Öffentlichkeit

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Jürgen Habermas warnte 2008, das Internet bewirke eine Ausdifferenzierung von Teilöffentlichkeiten. Deren Anbindung an allgemeine Konfliktlinien sei defizitär, wodurch die gemeinsame demokratische Öffentlichkeit unterlaufen werde. Nur in Opposition zu diktatorischen Regimen könne das Netz demokratisierend wirken.

In „The Logic of Connective Action“ (2013) argumentieren W. Lance Bennett und Alexandra Segerberg hingegen, die Vernetzungsmöglichkeiten des Internets böten die Möglichkeit zum vergleichsweise hierarchielosen Entstehen sozialer Bewegungen in Demokratien. Sie sprechen von „digitally networked action“ (DNA).

Die beiden wichtigsten Youtube-Kanäle der Alternativmedienszene:

  • Auf KenFM führt der Journalist Ken Jebsen Interviews mit alternativen Kriegsreportern, abtrünnigen oder randständigen Politikern und Verschwörungstheoretikern. Die Liste reicht von dem Schweizer Historiker Daniele Ganser bis zu Albrecht Müller, dem Herausgeber der Nachdenkseiten.
  • „Compact TV“ ist der Ableger des Magazins „Compact“ und seines Chefredakteurs Jürgen Elsässer. Nach dem Vorbild von „Spiegel TV“ produziert der Kanal, in Verbindung mit Frank Höfers „Nuo Viso TV“, ein regelmäßiges Magazin.

In der Alternativmedienszene spielen auch ältere politisch Interessierte eine Rolle. Manche sehen in der Radikalität dieser Alten einen Widerspruch (warum sind die so wütend, wo es ihnen doch so gut geht wie keiner Generation vor ihnen?) und löst diesen Widerspruch über die These von der Unterbeschäftigung der vom Bedeutungsverlust geplagten Individuen auf:

Seltsam ist allerdings die überkritische Haltung gegenüber den öffentlichen Dingen, die man in dieser Generation zunehmend antrifft. Es ist ein tiefsitzendes Misstrauen gegenüber Personen und Institutionen, das da Platz greift - eine verbreitete Neigung, das Kind mit dem Bade auszuschütten und am liebsten noch das Badezimmer mit. Natürlich gibt es Missstände aller Art in Deutschland; aber dass sie nun gerade eine Generation am stärksten zu beschäftigen scheinen, die es besser hatte als alle vor ihr, das ist schwer zu erklären. Viele der sogenannten „Wutbürger“ sind eigentlich Wutrentner. Woher die neue Altersradikalität? Warum glauben Leute, denen es so gutgeht, dass vieles so schlecht ist?
Wenn man mit den fitten, jungen Alten spricht, insbesondere Männern, dann merkt man, dass ihnen die Verantwortung von früher fehlt. Sie hatten etwas zu sagen, man hat auf sie gehört. Sie trafen Entscheidungen, die wurden umgesetzt. Nun sind sie nicht mehr dabei, zwar wohlhabend, aber nicht wichtig. Vielleicht kommt daher diese Wut: dass die Leute einfach noch nicht alt genug sind für das Alter und die Altersmilde; nicht mit dem Körper und nicht mit dem Kopf. Vielleicht wäre ein Weg, wieder etwas Wichtiges zu tun, zum Beispiel in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Dort sind Menschen, für die es viel bedeutet, wenn sich mal jemand für eine Stunde zu ihnen setzt, sie im Rollstuhl in die Sonne schiebt, ein bisschen aus der Zeitung vorliest, plaudert - oder einfach da ist. Das Sein bestimmt das Bewusstsein, aber das Tun bestimmt das Sein.


Weblinks und Literatur