BPS

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BPS ist die Abkürzung für eine von Bernd Wischka (Leiter der Sozialtherapeutischen Abteilung der JVA Lingen) entwickelte kognitive Verhaltenstherapie namens "Behandlungsprogramm für Sexualstraftäter", das an den Entscheidungsprozessen ansetzt, die zu einer Straftat führen. Grundidee ist, dass die meisten Sexualdelikte nicht von langer Hand geplant werden, sondern aus einer Reihe scheinbar belangloser Verkettungen und Entscheidungen entstehen, etwa einer Sequenz von Enttäuschung, Isolation, Alkoholkonsum und ak­tueller sexueller Erregung. Ziel des BPS ist es, während der Haft auf die Verhinderung von Rückfällen nach der Haftentlassung hinzuarbeiten: "Dazu muss der Täter zunächst mit Hilfe des Therapeuten das Knäuel von Handlungssträngen entwirren, das zu dem Übergriff führte: Welche Einstellungen, Stimmungen und Gefühle bildeten den Ausgangspunkt? Welche früheren Lebensereignisse spielten mit hinein? Gab es äußere Faktoren wie Drogen- oder Pornofilmkonsum? Zu erkennen, wie ein Rädchen in das andere griff, ist für den Täter notwendige Voraus setzung dafür, künftig in ähnlichen Situationen anders zu handeln – oder sie ganz zu vermeiden. Ein zweiter Aspekt von BPS ist die Stärkung der Empathiefähigkeit. Dazu muss der Täter den Tathergang aus der Sicht seines Opfers schildern, in dessen Rolle er dafür schlüpft. Der Therapeut spricht ihn dann auch mit dem Namen des Opfers an und befragt ihn über dessen Gefühle: Hatte das Opfer Angst? Oder verstand es zunächst gar nicht, was sich abspielte? Wie entwickelten sich die Dinge – und was waren die Folgen? Die Antworten gibt der Täter (...) So liegt die Rückfallquote von unbehandelten Sexual­straftätern bei rund 18 Prozent, das heißt knapp jeder fünfte wird wieder straffällig. Mit einer kognitiven Behandlung lässt sich diese Quote mehr als halbieren, je nach Studie auf 3 bis 7 Prozent. Allerdings gibt es eine Gruppe von Delinquenten, bei denen BPS prinzi piell kaum greift: sadistische, pädophil fixierte oder persönlichkeits gestörte Menschen, die bewusst sexuell abweichende Ziele verfolgen. Sie zu identifizieren gehört ebenfalls zu den Aufgaben für Therapeuten und Gutachter" (Sind Sexualstraftäter therapierbar? 2006).


Weblinks

  • Sind Sexualstraftäter therapierbar? Ja - aber nicht alle! (2006) In: Gehirn und Geist 04.12.06/Heft 12 [[1]] (09.12.09)
  • Justizvollzugsanstalt Saarbrücken, Sozialtherapeutische Abteilung: [[2]] (09.12.09).
  • Löhr, Frank (2007) BPS mit intelligenzgeminderten Sexualstraftätern im Maßregelvollzug [[3]] (09.12.09).
  • Löhr, Frank (2005) Können minderbegabte Sexualstraftäter im Maßregelvollzug vom. Behandlungsprogramm für Sexualstraftäter (BPS) profitieren? In: Wischka, Rehder, Specht, Foppe, Willems, Hg.: Sozialtherapie im Justizvollzug. Lingen: Kriminalpädagogischer Verlag: 229-235.
  • Nuhn-Naber, Carmen; Ulrich Rehder und Bernd Wischka (2002) Behandlung von Sexualstraftätern mit kognitiv-behavioralen Methoden: Möglichkeiten und Grenzen, in: Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform 85. Heft 4: 271-281.