisenregionen der Welt an. Auf der Tagung "Militärdienstleister auf dem Schlachtfeld: Zur Zukunft der Verteidigungsindustrie" hielt der Blackwater-Vize Cofer Black im Sommer 2007 ein Referat, in dem er erklärte: "Wir müssen Moral, Ethik und Integrität in den Mittelpunkt rücken. Darauf kommt es an. Wir sind keine Scharlatane. Wir sind keine Betrüger. Wir glauben an diese Werte. Wir haben ethische Prinzipien. Und deshalb werden wir immer weiter wachsen" (nach: Scahill 2008: 300).

Private Militärdienstleister erlauben es Regierungen wie Privatleuten, nach Belieben Invasionen, verdeckte Operationen, Okkupationen und Staatsstreiche anzuordnen. Todesfälle bei Einsätzen rufen keine öffentliche Empörung hervor. Die Bevölkerung sieht sich nicht so tangiert wie bei regulären militärischen Operationen etwa mit Wehrpflichtigen. Das sind Chancen für diejenigen, die das Geld und das Interesse haben, sich solcher Hilfen zu bedienen, aber es sind Risiken für die menschliche Sicherheit, für den Frieden und für die Menschenrechte.

Literatur

  • Blackwater zahlt Entschädigung. FAZ 11.01.2010: 5.
  • Scahill, Jeremy (2008) Blackwater. München: Antje Kunstmann.

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