Korruption: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Korruption''' ist eine Sammelbezeichnung fuer so gut wie alle Arten von Bestechung und Bestechlichkeit im weitesten Sinne. Der aus dem Lateinischen stammende Begriff (rumpere = zugrunderichten; cor = intensivierende Vorsilbe; daher corrumpere = völlig zugrunderichten) beinhaltet ein negatives Werturteil. Ungeachtet der zum Teil harten Strafandrohungen ist Korruption weltweit verbreitet. Zu den Folgen der Korruption gehoeren wirtschaftliche Schaeden und Vertrauensverlust der Bevoelkerung in Regierung, Justiz und Verwaltung. Ob Korruption auch positive Folgen im Sinne eines verantwortlichen Paternalismus oder einer rationalen Ressourcenumverteilung und damit letztlich stabilisierende Funktionen fuer soziale Systeme hat, ist umstritten. Unklar ist zudem die relative Eignung unterschiedlicher Methoden der Praevention und Bekaempfung von Korruption.  
'''Korruption''' ist eine Sammelbezeichnung fuer so gut wie alle Arten von Bestechung und Bestechlichkeit. Der aus dem Lateinischen stammende Begriff (rumpere = zugrunderichten; cor = intensivierende Vorsilbe; daher corrumpere = völlig zugrunderichten) beinhaltet ein negatives Werturteil. Seit es herrschaftlich organisierte Gesellschaften gibt, wird Korruption als Gefaehrdung der Implementierbarkeit politischer Vorgaben und nicht selten auch als Zeichen fuer den Niedergang der institutionellen Ordnung selbst angesehen und mit harten Strafen bedroht (vgl. Schuller 1982; Gebhardt 2003). Ungeachtet dieser Strafandrohungen ist Korruption weltweit verbreitet.
 
Zu den Folgen der Korruption gehoeren wirtschaftliche Schaeden und Vertrauensverlust der Bevoelkerung in Regierung, Justiz und Verwaltung. Ob Korruption auch positive Folgen im Sinne eines verantwortlichen Paternalismus oder einer rationalen Ressourcenumverteilung und damit letztlich stabilisierende Funktionen fuer soziale Systeme hat, ist umstritten. Unklar ist zudem die relative Eignung unterschiedlicher Methoden der Praevention und Bekaempfung von Korruption.  


==Begriff==
==Begriff==
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*''Geheimhaltung''. Auf Seiten beider Beteiligten ist Korruption durch das Bemühen der Geheimhaltung gekennzeichnet.
*''Geheimhaltung''. Auf Seiten beider Beteiligten ist Korruption durch das Bemühen der Geheimhaltung gekennzeichnet.


==Moralische und rechtliche Bewertung==
Korruption wurde in herrschaftlich organisierten Gesellschaften von Anfang an streng bestraft. Man sah darin neben der Gefaehrdung der Durchsetzung des Herrscherwillens immer auch den Beginn eines allgemeinen Niedergangs der institutionellen Ordnung (vgl. Schuller 1982; Gebhardt 2003).
===Zusammenhänge mit anderen Begriffen===


[[Anomie]], [[Subkultur]], Occupational Crime, Corporate Crime, [[White-Collar Crime]], [[Makrokriminalität]], [[Kriminalität der Mächtigen]].<br>
Angesichts zahlreicher Beispiele fuer den Einfluss der Mafia auf Politik und Verwaltung (USA, Prohibitionszeit, Italien: nach dem 2. Weltkrieg) herrscht unter KriminologInnen eine erstaunliche Einigkeit darüber, dass Korruption selten im Zusammenhang mit [[Organisierte Kriminalität|Organisierter Kriminalität]] auftritt. (BKA 2004, S.43; Bannenberg 2002, S.111f.; Besozzi 2001, S.53f.)


== Geschichte ==
== Geschichte ==
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===Korruptionsindex===
===Korruptionsindex===


Ein u.a. auch von Transparency International genutzter Korruptions-Index wurde 1995 vom Passauer Wirtschafts-Professor Johann Graf Lambsdorff entwickelt. Nach diesem Index befand sich Deutschland auf der Skala von 0 (= sehr korrupt) bis 10 (= weitestgehend keine Korruption) im Jahre 2008 mit 7,9 Punkten auf Rang 14 in der Welt (Platz 1 = Dänemark, Neuseeland und Schweden; Platz 18 = USA; Platz 147 = Russland; Platz 180 = Somalia).
Ein u.a. auch von Transparency International genutzter [[Corruption Perceptions Index|Korruptions-Index]] wurde 1995 vom Passauer Wirtschafts-Professor Johann Graf Lambsdorff entwickelt. Nach diesem Index befand sich Deutschland auf der Skala von 0 (= sehr korrupt) bis 10 (= weitestgehend keine Korruption) im Jahre 2008 mit 7,9 Punkten auf Rang 14 in der Welt (Platz 1 = Dänemark, Neuseeland und Schweden; Platz 18 = USA; Platz 147 = Russland; Platz 180 = Somalia).


