Enrico Ferri (* 25. Februar 1856 in San Benedetto Po; † 12. April 1929 in Rom) war ein italienischer Jurist, Kriminologe und Politiker. Er bildete neben Cesare Lombroso und Raffaele Garofalo die sogenannte "scuola positiva" ("positive Schule") der italienischen Kriminologie und wurde somit zu einem der Begründer der modernen Kriminologie.

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Ferri war Professor an der Universität Rom und an der Université nouvelle de Bruxelles (Brüssel), außerdem sozialistischer Abgeordneter im italienischen Parlament.

Er prägte in Anlehnung an die Thesen Lombrosos vom "Verbrechermenschen" ("L'uomo delinquente") den Begriff des sogenannten "geborenen Verbrechers" ("delinquente nato"). Zugleich betonte Enrico Ferri jedoch auch die Wichtigkeit sozialer Faktoren für die kriminalätiologische Forschung. Dennoch befasste er sich in seinem Hauptwerk "Das Verbrechen als sociale Erscheinung" (zuerst 1883) - wie dies ein modernes Verständnis des Titels vermuten lassen könnte - nicht allein mit gesellschaftlichen Kriminalitätsursachen: Ferri verstand unter Kriminalsoziologie eine auch körperliche Merkmale und klimatische Faktoren untersuchende Disziplin. An dieser "weiten" Definition der Kriminalsoziologie durch Ferri orientierte sich unter anderem auch der deutsche Strafrechtler Franz von Liszt.

Werke Enrico Ferris (Auswahl)

  • Socialismus und moderne Wissenschaft , Leipzig 1895
  • Das Verbrechen als sociale Erscheinung, Leipzig 1896
  • Die revolutionäre Methode, Leipzig 1908

Sekundärliteratur

  • Thorsten Sellin, Enrico Ferri, 1856-1929, in: Hermann Mannheim (Hrsg.), Pioneers in Criminology, London 1960, S. 277-299

Weblinks