Ehrenmord: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein Ehrenmord ist die vorsätzliche Tötung eines (oder mehrerer) Menschen zum Zwecke der Wiederherstellung des sozialen Ansehens (der Ehre) einer Familie, bzw. einer größeren Verwandtschaftsgruppe. Er wird in der Regel nach ausführlichen Beratungen vom Familienrat beschlossen und von Familienmitgliedern (z.B. Vater, Ehemann, Bruder, Schwester) ausgeführt. Ehrenmorde werden häufiger, aber keineswegs ausschließlich, von männlichen als von weiblichen Tätern begangen. Ihre Opfer sind überwiegend, aber ebenfalls keineswegs ausschließlich, Frauen und Mädchen.   
Ehrenmord ist die Bezeichnung für die vorsätzliche Menschentötung aufgrund einer Beschmutzung und zur Wiederherstellung des sozialen Ansehens (= der Ehre) einer Familie. Idealtypisch ist der Ehrenmord, der nach ausführlicher Beratung im Familienrat beschlossen und von einem Mitglied der Familie (z.B. dem Vater, dem Ehemann, dem Bruder, der Schwester) ausgeführt wird. Täter sind meist männlichen, Opfer meist weiblichen Geschlechts.   





Version vom 8. Februar 2009, 22:59 Uhr

Ehrenmord ist die Bezeichnung für die vorsätzliche Menschentötung aufgrund einer Beschmutzung und zur Wiederherstellung des sozialen Ansehens (= der Ehre) einer Familie. Idealtypisch ist der Ehrenmord, der nach ausführlicher Beratung im Familienrat beschlossen und von einem Mitglied der Familie (z.B. dem Vater, dem Ehemann, dem Bruder, der Schwester) ausgeführt wird. Täter sind meist männlichen, Opfer meist weiblichen Geschlechts.


Begriff

Verbreitung

Ehrenmorde kommen traditionell in vielen ländlich geprägten Teilen der Welt vor. Dazu gehören Teile Westafrikas, die südöstliche Türkei, Pakistan, christliche und drusische Gemeinschaften in manchen arabischen Ländern und Hindus und Sikhs in Indien. Außerdem kommen Ehrenmorde dort vor, wo größere Einwanderermilieus dieser Art existieren, also etwa in vielen Ländern Westeuropas, in den USA und Kanada. Sehr selten oder nichtexistent sind Ehrenmorde hingegen in den meisten moslemischen Gemeinschaften Zentralasiens (einschließlich Kasachstans und Kirgistans), in Bangladesh, Sri Lanka, in Afrika südlich der Sahara, Malaysia und Indonesien.

Häufigkeit

Nach Schätzungen des Weltbevölkerungsberichts der UNO werden jährlich weltweit mindestens 5.000 Mädchen und Frauen zur Wiederherstellung der verletzten Familienehre getötet.

Pakistan

In Pakistan wurden für 1998-2003 insgesamt 4101 Ehrenmorde registriert (Warraich 2005: 79). Im Jahre 2002 wurden in der pakistanischen Provinz Sindh geschätzte 245 Frauen und 137 Männer wegen Karo-Kari (d.h. aus Gründen der Ehre, weil sie sexuelle Beziehungen außerhalb ihrer Stammesaffiliation und/oder außerhalb ihrer Religionsgemeinschaft gesucht hatten) getötet.

Am 02.09.08 verabschiedete der Senat eine Resolution, die sich für die strenge Bestrafung der "brutalen Morde" aussprach, die sich im Juli 2008 in Belutschistan ereignet hatten. Nach Zeitungsberichten waren dort drei Frauen zwischen 18 und 20 Jahren von einer Gruppe Stammesältester mit Schüssen niedergestreckt worden, weil sie ohne Zustimmung ihrer Familien heiraten wollten; zwei ältere Frauen, die ihnen zu helfen versuchten, ereilte dieselbe Sanktion. Danach seien die fünf Frauen, die zum Teil noch am Leben gewesen seien, begraben worden (FAZ 03.09.08: 8; "Mord an Frauen in Pakistan verurteilt").

Literatur

  • Baumeister, Werner (2007) Ehrenmorde. Münster u.a.: Waxmann.
  • Khan, Tahira S. (2006) Honor Killings: A Definitional and Contextual Overview.
  • Khan, Tahira S. (2006) Beyond Honor: A Historical Materialist Explanation of Honour-related Violence. New York: Oxford University Press (OUP).
  • Kizilhan, Ilhan (2006) "Ehrenmorde": Der unmögliche Versuch einer Erklärung. Hintergründe - Analysen - Fallbeispiele. Berlin: regener.
  • UNFPA (United Nations Population Fund/Weltbevölkerungsfonds): Ending Violence against Women and Girls. In: The State of World Population 2000, Ch 3
  • Warraich, S. (2005): Honour killings and the law in Pakistan, in: Welchman, L. / Hossein, S., ‘Honor’-Crimes, Paradigms and Violence Against Women. London: Zed Books, 78-110.

Filme