„Die amtlichen Statistiken vermitteln kein adäquates Bild der Wirklichkeit der Korruption.“ (Bannenberg 2002, S.58). Sie können dies auch kaum, denn es handelt sich um ein Kontrolldelikt, das heißt, Korruption ist nicht einfach für dritte beobachtbar, es fehlt meistens an einem personalen Opfer („opferlose Kriminalität“), welches der typische Informant für die Behörden ist (Erschwernis der Dunkelfeldforschung), und es muss grundsätzlich von einer Verdeckung bzw. Abschottung der Tathandlungen ausgegangen werden. Statistisch schlagen sich also in der Regel nur diejenigen Fälle nieder, in denen Strafverfolgungsbehörden von sich aus aktiv geworden sind. So haben zum Beispiel diejenigen Bundesländer einen erheblichen Anstieg an Korruptionsfällen zu verzeichnen, in denen von [[Polizei]] und Staatsanwaltschaft spezielle Dienststellen zur Korruptionsbekämpfung ins Leben gerufen wurden. Das Dunkelfeld wird folglich als „beachtlich“ (BKA 2004, S.47) eingeschätzt: „Die Masse der Korruptionsdelikte wird den Verfolgungsbehörden nicht bekannt und damit statistisch nicht erfasst. Die aufgeklärten Fälle bilden nur die Spitze des Eisbergs.“ (Bannenberg/Schaupensteiner 2004, S.36).<br>
„Die amtlichen Statistiken vermitteln kein adäquates Bild der Wirklichkeit der Korruption.“ (Bannenberg 2002, S.58). Sie können dies auch kaum, denn es handelt sich um ein Kontrolldelikt, das heißt, Korruption ist nicht einfach für dritte beobachtbar, es fehlt meistens an einem personalen Opfer („opferlose Kriminalität“), welches der typische Informant für die Behörden ist (Erschwernis der Dunkelfeldforschung), und es muss grundsätzlich von einer Verdeckung bzw. Abschottung der Tathandlungen ausgegangen werden. Statistisch schlagen sich also in der Regel nur diejenigen Fälle nieder, in denen Strafverfolgungsbehörden von sich aus aktiv geworden sind. So haben zum Beispiel diejenigen Bundesländer einen erheblichen Anstieg an Korruptionsfällen zu verzeichnen, in denen von [[Polizei]] und Staatsanwaltschaft spezielle Dienststellen zur Korruptionsbekämpfung ins Leben gerufen wurden. Das Dunkelfeld wird folglich als „beachtlich“ (BKA 2004, S.47) eingeschätzt: „Die Masse der Korruptionsdelikte wird den Verfolgungsbehörden nicht bekannt und damit statistisch nicht erfasst. Die aufgeklärten Fälle bilden nur die Spitze des Eisbergs.“ (Bannenberg/Schaupensteiner 2004, S.36).<br>
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*Bei der Firma "Siemens" entdeckten Ermittler 1,3 Milliarden Euro an dubiosen Zahlungen (Klawitter 2008).
*Bei der Firma "Siemens" entdeckten Ermittler 1,3 Milliarden Euro an dubiosen Zahlungen (Klawitter 2008).
*2017: "Ein aktuelles Beispiel für Korruptionsprobleme liefert der westafrikanische Kleinstaat Guinea-Bissau. Dort ist möglicherweise ein Drittel der staatlich besoldeten Beamten gar nicht existent. Eine Prüfung der 13.000 staatlichen Gehaltsempfänger habe ergeben, dass 4000 von ihnen gar nicht existierten oder jedenfalls keine Mitarbeiter der Verwaltung seien, sagte Finanzminister Ahaji Joao Amadu Fadia vergangenen Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Wegen Betrugsverdachts seien die Lohnzahlungen eingestellt worden, „bis wir Klarheit haben“. - Beobachter vermuten ein weit verzweigtes Korruptionsgeflecht, mit dem die Täter unrechtmäßig staatliche Lohnzahlungen abkassieren. Hinter den nicht existenten Phantombeamten steckten oft „hohe Regierungsmitarbeiter“, die sich dadurch zusätzliche Einnahmen erschlichen, sagte der frühere guinea-bissauische Finanzminister Gino Mendes."  Die frühere portugiesische Kolonie Guinea-Bissau gilt als sehr korrupt, das Land ist eines der ärmsten der Erde. Die politische und wirtschaftliche Lage in dem 1,6-Millionen-Einwohner-Land ist chronisch instabil.  [http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/korruption-in-afrika-auch-phantombeamte-wollen-bezahlt-werden-15209021.html Auch Phantombeamte wollen bezahlt werden. FAZ online 21.09.2017]


== Folgen von Korruption ==
== Folgen von Korruption ==
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