Soziales Kapital: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Soziales Kapital''' (auch: Sozialkapital) umfasst Vertrauen, [[Normen]], Werte, Sitten, Regeln, Denkschemata, Verhaltensmuster und Netzwerke, die den sozialen Zusammenhalt befördern.
'''Soziales Kapital''' (auch: Sozialkapital) umfasst Vertrauen, [[Normen]], Werte, Sitten, Regeln, Denkschemata, Verhaltensmuster und Netzwerke, die den sozialen Zusammenhalt befördern.
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Erst James Coleman und Pierre Bourdieu stellen „Sozialkapital“ in einen theoretischen Zusammenhang.  
Erst James Coleman und Pierre Bourdieu stellen „Sozialkapital“ in einen theoretischen Zusammenhang.  
=== Definition ===
=== Definition ===
„Soziales Kapital stellt die Zugehörigkeit zu familiären und klassenabhängigen sozialen Netzen dar, die gegenseitige Verpflichtungsbeziehungen, Vertrauen und Reputation mit sich bringen“ . Dem „Sozialkapital“ wird nicht nur Einfluss auf den  ökonomischen Fortschritt eines Landes zugesprochen, sondern ihm auch  eine besondere Wirkung auf das Funktionieren von Demokratien zugeschrieben. Im Unterschied zu den anderen Kapitalsorten, entsteht „Sozialkapital“ in den Beziehungen zwischen den Akteuren.  
„Soziales Kapital stellt die Zugehörigkeit zu familiären und klassenabhängigen sozialen Netzen dar, die gegenseitige Verpflichtungsbeziehungen, Vertrauen und Reputation mit sich bringen“ . Dem „Sozialkapital“ wird nicht nur Einfluss auf den  ökonomischen Fortschritt eines Landes zugesprochen, sondern ihm auch  eine besondere Wirkung auf das Funktionieren von Demokratien zugeschrieben. Im Unterschied zu den anderen Kapitalsorten, entsteht „Sozialkapital“ in den Beziehungen zwischen den Akteuren.  
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Zwei Untersuchungsebenen haben sich in der wissenschaftlichen Verwendung herauskristallisiert. Der individualistische und der Netzwerk-theoretische Ansatz, welcher „Sozialkapital“ als Ressource ansieht, die instrumentell nutzbar, jedoch nicht spezifisch unabhängig von anderen Personen anwendbar ist.  Beim Ansatz in der  Debatte um die „politische Kultur“, wird „Sozialkapital“ als Gesamtes  gesehen, als Ressource, der eine positive Wirkung als  Problemlösungsfaktor beigemessen wird.  
Zwei Untersuchungsebenen haben sich in der wissenschaftlichen Verwendung herauskristallisiert. Der individualistische und der Netzwerk-theoretische Ansatz, welcher „Sozialkapital“ als Ressource ansieht, die instrumentell nutzbar, jedoch nicht spezifisch unabhängig von anderen Personen anwendbar ist.  Beim Ansatz in der  Debatte um die „politische Kultur“, wird „Sozialkapital“ als Gesamtes  gesehen, als Ressource, der eine positive Wirkung als  Problemlösungsfaktor beigemessen wird.  
„Sozialkapital“ ist produktiv und weist eine Beeinflussung von ökonomischen Effekten auf. Damit das Niveau von „Sozialkapital“ gehalten werden kann, muss in das „Sozialkapital“ reinvestiert werden. Dies erfolgt durch die Pflege der sozialen Kontakte in einem ständigen Wechselwirkungsprozess, in dem Zeit und direkt oder auch indirekt Geld investiert werden muss. Von diesen Investitionen wird erwartet, dass daraus später Profit erzielt wird.  „Sozialkapital“ lässt sich auch in andere Kapitalformen umwandeln. Wenn „Sozialkapital“ erlischt, entsteht daraus physisches Kapital oder auch Humankapital.  „Sozialkapital“ hilft Ziele, die für unerreichbar scheinen, mit einem durchaus niedrigeren Kosteneinsatz leichter zu erreichen.  
„Sozialkapital“ ist produktiv und weist eine Beeinflussung von ökonomischen Effekten auf. Damit das Niveau von „Sozialkapital“ gehalten werden kann, muss in das „Sozialkapital“ reinvestiert werden. Dies erfolgt durch die Pflege der sozialen Kontakte in einem ständigen Wechselwirkungsprozess, in dem Zeit und direkt oder auch indirekt Geld investiert werden muss. Von diesen Investitionen wird erwartet, dass daraus später Profit erzielt wird.  „Sozialkapital“ lässt sich auch in andere Kapitalformen umwandeln. Wenn „Sozialkapital“ erlischt, entsteht daraus physisches Kapital oder auch Humankapital.  „Sozialkapital“ hilft Ziele, die für unerreichbar scheinen, mit einem durchaus niedrigeren Kosteneinsatz leichter zu erreichen.  
== Kriminologie ==
== Kriminologie ==


