Sinnprovinz

Aus Krimpedia – das Kriminologie-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der von Alfred Schütz geprägte Begriff der Sinnprovinz bezeichnet einen durch eine spezifische Ausprägung der Aufmerksamkeitsstruktur, des Relevanzsystem und des kognitiven Stils gekennzeichneten Bereich innerhalb des menschlichen Erfahrungsraums. In jeder Provinz existieren bestimmte Sinnzusammenhänge: in der bedeutendsten Sinnprovinz - der Alltagswelt - sind die Zusammenhänge anders geartet als z.B. in den Provinzen des Traumes, des Spiels, der Wissenschaft, der Religion oder der Kunst.

Nach Schütz bilden sich innerhalb der alltäglichen Sozialbeziehungen mehrere Sinnprovinzen heraus, an denen der Mensch teilhaben kann. Eine herausragende Stellung nimmt dabei die Welt des Alltag ein, die als „paramount reality“ den „Archetyp unserer Erfahrung der Wirklichkeit“ darstellt (Gesammelte Aufsätze I: S. 267).

Diese privilegierte Position der Alltagswelt und des alltäglichen Wissens beeinflusst auch Schütz’ Konzeption der Beziehung zwischen Wissenschaft und Alltag. Die Welt des Alltags unterscheidet sich von anderen Sinnprovinzen durch den spezifischen kognitiven Stil, wie die Wirklichkeit erlebt wird. Beispielsweise hebt sich das Erleben im Alltag bezüglich der Bewusstseinsspannung durch den Zustand der Wachheit, durch die völlige Aufmerksamkeit auf die Wirklichkeit von der Welt des Traumes ab, in der keinerlei Interesse an der Realität besteht. Des Weiteren zeichnet sich die Welt des Alltags dadurch aus, dass an ihr nicht gezweifelt wird und sich die Menschen in ihr als Handelnde erfahren, während der Träumer weder handelt noch auf äußere Sachverhalte einwirken kann. Ein wesentliches Merkmal der Alltagswelt ist ihre Sozialität; alltägliche Erfahrung ist grundlegend auf Kommunikation und soziales Handeln ausgerichtet. Und schließlich stellen auch die spezifische Selbsterfahrung und Zeitperspektive Merkmale dar, die die Welt des Alltags von anderen Sinnbereichen und Formen der Welterfahrung unterscheidet.

Grenz-Übergänge

In The Stranger: An Essay in Social Psychology (1944) und The Homecomer (1945) beschäftigt sich Schütz eingehender mit den Problemen, vor allem mit der Infragestellung der Identität des Menschen, die der Übergang von einer Sinnprovinz in eine andere nach sich ziehen kann.


Literatur

  • James, William
  • Schütz, Alfred (1945) On Multiple Realities


Weblinks

  • Alfred Schütz, in: Wikipedia dt. [[1]]