Emile Durkheim

David Émile Durkheim [eˈmil dyʀˈkɛm] (* 15. April 1858 in Épinal, Frankreich; † 15. November 1917 in Paris) war einer der Begründer der Soziologie. Wie bei anderen frühen Soziologen - etwa Gabriel Tarde, Ferdinand Tönnies und George Herbert Mead - spielte auch in Durkheims Denken die Institution der Strafe eine wichtige Rolle. Durkheims Originalität bestand unter anderem darin, die Wurzeln der Strafe einerseits in der Aufwühlung einer kollektiv gefühlten atavistischen Wut und Abscheu zu sehen, andererseits die Kriminalität aber auch zu den normalen Erscheinungen des sozialen Lebens zu rechnen. Weiterhin trug der dem Gedanken einer gewissen Entwicklung der Strafe in Richtung auf Milderung und Individualisierung und eine zunehmende Dominanz der Freiheitsstrafe Rechnung. Durkheim, der Suizid, Kriminalität, Scheidung und anderes als Ausdruck gesellschaftlicher Normlosigkeit (Anomie) interpretierte - und damit auch Robert K. Mertons Anomietheorie inspirieren sollte - ist für Killias (2002: 100) ein großer alter Meister der vergleichenden und historischen Kriminologie.

Emile Durkheim

Leben

Am 15. April 1858 wurde Émile Durkheim als Sohn eines Rabbiners in Épinal (Lothringen) geboren. Als begabter und streng erzogener Schüler studierte er in Paris an der Ecole Normale Supérieure, nachdem er zweimal bei der Aufnahmeprüfung durchgefallen war. Er traf dort auf eine Reihe von später ebenfalls sehr renommierten Männern, darunter Lucien Lévy-Bruhl und der sozialistische Politiker Jean Jaurès.

Nach seinem Abschluss war Durkheim zunächst als Lehrer für Philosophie an Gymnasien tätig. Nach einem Studienaufenthalt in Deutschland in den Jahren 1885-1886 publizierte er zwei Artikel über seine Stipendienzeit in Berlin und Leipzig. Sie machten ihn bekannt und führten dazu, dass er vom Leiter der Hochschulabteilung im Erziehungsministerium 1887 einen Lehrauftrag für Sozialwissenschaft in Bordeaux erhielt, wo er schließlich Professor für Pädagogik und Soziologie wurde - die erste Dozentur für Soziologie an einer französischen Universität.

In seiner Zeit in Bordeaux verfasste Durkheim drei seiner wichtigsten Schriften: Über soziale Arbeitsteilung (1893), Die Regeln der soziologischen Methode (1895) und Der Selbstmord' (1897). 1898 gründete er die Zeitschrift L'Année Sociologique, von der er 12 Jahrgänge herausgab, und zu der eine Gruppe von Gleichgesinnten und Durkheims Schülern wesentlich beitrugen.

1902 nahm Durkheim eine Lehrtätigkeit an der Pariser Universität Sorbonne auf, wo er 1906 einen Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft erhielt, der 1913 in Erziehungswissenschaft und Soziologie umbenannt wurde.

Am 15. November 1917 starb Durkheim in Paris.

Bekannte Schüler Durkheims waren u. a. Marcel Mauss, der Neffe Durkheims, und Maurice Halbwachs. Die Schulenbildung um Durkheim und die Année Sociologique wird manchmal dafür verantwortlich gemacht, dass Forscher, die Durkheim nicht folgten wie Gabriel Tarde und Arnold van Gennep unverdient in Vergessenheit gerieten. Auch nach seinem Tod wirkte Durkheim in Frankreich auf zahlreiche Denker, unter anderem auf die Gründer des Collège de Sociologie (Georges Bataille, Michel Leiris, Roger Caillois) sowie Claude Lévi-Strauss, Michel Foucault und andere Denker aus dem Umfeld des französischen Strukturalismus. Auch Pierre Bourdieu referiert wiederholt auf Durkheim.

In Großbritannien setzte sich insbesondere die dortige auch als Sozialanthropologie bekannte Strömung der Ethnologie intensiv mit Durkheim auseinander. Insbesondere die funktionalistischen Spielarten (Funktionalismus) der britischen Sozialanthropologie bei Bronisław Malinowski und Alfred Radcliffe-Brown arbeiten sich an Durkheims Werk ab.