„Sozialkapital“ hat für die Kriminologie vor allem im Bereich Prävention eine bedeutende Rolle. Es kann dazu beitragen Kriminalität zu verhindern. Jedoch nicht jede Form von „Sozialkapital“ erwirtschaftet denselben Nutzen. Beispielweise kann das Engagement in einer politischen Partei neben den positiven Effekten auch negative Auswirkungen haben, wenn  z.B. der Arbeitgeber  dem politischen Engagement eines Bewerbers  einer Arbeitsstelle kritisch gegenüber steht und dieser deshalb nicht in die engere Auswahl gezogen wird.   
„Sozialkapital“ hat für die Kriminologie vor allem im Bereich Prävention eine bedeutende Rolle. Es kann dazu beitragen Kriminalität zu verhindern. Jedoch nicht jede Form von „Sozialkapital“ erwirtschaftet denselben Nutzen. Beispielweise kann das Engagement in einer politischen Partei neben den positiven Effekten auch negative Auswirkungen haben, wenn  z.B. der Arbeitgeber  dem politischen Engagement eines Bewerbers  einer Arbeitsstelle kritisch gegenüber steht und dieser deshalb nicht in die engere Auswahl gezogen wird.   
Dennoch wird dem Soziakapital meist eine positive Wirkung zugesprochen. Im Gegenzug gibt es auch Wissenschaftler, die dem „Sozialkapital“ einen negativen Effekt bescheinigen. Denkt man beispielsweise an die Mafia, die durch ihr Gewaltmonopol agiert und den eigenen Verbund so zusammenhält, indem sie Personen, die nicht in ihr Konzept passen, unterdrückt. Einige Studien haben ergeben, dass es bei Gruppen, die über einen hohen Anteil an „Sozialkapital“ verfügen, dazu führen kann, dass die Mitglieder dieser Gruppierung nur über eine eingeschränkte individuelle Freiheit verfügen. Diese wird durch bestehende Normen der Gruppe so eingeengt und dadurch wird ein Aufstieg jedes Einzelnen innerhalb der sozialen Struktur erschwert. Robert Putnams Hypothese ist, dass das in den letzten Jahrzehnten zurückbildende Engagement der Bürger für die Gesellschaft, eine schleichende Zerstörung der grundlegenden gesellschaftlichen und kulturellen Vorbedingungen für eine wirksame Demokratie, zur Folge hat. So sieht er, dass in Gesellschaften, die über ein hohes Plus an Sozialkapital verfügen, mehr freiwillige Kooperationen entstehen.  Netzwerke haben für die Akteure einer Gesellschaft einen positiven Vorzug, d.h. einen privaten oder internen Nutzen.  Im Gegensatz dazu gibt es auch Ansätze, die von einem externen oder öffentlichen Effekt von Sozialkapital sprechen. Als Beispiel hierfür führt Putnam die Beziehungsdichte innerhalb eines Wohngebietes an. In Wohnbezirken, in  denen eine hohe Beziehungsdichte vorhanden ist, ist eine niedrigere Kriminalitätsrate festzustellen, d.h. dieses informelle Sozialkapital hat eine präventive Wirkung. Selbst die passiven Bewohner dieses Wohnbezirkes, die ihre sozialen Kontakte weniger aktiv pflegen, profitieren davon. Putnam sieht dies als einen Beweis dafür an, dass Sozialkapital auch  zum öffentlichen Gut werden kann.
 
