Bürokratisierung der Folter

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Auf das Phänomen einer Bürokratisierung der Folter machte der israelische Rechtsanwalt Avigdor Feldmann auf einer Konferenz in Tel Aviv im Jahre 1993 aufmerksam. Auf derselben Konferenz präsentierte Stanley Cohen eine erste Beschreibung der drei Schritte, in denen Folter bürokratisierung und legitimiert wird: zunächst hält man an der Darstellung fest, daß es keine Folter gibt. Wenn sich das Phänomen nicht mehr bestreiten lässt, deutet man es semantisch um. Wenn das nicht mehr geht, gibt man die Tatsache der Folter zwar zu, verteidigt sie aber als notwendige Selbstverteidigung gegen einen anders nicht zu besiegenden Feind. Der so konstruierte Konsens zum Thema Folter lasse sich so beschreiben: "Israel ist eine funktionierende Demokratie. Alle wesentlichen Gesetze werden beachtet. Aber mit den besetzten Gebieten ist das etwas anderes. Jeder sieht ein, daß die Rechtsstaatlichkeit an der Grünen Linie endet" (Cohen nach Watzal 1993). Wie Cohen sagt: "Obwohl die Folter zur Routine geworden ist, wird die Öffentlichkeit nicht darüber informiert und sie will auch nichts davon wissen."


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