In Deutschland, wo Durkheim lange Zeit weniger rezipiert wurde als die deutschsprachigen Klassiker der Soziologie wie Max Weber und Karl Marx, hat insbesondere René König auf Durkheims Bedeutung hingewiesen - unter anderem durch Übersetzung einiger Werke Durkheims.

Werk

Bereits in seiner ersten auf Lateinisch verfassten und 1892 abgeschlossenen Dissertation befasst sich Durkheim mit einem Thema, das ihn sein ganzes Leben begleiten wird: In der Auseinandersetzung mit Montesquieu, der von Durkheim wegen der Entdeckung der Gesetzmäßigkeit des sozialen Lebens gelobt wird, wird nach den theoretischen und methodischen Grundlagen der Soziologie gesucht.

Über soziale Arbeitsteilung (1893)

In De la division du travail social (Über die Teilung der sozialen Arbeit, 1893) wird ein grundlegendes Modell von Gesellschaft entlang der folgenden Frage entworfen: Was prägt die moderne Industriegesellschaft, in der ich aufwachse - und was unterscheidet sie von anderen Gesellschaften? Seine auf den Punkt gebrachte Antwort: die Arbeitsteilung. Durch die Arbeitsteilung und die daraus resultierende Spezialisierung der Fähigkeiten sind die Individuen aufeinander angewiesen und ergänzen sich gegenseitig.

Nach Durkheim unterscheiden sich Gesellschaftsstrukturen durch unterschiedliche Formen der Solidarität, wobei er grob in zwei Erscheinungsformen unterteilt:

  • mechanische Solidarität: Diese Form kennzeichnet vor allem ältere, weniger gegliederte Gesellschaften und wird von diesen durch Tradition, Sitten und - damit verbunden - Sanktionen aufrechterhalten. Kennzeichen sind daher gemeinsame Anschauungen und Gefühle. So geartete Kollektive bezeichnet Durkheim als "segmentäre" Gesellschaften. Das Rechtssystem in solchen Gesellschaften ist ein restriktives; die Bestrafung erfolgt also aufgrund eines Verstoßes gegen das Kollektiv(-bewusstsein).
  • organische Solidarität: Während in vormodernen Gesellschaften die Strukturen leicht durch mechanische Solidarität aufrechterhalten werden konnten, bedarf es in neuerer Zeit einer differenzierteren Form des Zusammenhalts. Diese neue Form ist nach Durkheim die sogenannte organische Solidarität. Sie ersetzt den (in Zeiten des Wettbewerbs und steigender Bevölkerungsdichte schwierig bis unmöglich gewordenen) mechanischen Zusammenhalt durch neue, kontraktuelle Strukturen (-> Arbeitsteilung), in denen der Einzelne in verschiedener Weise eingebunden ist. Dies bedeutet jedoch ausdrücklich nicht das komplette Verschwinden gemeinsamer Anschauungen; diese treten lediglich weiter in den Hintergrund.

Das Prinzip der „organischen Solidarität“ versteht Durkheim als Gegenpol in direkter Auseinandersetzung mit dem Utilitarismus, namentlich mit Herbert Spencer. So geartete moderne Kollektive bezeichnet Durkheim als "nicht-segmentäre" Gesellschaften. Die Industriegesellschaft hat nach Durkheim eine differenzierte, hochentwickelte und komplexe Arbeitsteilung von solchen Ausmaßen, dass der Einzelne sie nicht mehr überblicken kann. Tatsächlich ist der Einzelne in dieser arbeitsteiligen Gesellschaft überaus abhängig, jedoch entwickelt er eine Ideologie, die genau das Gegenteil sagt – nämlich den Individualismus. Durkheim zeigte dieses Paradoxon der Industriegesellschaft erstmals auf. Andere, wenig oder nicht-industrialisierte Gesellschaften kennzeichnet eine viel einfachere und überschaubarere Arbeitsteilung.

