Gin

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Gin ist ein Wacholderschnaps (englische Bezeichnung für den holländischen "Genever"), der ursprünglich als Heilmittel gegen Tuberkulose/Schwindsucht) galt, seinen guten Ruf aber im Gefolge der englischen Gin-Epidemie (1720-1750) verlor. Heute hat er einen relativ guten Ruf und ist Bestandteil zahlloser Cocktails.

Entstehung der Gin-Epidemie

Vor dem Hintergrund des Massenelends - "Noch nie in der europäischen Geschichte was das Leben breitester Schichten so elend, so hoffnungslos, wie in den Dezennien, die der Industrialisierung vorangingen" (Hengartner & Merki 1999: 56) - veränderten sich die Konsumanreize. Einerseits wurde der Import französischer Spirituosen verboten; die Biersteuer wurde 1694 erhöht. Andererseits gab es erhebliche Getreideüberschüsse, so dass die britische Regierung das Destillieren erleichterte. Das verbilligte auch den Gin. Denn die Basis des Getränks bildet die Destillierung von Alkohol aus beliebigen stärkehaltigen Ausgangsstoffen (meist Getreide oder Melasse), sein Aroma verdankt der Gin bestimmten Gewürzen wie z.B. Koriander und Wacholderbeeren. Der Preis für Gin sank.

Die Erhöhung der Biersteuer (1694) macht Gin vor allem für die armen Bevölkerungsschichten zu einer attraktiven Alternative zum Traditionsgetränk.

Die Epidemie

  • 1726 richtet das College of Physicians eine Petition an das Parlament. Kinder trunksüchtiger Eltern seien schwach, dumm und geistig gestört
  • 1736 bemerkt eine Untersuchungskommission aus Middlesex: Kinder werden schwach und kränklich geboren, sehen oft so eingefallen und alt aus, als ob ihr Alter schon viele Jahre zählte.
  • Bis 1750 verzehnfacht sich der Pro-Kopf-Konsum. Ein erwachsener Londoner konsumierte durchschnittlich 63 Liter im Jahr. Kindersterblichkeit von 75%.
  • 1751 Eine ärztliche Gutachterkommission stellt fest, dass sinkende Geburtenzahlen und die Zunahme kranker, nicht lebensfähiger Kinder auf die Trunksucht der Eltern zurückzuführen seien.


Ende der Gin-Epidemie

  • 1751 führt die Einführung von Schanklizenzen und die Erhöhung der Steuern auf Gin zu einem deutlichen Rückgang des Konsums.


Literatur

  • Dillon, Patrick (2002) GIN: The Much Lamented Death of Madam Geneva. Norton & Co.


  • Hengartner, Thomas & Christoph Maria Merki (1999) Genussmittel. Ein kulturgeschichtliches Handbuch. Frankfurt, New York: Campus.

Weblinks

  • Abel, Ernest L. (2001) The Gin Epidemic. Much Ado About What? In: Alcohol & Alcoholism[[1]]
  • Gin Craze in: en.wikipedia [[2]]