Ehrenmord: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Krimpedia – das Kriminologie-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 5: Zeile 5:




== Verbreitung ==
== Umfang und Erscheinungsformen ==


Ehrenmorde kommen traditionell in vielen ländlich geprägten Teilen der Welt vor. Dazu gehören Teile Westafrikas, die südöstliche Türkei, Pakistan, christliche und drusische Gemeinschaften in manchen arabischen Ländern und Hindus und Sikhs in Indien. Außerdem kommen Ehrenmorde dort vor, wo größere Einwanderermilieus dieser Art existieren, also etwa in vielen Ländern Westeuropas, in den USA und Kanada. Sehr selten oder nichtexistent sind Ehrenmorde hingegen in den meisten moslemischen Gemeinschaften Zentralasiens (einschließlich Kasachstans und Kirgistans), in Bangladesh, Sri Lanka, in Afrika südlich der Sahara, Malaysia und Indonesien.
Ehrenmord ist kein überaus seltenes Phänomen: weltweit werden jährlich rund 5000 Ehrenmorde polizeilich registriert - nimmt man das geschätzte Dunkelfeld hinzu, kommt man ohne weiteres auf bis zu 100.000 Fälle pro Jahr.
 
Ehrenmorde sind ein Phänomen traditioneller Gesellschaften. Sie gehören zum Gewohnheitsrecht in vielen ländlich geprägten Gesellschaften in Westafrika, in der südöstlichen Türkei, in Pakistan, in christlich christlich oder drusisch geprägten Gemeinschaften in manchen arabischen Ländern und bei den Hindus und Sikhs in Indien. Außerdem kommen Ehrenmorde dort vor, wo größere Einwanderermilieus dieser Art existieren, also etwa in vielen Ländern Westeuropas, in den USA und Kanada. Sehr selten oder nichtexistent sind Ehrenmorde hingegen in den meisten moslemischen Gemeinschaften Zentralasiens (einschließlich Kasachstans und Kirgistans), in Bangladesh, Sri Lanka, in Afrika südlich der Sahara, Malaysia und Indonesien.


== Häufigkeit ==
== Häufigkeit ==

Version vom 9. Februar 2009, 00:43 Uhr

Ehrenmord ist die Bezeichnung für die vorsätzliche Tötung einer Person (meistens einer Frau), die die Ehre der Familie beschmutzt hat, um das Ansehen der Familie wieder herzustellen. Idealtypisch ist der Ehrenmord in einer traditional-agrarischen Gesellschaft, der aufgrund einer außerehelichen Beziehung einer Ehefrau nach ausführlicher Beratung im Familienrat des Ehemannes beschlossen und von einem Mitglied der Familie im Auftrag der Familie in aller Öffentlichkeit auf grausame Art und Weise ausgeführt wird. Täter sind meist männlichen, Opfer meist weiblichen Geschlechts. Jährlich gibt es weltweit Tausende, wenn nicht Zehntausende von Ehrenmorden, die von der öffentlichen Meinung und der Justiz verschiedener Gesellschaften auch verschieden bewertet und sanktioniert werden. In letzter Zeit gibt es vermehrt nationale wie auch internationale Initiativen zur Ächtung des Ehrenmords.


Begriff

Umfang und Erscheinungsformen

Ehrenmord ist kein überaus seltenes Phänomen: weltweit werden jährlich rund 5000 Ehrenmorde polizeilich registriert - nimmt man das geschätzte Dunkelfeld hinzu, kommt man ohne weiteres auf bis zu 100.000 Fälle pro Jahr.

Ehrenmorde sind ein Phänomen traditioneller Gesellschaften. Sie gehören zum Gewohnheitsrecht in vielen ländlich geprägten Gesellschaften in Westafrika, in der südöstlichen Türkei, in Pakistan, in christlich christlich oder drusisch geprägten Gemeinschaften in manchen arabischen Ländern und bei den Hindus und Sikhs in Indien. Außerdem kommen Ehrenmorde dort vor, wo größere Einwanderermilieus dieser Art existieren, also etwa in vielen Ländern Westeuropas, in den USA und Kanada. Sehr selten oder nichtexistent sind Ehrenmorde hingegen in den meisten moslemischen Gemeinschaften Zentralasiens (einschließlich Kasachstans und Kirgistans), in Bangladesh, Sri Lanka, in Afrika südlich der Sahara, Malaysia und Indonesien.

Häufigkeit

Nach Schätzungen des Weltbevölkerungsberichts der UNO werden jährlich weltweit mindestens 5.000 Mädchen und Frauen zur Wiederherstellung der verletzten Familienehre getötet.

Pakistan

In Pakistan wurden für 1998-2003 insgesamt 4101 Ehrenmorde registriert (Warraich 2005: 79). Im Jahre 2002 wurden in der pakistanischen Provinz Sindh geschätzte 245 Frauen und 137 Männer wegen Karo-Kari (d.h. aus Gründen der Ehre, weil sie sexuelle Beziehungen außerhalb ihrer Stammesaffiliation und/oder außerhalb ihrer Religionsgemeinschaft gesucht hatten) getötet.

Am 02.09.08 verabschiedete der Senat eine Resolution, die sich für die strenge Bestrafung der "brutalen Morde" aussprach, die sich im Juli 2008 in Belutschistan ereignet hatten. Nach Zeitungsberichten waren dort drei Frauen zwischen 18 und 20 Jahren von einer Gruppe Stammesältester mit Schüssen niedergestreckt worden, weil sie ohne Zustimmung ihrer Familien heiraten wollten; zwei ältere Frauen, die ihnen zu helfen versuchten, ereilte dieselbe Sanktion. Danach seien die fünf Frauen, die zum Teil noch am Leben gewesen seien, begraben worden (FAZ 03.09.08: 8; "Mord an Frauen in Pakistan verurteilt").


Türkei

Literatur

  • Baumeister, Werner (2007) Ehrenmorde. Münster u.a.: Waxmann.
  • Khan, Tahira S. (2006) Honor Killings: A Definitional and Contextual Overview.
  • Khan, Tahira S. (2006) Beyond Honor: A Historical Materialist Explanation of Honour-related Violence. New York: Oxford University Press (OUP).
  • Kizilhan, Ilhan (2006) "Ehrenmorde": Der unmögliche Versuch einer Erklärung. Hintergründe - Analysen - Fallbeispiele. Berlin: regener.
  • UNFPA (United Nations Population Fund/Weltbevölkerungsfonds): Ending Violence against Women and Girls. In: The State of World Population 2000, Ch 3
  • Warraich, S. (2005): Honour killings and the law in Pakistan, in: Welchman, L. / Hossein, S., ‘Honor’-Crimes, Paradigms and Violence Against Women. London: Zed Books, 78-110.

Filme