Die Regeln der soziologischen Methode (1895)

Nachdem Durkheim mit seinem Buch zur Arbeitsteilung grundlegende Konzepte und Theorielemente der Soziologie beschrieben hatte, wendet er sich wieder methodischen Fragen zu, die bereits in seiner Dissertation von 1892 angeklungen waren. Er ging in seinem Werk: Die Regeln der soziologischen Methode davon aus, dass „soziale Fakten als Dinge (zu) behandeln“ sind, d.h. der soziale Tatbestand stellt für ihn die Grundlage aller soziologischen Analyse dar und ist keine bloße "Nebenerscheinungen" von menschlichem Zusammenleben sondern als Struktur mit eigenem Stellenwert zu betrachten. Eine soziale Struktur erklärt sich also für Durkheim nicht aus der Summe der Vorstellungen der beteiligten Akteure und existiert unabhängig von denen, die sie erschaffen haben (Emergenzphänomen). Sie wirkt als „Gesellschaft“ von oben auf die Menschen ein und kann von der Soziologie als solche aufgedeckt und durch funktionale (=Wirkung) und historische (=Entstehung) Analyse erklärt werden. Nach Durkheim sind beide Aspekte unbedingt zu beachten. Die moderne Schichtung der Gesellschaft kann also zum Beispiel nicht lediglich dadurch erklärt werden, dass Berufspositionen mit verschiedenen Entlohnungen versehen werden, um sie attraktiver zu machen, weil dabei nur die Wirkung betrachtet würde.

Durkheim gibt drei Kriterien für soziale Strukturen ("Gesellschaft") an:

  1. "Allgemeinheit": Die Regeln der geltenden Struktur gelten für alle Individuen, die in ihr interagieren.
  2. "Äußerlichkeit": Die Struktur wird als unabhängig von der eigenen Person empfunden und kann nicht als Summe der individuellen Vorstellungen der in ihr handelnden Akteure begriffen werden.
  3. "Zwang": Es ist dem Einzelnen nicht möglich, der sozialen Struktur entgegen zu wirken, da er dieser quasi unterworfen ist. Nichtbeachtung der gesellschaftlichen Regeln zieht mehr oder minder schwere Sanktionen nach sich. Die Determination des Handelns kann auch ohne Wissen der handelnden Personen geschehen, d.h. die Akteure müssen sich der gesellschaftlichen Regeln nicht unbedingt bewusst sein und befolgen diese mitunter intuitiv.

Das kollektive Gewissen oder auch kollektive Bewusstsein ("conscience collective") der Gesellschaft, in der man geboren wurde, wird durch Erziehung in den Einzelnen hineingetragen und schlägt sich in dessen Moralvorstellungen, Sitten und Glauben nieder. Nach Durkheim ist der kollektive Zwang selbst in abweichendem, also regelwidrigen Verhalten erkennbar. Erst wenn diese Abweichung in der Gesellschaft zur Regel wird, das kollektive Gewissen also nicht mehr in der Lage ist, für die Aufrechterhaltung der Ordnung zu sorgen, spricht man von "Anomie". Dies bedeutet, dass die Gesellschaft vom "Normalen" zum "Pathologischen" geworden ist.

Der Selbstmord (1897)

Das vielleicht bekannteste Werk von Durkheim ist Le suicide (Der Selbstmord bzw. Die Selbsttötung, 1897), in dem er verschiedene gängige Hypothesen zu den zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen abweichenden Suizidraten untersucht. Er macht sich dabei große Mengen von empirischen Daten aus den unterschiedlichsten Quellen zu Nutze und untersucht Korrelationen mit Parametern von der Konfession über den Berufs- und Vermögensstand der Betroffenen bis hin zum Wetter, zur Jahreszeit und zur Wirtschaftssituation des Landes. In diesem Werk entwickelt er auch den Begriff der Anomie, die er als Situation definiert, in der Verwirrung über soziale und/oder moralische Normen herrscht, diese unklar oder nicht vorhanden sind. Dies führt nach Durkheim zu abweichendem Verhalten. Der Wert des Werkes liegt weniger in seinen thematischen Erkenntnissen als in den neu gestifteten Begriffen, vor allem aber in der endgültigen Fundierung der soziologischen Arbeitsweise als Zusammenspiel von empirischer Sozialforschung und geisteswissenschaftlicher Theoriebildung. Durkheim nennt in diesem Zusammenhang 4 idealisierte Typen des Suizids: den egoistischen, den anomischen, den altruistischen und den fatalistischen.