Dennoch wird dem Sozialkapital meist eine positive Wirkung zugesprochen. Im Gegenzug gibt es auch Wissenschaftler, die dem „Sozialkapital“ einen negativen Effekt bescheinigen. Denkt man beispielsweise an die Mafia, die durch ihr Gewaltmonopol agiert und den eigenen Verbund so zusammenhält, indem sie Personen, die nicht in ihr Konzept passen, unterdrückt. Einige Studien haben ergeben, dass es bei Gruppen, die über einen hohen Anteil an „Sozialkapital“ verfügen, dazu führen kann, dass die Mitglieder dieser Gruppierung nur über eine eingeschränkte individuelle Freiheit verfügen. Diese wird durch bestehende Normen der Gruppe so eingeengt und dadurch wird ein Aufstieg jedes Einzelnen innerhalb der sozialen Struktur erschwert. Robert Putnams Hypothese ist, dass das in den letzten Jahrzehnten zurückbildende Engagement der Bürger für die Gesellschaft, eine schleichende Zerstörung der grundlegenden gesellschaftlichen und kulturellen Vorbedingungen für eine wirksame Demokratie, zur Folge hat. So sieht er, dass in Gesellschaften, die über ein hohes Plus an Sozialkapital verfügen, mehr freiwillige Kooperationen entstehen.  Netzwerke haben für die Akteure einer Gesellschaft einen positiven Vorzug, d.h. einen privaten oder internen Nutzen.  Im Gegensatz dazu gibt es auch Ansätze, die von einem externen oder öffentlichen Effekt von Sozialkapital sprechen. Als Beispiel hierfür führt Putnam die Beziehungsdichte innerhalb eines Wohngebietes an. In Wohnbezirken, in  denen eine hohe Beziehungsdichte vorhanden ist, ist eine niedrigere Kriminalitätsrate festzustellen, d.h. dieses informelle Sozialkapital hat eine präventive Wirkung. Selbst die passiven Bewohner dieses Wohnbezirkes, die ihre sozialen Kontakte weniger aktiv pflegen, profitieren davon. Putnam sieht dies als einen Beweis dafür an, dass Sozialkapital auch  zum öffentlichen Gut werden kann.
Für die kriminologische Forschung ist sowohl der positive als auch der negative Effekt von „Sozialkapital“ interessant. Netzwerke können zur Kriminalitätsbekämpfung beitragen oder auch Verursacher sein.
Für die kriminologische Forschung ist sowohl der positive als auch der negative Effekt von „Sozialkapital“ interessant. Netzwerke können zur Kriminalitätsbekämpfung beitragen oder auch Verursacher sein.


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== Literaturverzeichnis ==
== Literaturverzeichnis ==


''Boissevain, Jeremy F.: Friends of Friends. Networks, Manipulators and Coalitions. Oxford/ Basil Blackwell 1974
''Boissevain, Jeremy F.: Friends of Friends. Networks, Manipulators and Coalitions. Oxford/ Basil Blackwell 1974
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Smart, Alan: Gifts, Bribes, and Guanxi: A Reconsideration of Bourdieu's Social Capital. In: Cultural Anthroplogy, 8,4, 1993
Smart, Alan: Gifts, Bribes, and Guanxi: A Reconsideration of Bourdieu's Social Capital. In: Cultural Anthroplogy, 8,4, 1993


Vester, Michael/ Oertzen, Peter von/ Geiling, Heiko/ Hermann, Thomas/ Müller, Dagmar: Soziale Milieus im gesellschaftlichen Strukturwandel. Zwischen Integration und Ausgrenzung. Köln 1993 ''
Vester, Michael/ Oertzen, Peter von/ Geiling, Heiko/ Hermann, Thomas/ Müller, Dagmar: Soziale Milieus im gesellschaftlichen Strukturwandel. Zwischen Integration und Ausgrenzung. Köln 1993
[[Kategorie:Sozialstruktur]]
[[Kategorie:Pierre Bourdieu]]
[[Kategorie:Kriminalprävention]]

Aktuelle Version vom 24. April 2022, 22:35 Uhr

Soziales Kapital (auch: Sozialkapital) umfasst Vertrauen, Normen, Werte, Sitten, Regeln, Denkschemata, Verhaltensmuster und Netzwerke, die den sozialen Zusammenhalt befördern.

