Three Strikes

Als Three Strikes Laws werden in den USA Strafgesetze bezeichnet, die für zweimal rückfällig gewordene Straftäter eine erhebliche Strafschärfung vorsehen - manchmal sogar eine lebenslange Freiheitsstrafe. Der Begriff stammt aus dem amerikanischen Baseball-Spiel. Wenn der Schlagmann drei mal nacheinander den Ball verfeht - sein "strike" geht dreimal daneben - dann muss er aussetzen. Das besagt die Formel "Three strikes and you're out". Übertragen auf Straftäter bedeutet dies: kommt eine Person wegen eines Delikts zum dritten mal vor Gericht, dann muss er im Falle einer Verurteilung mit einer deutlich verlängerten Gefängnisstrafe rechnen. In Kalifornien muss ein Täter, der wegen einer „felony“ - eines schweren Delikts - zum dritten Mal verurteilt wird, eine Mindesthaftstrafe von 25 Jahren verbüßen. Diese Freiheitsstrafe kann um nicht mehr als 20% verkürzt und auch nicht mit einem „plea bargain“ umgangen werden. Für dieses Gesetz stimmten die Bürger Kaliforniens im Jahre 1994, nachdem zuvor ein Wiederholungstäter, dessen Freiheitsstrafe zur Bewährung ausgesetzt war, ein zwölf Jahre altes Mädchen entführt und ermordet hatte. Das in diesem Zusammenhang erlassene "Three strikes law" war allerdings nicht auf schwere Verbrechen beschränkt. So konnte es z.B. vorkommen, dass zwei vorbestrafte Täter, die beim dritten Delikt - einem Ladendiebstahl, bei dem sie drei Videobänder und eine Alarmvorrichtung für ein Autolenkrad gestohlen hatten - zu einer Freiheitsstrafe von "25 Jahren bis lebenslang" verurteilt wurden. Im Februar 2002 erklärte daraufhin ein Berufungsgericht in San Francisco, dass es "grausam und unmenschlich" sei, Ladendiebstahl mit lebenslanger Freiheitsstrafe zu ahnden (FAZ vom 09.02.2002).


In über 25 US Bundesstaaten schreibt das „Three Strikes“ Gesetz vor, dass ein Straftäter, der bereits zwei Vorstrafen wegen schwerer Verbrechen hat, bei einem dritten Delikt („felony“) zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe („mandatory life sentence“) verurteilt werden kann. Die detaillierte Ausgestaltung, wie beispielsweise die qualifizierenden Delikte oder die Länge der Freiheitsstrafe variiert zwischen den einzelnen Bundesstaaten der USA. Zu den schwerwiegenden Verbrechen („serious felonies“) zählen Raub und Kidnapping während die Kategorie Gewaltverbrechen („violent felonies“) u.a. Mord- und einige Sexualdelikte beinhaltet.


Entstehung

Vorläufer des „Three Strikes“-Gesetzes wurden im Jahr 1796 im US Bundesstaat Virginia entworfen und im 19. Jahrhundert von 11 weiteren Bundesstaaten eingeführt. Ziel dieser Gesetze war die permanente Inhaftierung von Wiederholungstätern, die ursprünglich nicht unbedingt wegen Gewaltverbrechen sondern Verbrechen jeglicher Art verurteilt wurden. Im Jahr 1988 plädierte Ida Ballasiotes, die Mutter eines Opfers, in einer öffentlichen Initiative für eine lebenslange Freiheitsstrafe von Wiederholungstäter, bei schweren Straftaten. So wurde das „Three Strikes-Gesetz“ im Bundesstaat Washington erstmals erlassen. Der Vater eines anderen Opfers, Mike Reynolds, unterstützte einen gleichen Gesetzesvorschlag in Kalifornien, der nach dem weit publizierten Sexualmord an Polly Klaas, mit Unterstützung der National Rifle Association und der California Correction Peace Officers Association, im Jahr 1993 verabschiedet wurde. Im Jahr 1994 erhob der amerikanische Kongress das Gesetz „Violent Crime Control and Law Enforcement Act“ (auch bekannt als Federal Crime Bill) mit dem Ziel, gleiche Freiheitsentzugparameter für nationale wie auch bundesstaatliche Straftäter zu schaffen.


Kriminologische Relevanz

Die Entwicklung der Kriminalitätsrate in den USA ist trotz steigender Bevölkerungszahl seit dem Jahr 1991 rückläufig. Anfang der 90er Jahre betrachtete man das “Three-Strikes”-Gesetz in den USA als zusätzliches Werkzeug für die zeitweilige Ausschaltung (vgl. selective incapacitation) von gewaltbereiten Mehrfachtätern und der Simplifizierung von Bewertungspraxen der Straftaten. Diese kriminalpolitische Bewegung (vgl. new penology) hatte ein Management durch reduzierten Zeitaufwand und Budget von großen Gruppen gewaltbereiter Täter und Strafgefangene zum Ziel. Im Einklang mit der Entwicklung einer modernen technologischen Gesellschaft (vgl. McDonaldization) sollte auch hier die Effizienz des Justizapparates und des Strafvollzugs maximiert werden, um Prognosen mit Hilfe von kalkulierbaren Daten erstellen und die Kontrolle von Straftätern ermöglichen zu können. Letztlich galt dieses Gesetz als Abschreckungsmittel (vgl. deterrence) im politischen Bild der „get tough“ Gesetzgebung der US Regierung. Kriminologen weisen darauf hin, dass Straftäter nicht unbedingt eine „Cost-Benefit“ Analyse (vgl. rational choice theory) durchführen bevor sie eine Straftat begehen und das „Three-Strikes“- Gesetz daher nicht als ein Abschreckungsmittel betrachtet werden kann. Weiterhin führe dieses expressive Gesetz zu einer Stigmatisierung (vgl. penal marking, labeling approach) der Straftäter und deren Absonderung (vgl. penal segregation) durch lebenslange Freiheitsstrafen ohne Möglichkeit auf eine frühzeitige Entlassung. Das Resozialisierungskonzept für eine erfolgreiche Wiedereingliederung von Strafgefangenen in die Gesellschaft trete damit in den Hintergrund.


Literatur

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Weblinks