Die elementaren Formen des religiösen Lebens (1912)

Die 1912 erschienenen Les formes élémentaires de la vie religieuse (Die elementaren Formen des religiösen Lebens) befassen sich mit der Frage nach dem Wesen der Religion. Mit diesem Werk bildet Durkheim die Grundlage für eine funktionalistische Betrachtung der Religion, indem er als ihr wesentliches Kernelement ihre Funktion zur Stiftung gesellschaftlichen Zusammenhalts und gesellschaftlicher Identität ausmacht. In Anschluss an Durkheim wird von einzelnen Vertretern der Religionssoziologie all das als Religion interpretiert, was in verschiedenen Gesellschaften eben derartige Funktionen erfüllt. Demgegenüber steht ein substantialer Religionsbegriff, der Religion an bestimmten inhaltlichen Merkmalen (Vorstellungen von Transzendenz, Ausbildung von Priesterrollen etc.) festmacht.

Entstehungsgeschichte, Einflüsse

Mit dem Themenkomplex ‚Religion’ beschäftigte sich Durkheim nicht erst im Rahmen dieses Buches, sondern bereits viele Jahre zuvor. Bei der Entwicklung seiner soziologischen Theorie im Allgemeinen und religionssoziologischer Ansichten im Speziellen haben im Wesentlichen drei Gelehrte einen großen Einfluss ausgeübt:

Zum einem der bretonische Althistoriker Numa Denis Fustel de Coulanges, der in seinem Hauptwerk La citè antique (1884) den Ahnenkult wesentliches Bindeglied der sich um die Familie im weiteren Sinn gruppierenden antiken Gesellschaft herausstrich.

Zweitens ist der deutsche Völkerpsychologe Wilhelm Wundt zu nennen, den Durkheim auf seiner Studienreise nach Deutschland in Leipzig kennen gelernt hatte und dessen neuen Ansatz in der Moralforschung er der frankophonen Welt in einem eignen wissenschaftlichen Artikel präsentierte (La Science Positive de la Morale en Allemagne 1887). Nach Wundts Ansicht ist die Moral für die Integration des Einzelnen in einen größeren sozialen Zusammenhang verantwortlich.

Für Durkheims Auseinandersetzung mit Religion muss allerdings das Jahr 1895 als entscheidender Wendpunkt in seinem Leben angeführt werden, wo er auf den dritten bedeutenden Gelehrten stieß, William Robertson Smith. Durkheim selbst beschreibt die Situation folgendermaßen: „Es war 1887, daß ich Wundt gelesen habe: aber es war erst 1895, daß ich ein klaren Bewußtsein hatte von der zentralen Rolle von Religion im sozialen Leben. Es war in jenem Jahr, daß ich zum ersten Mal das Mittel gefunden habe, das Studium der Religion soziologisch in Angriff zu nehmen. Das war für mich eine Offenbarung. […] 1895 markiert eine Demarkationslinie in der Entwicklung meines Denkens. […] Grund dafür waren ausschließlich religionshistorische Studien, die ich gerade vorgenommen hatte und besonders die Lektüre der Arbeiten von Robertson Smith und seiner Schule“ (zitiert nach Kippenberg 1997: 106f.; zu einer genauen Analyse der Beziehungen von Durkheim zu Wundt und Robertson Smith vgl. ibd.). Von Robertson Smith, der in seinem Buch Lectures on the Religion of the Semites (1898) den Versuch einer Rekonstruktion der Religion dieser Völkerfamilie anstellte, übernahm Durkheim vor allem die Erkenntnis des Unterschieds zwischen einer öffentlichen und einer privaten Religion und die totemistische Opfertheorie, was den Bereich des Totemismus im Besonderen anbelangt die folgenden vier Hauptgedanken (vgl. Evans-Pritchard 1981:95):

  1. Die primitive Religion ist ein Clankult
  2. Dieser Clankult ist totemistisch
  3. Der Gott des Clans ist der spiritualisierte Clan selbst
  4. Der Totemismus stellt die elementarste und ursprünglichste bekannte Religionsform dar

Durkheims Ansatz stellt eine direkte Fortsetzung und Weiterentwicklung der Ansichten von Fustel de Coulanges und Robertson Smith dar; beide vertraten bereits eine strukturelle Theorie der Entstehung der Religion aus der elementaren Gesellschaft. Durkheim wollte darüber hinaus noch den Prozess der Entstehung darlegen.

