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Geschichte des Kokains in Kolumbien


Trotz großer Bemühungen gegen den Drogenhandel vorzugehen, gehört Kolumbien neben Bolivien und Peru noch heute zu den weltweit größten Kokainlieferanten. Zu den bekanntesten Persönlichkeiten in diesem Kontext zählt dabei Pablo Escobar (* 01.Dezember 1949; † 02.Dezember 1993)


Anfänge



Kokain wird aus den Blättern des Kokastrauches gewonnen. Dieser wächst in feuchtwarmen Gebirgslagen in 600-800 Metern über dem Meeresspiegel und gedeiht vor allem im tropischen Südamerika und auf den Inseln Indonesiens. Die Hauptanbaugebiete des Kokastrauchs liegen in Kolumbien, Peru, Bolivien und Ecuador.

Schon in vorchristlicher Zeit war im Nordosten Südamerikas Koka im Gebrauch. Dies konnte durch Grabfunde belegt werden. Damals für rituelle Zwecke angebaut, galt es als heilige Pflanze der Inkas.

1750 kamen die ersten Kokasträucher aus Südamerika nach Europa.



Kolumbien als Zentrum des Kokainhandels



Nicht nur seine Lage zwischen den wichtigsten Kokaanbauländern Peru und Bolivien und dem größten Abnehmermarkt, den USA, erleichtert den Ausbau Kolumbiens zum Zentrum des Kokainhandels. Andere wichtige Faktoren sind seine schwer kontrollierbaren Küstenstreifen und ein außerordentlich korrupter Staatsapparat. Auch die großen Auswanderungsströme in die Vereinigten Staaten seit 1965 ermöglichten es, schwer auszuhebende Vertriebsnetze aufzubauen.

Da die Nachfrage besonders in den USA stieg, nahm im Laufe der 1970er und 80er Jahre der illegale Drogenhandel in Kolumbien ständig zu. Besonders dominiert wurden diese durch wenige, als „Kartelle“ bezeichnete, mächtige Netzwerke. Das zu jener Zeit bekannteste war das Medellin-Kartell, benannt nach der kolumbianischen Stadt, von der aus der Zusammenschluss aus mehreren illegalen Unternehmen seine Geschäfte bis nach Miami und Florida führte. Unter anderem wurde es geführt von Pablo Escobar, auch „El Doctor“, „El Patrón“ oder „Don Pablo“ genannt, der zu einem der reichsten Männer der Welt aufstieg.

Eine weitere Führungspersönlichkeit des Medellin-Kartells war Griselda Blanco. Sie wurde am 15.02.1943 in Medellin geboren und wurde später bekannt als die „schwarze Witwe“ („Viuda Negra“, „Black Widow“) oder als „Patin des Kokains“. Blanco organisierte den Drogenschmuggel für New York, und erweiterte das Geschäft später in Miami. Die sogenannten „Kokain-Cowboys“ galten als ihre Erfindung. Diese ermordeten auf Motorrädern die Gegner der Organisation.

1984 wird Griselda Blanco wegen zahlreicher grausamer Morde zu 20 Jahren Gefängsnisstrafe verurteilt und war mitverantwortlich für den Untergang des Medellin-Kartells in Miami.

Dies stärkte den Aufstieg des Cali-Kartells. Im Gegensatz zum Medellin-Kartell setzte diese Organisation nicht mehr auf Gewalt. Auch betrieben sie den Drogen-Schmuggel nicht mehr auf dem See- oder Luftweg, vielmehr kauften sie Firmen, die legale Handelsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten unterhielten und fügten ihr Kokain den Lieferungen bei. Im Vergleich zu Pablo Escobars Medellin-Kartell trat das Cali-Kartell weniger auffällig in Erscheinung.

Durch das Ende des internationalen Kaffeeabkommens 1989 fiel der Preis für Kaffee so enorm, dass dessen Anbau den Kleinbauern den Lebensunterhalt nicht mehr sichern konnte. Die Produktionskosten für alternative legale Nutzpflanzen überstiegen den zu erzielenden Marktpreis. Der monatliche Ertrag angebauter Koka-pflanzen übersteigt hingegen ein durchschnittliches kolumbianisches Mindeseinkommen.

1995 wurde der Anteil des Cali-Kartells am weltweiten Kokainhandel auf etwa 80% geschätzt. Auch die kolumbianischen Anbauflächen haben sich von 3400 Hektar im Jahr 1981 auf 40.000 Hektar vervielfacht.

Seit Mitte der 1990er Jahre lässt sich eine ausgeprägte Dezentralisierung feststellen. Besonders durch den Tod von Pablo Escobar im Jahr 1993 und zahlreiche Festnahmen und Selbstaufgabe der nahezu gesamten Führungsspitze des Cali-Kartells 1995 kam es zu einer Schwächung der beiden größten Drogenringe. Kleinere Händler machen sich lieber selbstständig.

Im Ausland, besonders in den USA, gilt Kolumbien als Hauptverantwortlicher für die Drogenproblematik der Industriestaaten.


Der „Plan Colombia“ und seine Folgen



Mit dem vorrangigen Ziel den kolumbianischen Drogenhandel zu beenden, wurde 1999 der „Plan Colombia“ entwickelt, ein Hilfspaket der USA zur Demokratisierung Kolumbiens.

Im Zuge dessen kam es nicht nur zur Militarisierung des Landes. Durch das Besprühen von vermeintlichen Koka-Plantagen mit Giften kam es zu Umwelt-und Gesundheitsschäden. Nach Informationen der Umweltschutzorganisation Acción Ecológica in Quito für zwei Hektar vernichtete Drogenpflanzen wurden auch ein Hektar Wald und andere Nutzpflanzen ausgelöscht.

Obwohl zwischen 1999 und 2007 eine Gesamtsumme von $4,7Milliarden aus Washington für den „Plan Colombia“ gezahlt worden sein soll, blieb der erwünschte Erfolg aus. Es trat sogar der gegenteilige Effekt ein. So nahm im Jahr 2007 der Koka-Anbau in Kolumbien um 27% gegenüber dem Vorjahr, stabil blieb jedoch die Kokain-Produktionsmenge.



Einzelnachweise



Gerhard Dilger: “Kolumbien“, Beck`sche Reihe Länder, Orig.-Ausgabe, München, 1996

http://www.readers-edition.de/2008/03/07/oel-kokain-und-geschichte-hintergruende-der-krise-in-suedamerika-teil-1 , 28.07.2010

http://www.learn-line.nrw.de/angebote/neuemedien/medio/tele/samerika/kaffee/kol-wirt.htm, 28.07.2010

http://de.wikipedia.org/wiki/Kokain, 28.07.2010

http://www.suedamerika-fakten.de/columbia-overview/89-land-und-leute-kolumbien/111-griselda-blanco-kolumbien-kokainpatin.html, 01.10.2010

http://de.wikipedia.org/wiki/Medell%C3%ADn-Kartell, 01.10.2010


http://de.wikipedia.org/wiki/Pablo_Escobar, 04.10.2010

http://zmag.de/artikel/Kolumbien-Demokratie-und-Plan-Colombia, 04.10.2010

http://de.wikipedia.org/wiki/Plan_Colombia, 04.10.2010