Begriff

Geschichte

Der Begriff wurde von Jane Jacobs 1961 in ihrem Werk, „The Death and Life of Great American Cities“ zur Beschreibung von städtischen Nachbarschaftsnetzwerken verwendet.

Nach Lewis A. Friedland wurden von diesem Werk von Jacobs, Glenn Cartman Loury und in der Folge James S. Coleman inspiriert.

Robert D. Putnam führt den Ursprung des Begriffes „Sozialkapital“ auf einen anderen Autor, den Deutschen Ekkehart Schlicht, zurück. Schlicht verwendete 1984 „Sozialkapital“ in einem Aufsatz über „Normengeleitetes Verhalten“. Schlicht selbst wurde von den Arbeiten von Weizsäcker und von Alfred Marshall angeregt. Weiter ergaben die Recherchen über die Herkunft von „Sozialkapital“, dass Lydia Judson Hanifan schon 1920 in „The Community Center“ den Begriff gebrauchte. Hanifan, Jacobs und Loury verwendeten den Begriff ohne ein theoretisches Konzept im Hintergrund.

Erst James Coleman und Pierre Bourdieu stellen „Sozialkapital“ in einen theoretischen Zusammenhang.

Definition

„Soziales Kapital stellt die Zugehörigkeit zu familiären und klassenabhängigen sozialen Netzen dar, die gegenseitige Verpflichtungsbeziehungen, Vertrauen und Reputation mit sich bringen“ . Dem „Sozialkapital“ wird nicht nur Einfluss auf den ökonomischen Fortschritt eines Landes zugesprochen, sondern ihm auch eine besondere Wirkung auf das Funktionieren von Demokratien zugeschrieben. Im Unterschied zu den anderen Kapitalsorten, entsteht „Sozialkapital“ in den Beziehungen zwischen den Akteuren. Grundlegend kann „Sozialkapital“ nach dem Nutzen der Akteure unterschieden werden: Erstens, nach dem Nutzen des Einzelnen, der durch aktives Eigenengagement, sich selbst das „Sozialkapital“ erwirtschaftet und Nutzen daraus ziehen kann. Zweitens, der Nutzen des Einzelnen, der entsteht, wenn der Einzelne geringeres Engagement in die vorhandenen Netzwerkstrukturen investiert, jedoch durch die vorhandenen sozialen Beziehungen über Dritte, Nutzen daraus für sich selbst ziehen kann. Drittens, der Nutzen der Gemeinschaft, der durch das Vorhandensein dieser Netzwerkstrukturen und dem daraus resultierende „Sozialkapital“ entsteht. Dem „Sozialkapital“ werden auf den verschiedenen Ebenen unterschiedliche Wirkungen zugesprochen. Im Bereich der individuellen Ebene hat beispielsweise derjenige Vorteile, der über „Sozialkapital“ verfügt und dieses dann bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle oder auch im Berufsleben nutzen kann. Weiter wurde ein positiver Zusammenhang zwischen der Bildung von „Sozialkapital“ und dem politischen Engagement festgestellt. Bei steigendem „Sozialkapital“ besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Personen politisch beteiligen. In der wissenschaftlichen Praxis wird „Sozialkapital“ als unabhängige und auch als abhängige Variable zur Erklärung der unterschiedlichsten Phänomene verwendet, deshalb ist keine einheitliche Operationalisierung erkennbar. Zwei Untersuchungsebenen haben sich in der wissenschaftlichen Verwendung herauskristallisiert. Der individualistische und der Netzwerk-theoretische Ansatz, welcher „Sozialkapital“ als Ressource ansieht, die instrumentell nutzbar, jedoch nicht spezifisch unabhängig von anderen Personen anwendbar ist. Beim Ansatz in der Debatte um die „politische Kultur“, wird „Sozialkapital“ als Gesamtes gesehen, als Ressource, der eine positive Wirkung als Problemlösungsfaktor beigemessen wird. „Sozialkapital“ ist produktiv und weist eine Beeinflussung von ökonomischen Effekten auf. Damit das Niveau von „Sozialkapital“ gehalten werden kann, muss in das „Sozialkapital“ reinvestiert werden. Dies erfolgt durch die Pflege der sozialen Kontakte in einem ständigen Wechselwirkungsprozess, in dem Zeit und direkt oder auch indirekt Geld investiert werden muss. Von diesen Investitionen wird erwartet, dass daraus später Profit erzielt wird. „Sozialkapital“ lässt sich auch in andere Kapitalformen umwandeln. Wenn „Sozialkapital“ erlischt, entsteht daraus physisches Kapital oder auch Humankapital. „Sozialkapital“ hilft Ziele, die für unerreichbar scheinen, mit einem durchaus niedrigeren Kosteneinsatz leichter zu erreichen.