Schon im ersten Band der L'Année Sociologique, erschienen im Jahr 1898, richtete Durkheim einen gesonderten Abschnitt für den Bereich ‚Religionssoziologie’ ein und veröffentlichte in den ersten beiden Bänden dieser Zeitschrift eine Reihe von Artikeln zu diesem Thema (darunter im zweiten Band 1899 unter dem Titel De la définition des phénomènes religieux einen ersten Ansatz einer Definition von Religion, präziser gesagt von religiösen Tatsachen (faits religieux), eines egriffs, der analog zu den faits sozieux gebildet ist; des Weiteren sei auf zwei kleinere Arbeiten über den Totemismus verwiesen (La prohibition de l’incest 1898 und Sur le totémisme 1902), die als Vorstudien zu seinem religionssoziologischen Hauptwerk angesehen werden können). Bis zur letzten Ausgabe der Zeitschrift (1913) blieb der Abschnitt über Religion der umfangreichste und wichtigste. Das große Interesse an der Religion ist auf den ersten Blick verblüffend, wenn man bedenkt, dass es sich bei Durkheim um einen Vertreter des Laizismus handelt; in diesem Punkt ist er mit Max Weber zu vergleichen. Durkheim wollte nachweisen, dass Religion jeglicher Transzendenz entbehrt und vielmehr auf einer rationalen Basis begründet ist, die die Sozialstruktur einer Gesellschaft darstellt; aus diesem Grund entwickelt sich die Religion auch aus der Gesellschaft.

Inhalt

(Eine detaillierte Darlegung des Inhalts erfolgt nur bei den wissenschaftsgeschichtlich relevanten methodisch-theoretischen Passagen des ersten Buches; alle Zitate aus Die elementaren Formen des religiösen Lebens in diesem Abschnitt beziehen sich auf die 1. Auflage des Buches und werden nur mit Angabe der Seitenzahl ausgewiesen)

  • Einleitung: Objekt der Untersuchung (S. 17-42)
  • Erstes Buch: Einleitende Fragen (S. 43-140)
  • Zweites Buch: Die elementaren Glaubensvorstellungen (S. 141-401)
  • Drittes Buch: Die wichtigsten Ritualhaltungen (S. 403-555)
  • Zusammenfassung (S. 555-597)

Nach De la division du travail social (1893) und Le suicide (1897) bildet Les formes élémentaires de la vie religieuse (1912) das dritte große Buch, das Durkheim verfasste.Trotz aller Kritik, die in den meisten Fällen durchaus berechtigt ist, wirken Durkheims Vorstellungen in ganz Europa bis in die USA und unterschiedlichsten methodischen Richtungen weiter. Zwei Richtungen lassen sich unterscheiden: eine im frankophonen Bereich (im weitesten Sinn strukturalistisch), die über Marcel Mauss und Arnold van Gennep zu Claude Lévi-Strauss und Luis Dumont bis hin zu Maurice Godelier führt; die zweite im anglophonen Bereich (funktionalistisch, strukturfunktionalistisch, symbolistisch) über Bronisław Malinowski, Alfred Radcliffe-Brown und Talcott Parsons über Edward E. Evans-Pritchard bis hin zur Manchester School (Victor Turner).

Werke

  • „La Science Positive de la Morale en Allemagne“. In: Revue Internationale de l’Enseignement 24 (1887): 33-58; 113-142; 275-284
  • „La prohibition de l’incest.“ In: L'Année Sociologique 1 (1898): 1-70
  • De la division du travail social: Étude sur l’organisation des sociétés supérieures. Félix Alcan, Paris 1893.
    • Übersetzung: Über die Teilung der sozialen Arbeit. Dt. von Ludwig Schmidts. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1977. ISBN 3-518-28605-6 (Nachdruck d. 1. Aufl.; 2. Auflage neu übersetzt)
  • Les règles de la méthode sociologique. Félix Alcan, Paris 1895.
    • Übersetzung: Die Regeln der soziologischen Methode. Dt. von René König. Luchterhand, Neuwied/Berlin 1961. ISBN 3-518-28064-3 (5. Aufl., 2002)
  • Le suicide: Étude de sociologie. Félix Alcan, Paris 1897.
    • Übersetzung: Der Selbstmord. Dt. von Sebastian und Hanne Herkommer. Luchterhand, Neuwied/Berlin 1973. ISBN 3-518-28031-7 (8. Aufl., 2002)
  • „De la définition des phénomènes religieux.” In: L'Année Sociologique 2 (1899): 1-28
  • „Sur le totémisme.“ In: L'Année Sociologique 5 (1902): 82-121
  • Les formes élémentaires de la vie religieuse. Félix Alcan, Paris 1912.
    • Übersetzung: Die elementaren Formen des religiösen Lebens. Dt. von Ludwig Schmidts. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1981. ISBN 3-518-28725-7 (2. Aufl., 1998)
  • « L’Allemagne au-dessus de tout »: la mentalité allemande et la guerre. Armand Colin, Paris 1915.
    • Übersetzung: „Deutschland über alles“: Die deutsche Gesinnung und der Krieg. Dt. von Jacques Hatt. Payot, Lausanne 1915. ISBN 3-928640-49-6 (Dt. von Klaus H. Fischer, 2003)

