Green Criminology

Aus Krimpedia – das Kriminologie-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Definition

Unter Green Criminology versteht man ein neues Forschungsfeld der Kriminologie, das sich mit ökologischen Straftaten befasst. Darunter sind schädliche Handlungen zu verstehen, die aus der extremen Ausbeutung der natürlichen Ressourcen der Erde resultieren und die dem Gleichgewicht der Umwelt abträglich sind.

Sog. 'green crimes' (oder auch 'eco-crime'; 'environmental crime') sind nichts grundsätzlich Neues, doch ist in den letzten zwei Jahrzenten das Problembewusstsein hinsichtlich der Tragweite derartiger Straftaten gewachsen. Dies mag u.a auf den steigenden Grad der Betroffenheit jedes Bürgers zurückzuführen sein; die Auswirkungen von Umweltdelikten sind nicht an Grenzen jedweder Art gebunden und sind somit global zu spüren. Ulrich Beck spricht in diesem Sinn auch von "demokratisierten Risiken".

Kategorien

Das UNICRI (United Nations Interregional Crime and Justice Institute)unterteilt Umweltvergehen in fünf Gruppen:

  1. Illegales Abladen von (Haus)müll
  2. Illegales Handeln und Abladen von Giftmüll und nuklearen Materialien
  3. Abholzung , Umweltverschmutzung , indigenous dislocation
  4. Illegales Handeln mit Ozon-abbauenden Substanzen
  5. Illegales Handeln mit vom Aussterben bedrohte Arten, Wilderei

Aufgaben

Carabine und Kollegen (2004) ermittelten vier Hauptaufgaben der Umweltkriminologie:

  1. Die Existenz von ’Eco-Crime’ in all ihren Formen zu dokumentieren und grundlegende Arten und Unterscheidungen (z.B. zwischen primärer und sekundärer eco-crime) festzulegen.
  2. Gesetzesentwicklung aufzuzeichnen und politischen Debatten und damit zusammenhängende Probleme aufzeigen und bewerten.
  3. Den Zusammenhang zwischen green crime und sozialen Ungleichheiten herstellen.
  4. Aufdecken und einschätzen inwieweit soziale Umweltbewegungen und ihre Gegenbewegungen zu sozialen Veränderungen führen.

Kritik

Nach Mark Halsey lassen sich diejenigen, die „grüne Kriminologie“ betreiben, in fünf Kategorien unterteilen:

  1. Liberal ecology
  2. Ecomarxism
  3. Ecofeminism
  4. Deep ecology
  5. Social ecology

Das Festhalten an irgendeiner dieser Strömungen führe zu hoch problematischen Bildern von Natur, Gesellschaft und Subjektivität: Daraus resultieren irreführende Ursachenzuschreibungen und Möglichkeiten zur Bekämpfung von Umweltverschmutzung. Mark Halsey konstatiert, dass die jetzige 'Green Criminology' nicht den nötigen Wortschatz besitzt um über die herkömmlichen modernen Konzeptionen von Schaden und Wiedergutmachung zu kommen. Im Gegenteil: Halsey behauptet, dass der Diskurs über 'Green Criminology' notwendigerweise die politischen Umstände verfestigt, indem sie die Welt in (populäre) abgetrennte Bereiche zergliedert. Diese Segregation führe nicht zu einer besseren Übersicht, sondern zu vereinzelten Splitterwissenschaften, die voneinander kaum Kenntnis nehmen und nur wenig Erklärungspotential aufweisen. Um wirklich was zu erreichen, müsse man versuchen sozioökologische Probleme „komprimiert“ anzugehen, d.h. versuchen binäre Denkmodelle zu vermeiden. Halsey fordert 'Green' aus dem kriminologischen Diskurs zu streichen, da es nicht die intersubjektiven, intergenerationalen Prozesse beschreiben kann, die derartige „Leidensszenarios“ produziert. Somit missverstehe die "grüne Kriminologie' die Natur und das Ausmaß ihrer Aufgabe.

Literatur

  • Beck, Ulrich: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1986. ISBN 3-518-13326-8.
  • Carrabine, Eamonn et al. (2004), The Greening of Criminology (Chapter 17). In: Carrabine, Eamonn et al. (2004), Criminology – A Sociological Introduction (S. 313-330). London: Routledge. (siehe Weblinks)
  • Halsey, Mark (2004), Against ‘Green’ Criminology, The British Journal of Criminology 44, 833-853.
  • Laszlo Varady, Piers Beirne, Nigel South: Issues in Green Criminology: Confronting Harms Against Environments, Other Animals and Humanity. Cullompton: Willan Publishing, 2007. ISBN 1843922193.
  • Walters, Reece (2006), Eco-Crime. In: McLaughlin, Eugene & Muncie, John (Eds.), The Sage Dictionary of Criminology (S. 146-148), Second Edition, London/Thousand Oaks/New Dehli: Sage.
  • Walters, Reece (2006), Crime, Bio-Agriculture and the Exploitation of Hunger, The British Journal of Criminology 46, 26-45.

Weblinks