Kriminologie

„Sozialkapital“ hat für die Kriminologie vor allem im Bereich Prävention eine bedeutende Rolle. Es kann dazu beitragen Kriminalität zu verhindern. Jedoch nicht jede Form von „Sozialkapital“ erwirtschaftet denselben Nutzen. Beispielweise kann das Engagement in einer politischen Partei neben den positiven Effekten auch negative Auswirkungen haben, wenn z.B. der Arbeitgeber dem politischen Engagement eines Bewerbers einer Arbeitsstelle kritisch gegenüber steht und dieser deshalb nicht in die engere Auswahl gezogen wird.

Dennoch wird dem Sozialkapital meist eine positive Wirkung zugesprochen. Im Gegenzug gibt es auch Wissenschaftler, die dem „Sozialkapital“ einen negativen Effekt bescheinigen. Denkt man beispielsweise an die Mafia, die durch ihr Gewaltmonopol agiert und den eigenen Verbund so zusammenhält, indem sie Personen, die nicht in ihr Konzept passen, unterdrückt. Einige Studien haben ergeben, dass es bei Gruppen, die über einen hohen Anteil an „Sozialkapital“ verfügen, dazu führen kann, dass die Mitglieder dieser Gruppierung nur über eine eingeschränkte individuelle Freiheit verfügen. Diese wird durch bestehende Normen der Gruppe so eingeengt und dadurch wird ein Aufstieg jedes Einzelnen innerhalb der sozialen Struktur erschwert. Robert Putnams Hypothese ist, dass das in den letzten Jahrzehnten zurückbildende Engagement der Bürger für die Gesellschaft, eine schleichende Zerstörung der grundlegenden gesellschaftlichen und kulturellen Vorbedingungen für eine wirksame Demokratie, zur Folge hat. So sieht er, dass in Gesellschaften, die über ein hohes Plus an Sozialkapital verfügen, mehr freiwillige Kooperationen entstehen. Netzwerke haben für die Akteure einer Gesellschaft einen positiven Vorzug, d.h. einen privaten oder internen Nutzen. Im Gegensatz dazu gibt es auch Ansätze, die von einem externen oder öffentlichen Effekt von Sozialkapital sprechen. Als Beispiel hierfür führt Putnam die Beziehungsdichte innerhalb eines Wohngebietes an. In Wohnbezirken, in denen eine hohe Beziehungsdichte vorhanden ist, ist eine niedrigere Kriminalitätsrate festzustellen, d.h. dieses informelle Sozialkapital hat eine präventive Wirkung. Selbst die passiven Bewohner dieses Wohnbezirkes, die ihre sozialen Kontakte weniger aktiv pflegen, profitieren davon. Putnam sieht dies als einen Beweis dafür an, dass Sozialkapital auch zum öffentlichen Gut werden kann. Für die kriminologische Forschung ist sowohl der positive als auch der negative Effekt von „Sozialkapital“ interessant. Netzwerke können zur Kriminalitätsbekämpfung beitragen oder auch Verursacher sein.