Sekundärliteratur

  • A.J. Allen, A. J.; W.S.F. Pickering; W. Watts Miller: On Durkheim’s Elementary Forms of Religions Life. London, New York: Routledge 1998 (Routledge Studies in Social and Political Thought; 10)
  • Raymond Aron: Hauptströmungen des soziologischen Denkens. 2. Bd.: Emile Durkheim, Vilfredo Pareto, Max Weber. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1971
  • E.E. Evans-Pritchard: Theorien über primitive Religion. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1981
  • Ole Goos: Zur Reproduktion der Philosophie G.W.F. Hegels bei Georg Simmel und Emile Durkheim. Studien zu den Begriffen Kultur und Gesellschaft. Dissertation, Universität Heidelberg 2006 (Volltext)
  • Volker Gottowik: „Émile Durkheim“. In: Christian F. Feest; Karl-Heinz Kohl (Hg.): Hauptwerke der Ethnologie. Stuttgart: Kröner 2001, S. 86-90
  • Hans G. Kippenberg: „Émile Durkheim (1858-1917)“. In: Axel Michaels (Hg.): Klassiker der Religionswissenschaft. Von Friedrich Schleiermacher bis Mircea Eliade. München: Beck 1997, S. 103-119
  • René König: Émile Durkheim zur Diskussion. München,Wien 1976
  • Steven Lukes: Émile Durkheim, his life and work. A historical and critical study. Allen Lane, London 1973
  • Stephan Moebius: Marcel Mauss. Konstanz 2006
  • Stephan Moebius: Die Zauberlehrlinge. Soziologiegeschichte des Collège de Sociologie. Konstanz 2006
  • Hans-Peter Müller: „Emile Durkheim“. In: Dirk Kaesler (Hg.): Klassiker der Soziologie, Band 1: Von Auguste Comte bis Alfred Schütz. 5. Auflage. München: C.H.Beck 2006, S. 151–171, ISBN 3-406-54749-4
  • Talcott Parsons: The structure of social action. A study in social theory with special reference to a group of recent European writers. McGraw-Hill, New York 1937
  • W.S.F. Pickering (ed.): Durkheim on Religion. London: Routledge and Kegan Paul 1975
  • W.S.F. Pickering (ed.): Durkheim’s Sociology of Religion. Themes and Theories. London: Routledge and Kegan Paul 1984
  • W.S.F. Pickering (ed.): Durkheim Today. New York, Oxford: Berghahn Books 2002
  • Gaston Richard: „L’Athéisme dogmatique en sociologie religieuse.” In: Revue d’istoire et de philosophie religieuse 1923: 125-137; 229-261
    • Übersetzung: „Dogmatic atheism in the sociology of religion.” In: Pickering 1975: 228-276
  • Josef Franz Thiel: Religionsethnologie: Grundbegriffe der Religionen schriftloser Völker. Berlin: Reimer 1984 (Collectanea Instituti Anthropos; 33)


Zitate

  • "Nicht weil eine Tat ein Verbrechen ist, verurteilen wir sie, sondern sie ist ein Verbrechen, weil wir sie verurteilen" (1893/1977: 123).


Weblinks

  • Literatur von und über Émile Durkheim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Biografie beim LeMO
  • The Emile Durkheim Archive
  • Bohrhard: Durkheim

wichtiger Hinweis

Dieser Artikel basiert weitgehend unverändert auf der Wikipedia und bedarf der Straffung sowie der Ergänzung um kriminologische relevante Informationen.