An interesting distinction of social organization is that between bonding and bridging ties, which complicates the neo-Tocquevillean view of social capital. Varshney studied the correlation between the presence of interethnic networks (bridging) versus intra-ethnic ones (bonding) on ethnic violence in India. He argues that interethnic networks are agents of peace because they build bridges and manage tensions, by noting that if communities are organized only along intra-ethnic lines and the interconnections with other communities are very weak or even nonexistent, then ethnic violence is quite likely. Three main implications of intercommunal ties explain their worth:

  1. Facilitate communication in the community across ethnic lines

Squelch false rumors

  1. Help the administration carry out its job and in particular peace, security and justice

This is a useful distinction; nevertheless its implication on social capital can only be accepted if one espouses the functionalist understanding of the latter concept. Indeed, it can be argued that interethnic, as well as intra-ethnic networks can serve various purposes, either increasing or diminishing social capital. In fact, Varshney himself notes that intraethnic policing (equivalent to the “self-policing” mechanism proposed by Fearon and Laitin) may lead to the same result as interethnic engagement.

Finally, social capital is often linked to the success of democracy and political involvement. Robert D. Putnam, in his book Bowling Alone makes the argument that social capital is linked to the recent decline in American political participation. Putnam's theoretical framework has been firstly applied to the South of Italy (Putnam, 1993). This framerwork has been rediscussed by considering simultanelously the condition of European regions and specifically Southern Italy (Ferragina, 2012; Ferragina, 2013).

Literaturverzeichnis

Boissevain, Jeremy F.: Friends of Friends. Networks, Manipulators and Coalitions. Oxford/ Basil Blackwell 1974

Bourdieu, Pierre: Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital. In: Kreckel, R. (Hrsg.): Soziale Welt. Soziale Ungleichheiten. Sonderband 2. Göttingen 1983, S. 183-198

Bührer, Susanne: Soziales Kapital und Wanderungsentscheidungen. Hamburg 1997

Burt, Ronald: Structural Holes. The Social Sturcture of Competition, Cambridge: Harvard University Press 1992

Coleman, J. S.: Grundlagen der Sozialtheorie (3 Bände). München, Wien. 1995

Coleman, James S.: Social Capital and the Creation of Human Capital. IN: American Journal of Sociology 94 (supplement), 1988, S. 95-120

Flap, Henk: No Man is an Island. The Research Program of a Social Capital Theory, Paper pres. Workshop on Rational Choice and Social Networks, Jan. 26 to 28, Nias, Wassenaar. 1995

Geißler, Rainer: Die Sozialstruktur Deutschlands. Bonn 32002

Granovetter, Mark: Getting a Job, University of Chicago Press, second ed. 1995

Hanifan, L. J: The Community Center. Boston 1920

Haug, Sonja: Soziales Kapital und Kettenmigration. Italienische Migranten in Deutschland. Opladen 2000

Marshall, Alfred: Principles of Economics. London, New York 1890

Münkler, Herfried/ Fischer, Karsten (Hg.): Gemeinwohl und Gemeinsinn. Rhetoriken und Perspektiven sozial-moralischer Orientierung. Berlin 2002

Offe, Klaus/ Fuchs, Susanne: Schwund des Sozialkapitals? Der Fall Deutschland. In: Putnam, Robert D. (Hrsg.): Gesellschaft und Gemeinsinn. Gütersloh 2001

Putnam, Robert D. (Hrsg.): Gesellschaft und Gemeinsinn. Gütersloh 2001

Putnam, Robert D.: Bowling Alone. The Collapse and Revival of American Community. New York, London, Toronto, Sydney, Signapore 2000

Putnam, Robert D.: Making Democracy Work. Civiv Tradtitions in Modern Italy. Princeton 1993

Schlicht, Ekkehart: Cognitive Dissonance in Economics, In: H. Todt (ed.): Normengeleitetes Verhalten in den Sozialwissenschaften. Berlin 1984, S. 61-81.

Smart, Alan: Gifts, Bribes, and Guanxi: A Reconsideration of Bourdieu's Social Capital. In: Cultural Anthroplogy, 8,4, 1993

Vester, Michael/ Oertzen, Peter von/ Geiling, Heiko/ Hermann, Thomas/ Müller, Dagmar: Soziale Milieus im gesellschaftlichen Strukturwandel. Zwischen Integration und Ausgrenzung. Köln 1993