Drogenpolitik in Japan

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Das japanische Wort für Drogen ist mayaku (麻薬), wörtlich übersetzt „Hanfmedizin“ oder „Hanfdroge“. Trotz des im Namen enthaltenen Hinweises auf die Herkunft des Wortes werden alle illegalen Drogen in Japan als mayaku bezeichnet. Neben Softdrogen wie Hanf finden vor allem Amphetamine (kakuseizai, 覚醒剤 oder umgangssprachlich shabu, しゃぶ, bzw. einfach „Speed“) großen Absatz. In Japan neigt man dazu zu glauben, dass Drogenkonsum kein allzu weitverbreitetes Problem ist. Dabei finden immer wieder neue Fälle von Drogenkonsum ihren Weg in die Medien und auch der Missbrauch von Amphetaminen durch die Jugend entwickelt sich zum Problem.

Der Drogenweg nach Japan

Drogen gelangen über verschiedene Wege nach Japan, vor allem aber aus China und den Philippinen. Eine Beispielroute für Opium beginnt in der thailändischen Grenzregion, wo in speziellen Fabriken chinesische Produzenten reines Opium herstellen. Über die Stadt Chiang Mai im Norden Thailands gelangt das Opium dann über eine Autobahn, die während des Vietnamkrieges als Militärroute benutzt wurde, nach Bangkok und über chinesische Händler weiter nach Taiwan. Über Korea schließlich gelangt das Opium nach Japan.

Drogen in Japan

Amphetamine =

Chemische Drogen, d.h. Stimulanten und Amphetamine, die vor allem in Ländern wie Schweden, Japan, Korea oder den Philippinen Verbreitung gefunden haben, wo der Konsum von weicheren Drogen wie Marihuana hart geahndet wird, werden in Japan shabu genannt und sind die dort am meisten genutzte Droge nach Koffein, Alkohol und Nikotin, bzw. die am meisten verbreitete illegale Droge. Jedes Jahr gibt es etwa 15000-25000 Verhaftungen unter den geschätzten 1-2 Millionen Nutzern. Die Verbreitung findet durch organisierte kriminelle Banden (Yakuza) statt, die auch 40-50% aller Verhaftungen mit shabu-Bezug ausmachen.

Am Verkauf eines Kilogramms Amphetamine verdienen kriminelle Banden nach Schätzungen der japanischen Polizei etwa zehnmal soviel, wie am Verkauf der selben Menge an Marihuana. Auch die Zahl der Verhaftungen liegt zehnmal so hoch.

Genutzt werden Amphetamine von LKW-Fahrern auf langen Fahrten, aber auch von jungen Mädchen, die ihren Hunger unterdrücken wollen, um abzunehmen und unrealistischen Schönheitsidealen zu entsprechen. Auch viele Studenten nutzen Amphetamine während der exzessiven Lernphase vor den Universitätseintrittsprüfungen. Amphetamine werden also in allen gesellschaftlichen Schichten genutzt. Ein weiteres Argument, das in Bezug zur Einnahme von Amphetaminen häufig genannt wird, ist einfache Langeweile. Dabei wird davon ausgegangen, dass die jüngeren Generationen so sehr an das Leben mit exzessiven Stimulationen durch Fernsehen, Computer etc. gewohnt sind, dass viele auf Drogen zurückgreifen um etwas Neues zu erfahren.

Eine typische Dosis an Amphetaminen von 30mg kostet um die 2000 Yen (etwa 18-20 Euro) und liegt damit preislich bei einem Fünftel von dem Preis vor 20 Jahren. Bei großen Polizei-Razzien wurden teilweise mehrere Hundert Kilo sichergestellt. Die größte polizeiliche Sicherstellung von Amphetaminen betrug über 500 Kg und entsprach der Dosis für etwa 16 Mio. Menschen.

Trotz des drogenfreien Images, welches Japan gerne vertreten würde, gibt es nach Einschätzungen der Nationalen Polizei über 2 Millionen Konsumenten. Diese Zahl ist annähernd so hoch wie die Prozentzahl der Kokain, Crack oder Speed Verbraucher in Amerika. Geschichtlich gibt es Amphetamine bereits sehr lange in Japan. Nachdem Amphetamine bereits 1887 erstmals in Deutschland synthetisiert wurden, konnte der der Wissenschaftler Naga’i (長井長義), der die Zutaten des Hustenmittels maô (麻黄) untersuchte, 1893 erfolgreich Ephedrine zu Metamphetamine synthetisieren. Eine Verbreitung fand zu dieser Zeit zwar noch nicht statt, der Grundstein für die spätere Entwicklung war damit aber gelegt. 1941, das Jahr, in welchem der Pazifikkrieg ausbrach, begann in Japan der Verkauf von Philopon, ein spezielles Medikament gegen Asthma. Gegen Ende des Krieges verteilte die japanische Regierung den aus Philopon und Teepulver zusammengesetzten Stimulanten totsugekijô (突撃錠,etwa: „Angriffsschloss) an die japanischen Soldaten und Seemänner. Auch Piloten nahmen sie regelmäßig, um auf langen Bombermissionen wach zu bleiben. Besonders aber unter den Selbstmordkommandos (Kamikaze) fanden die Drogen Verbreitung. Doch auch an zivile Personen wie Waffenfabrikarbeiter wurden Drogen verteilt. Auf diese Weise wollte die Regierung ihre letzten Reserven nutzen und nutzte die Drogen, und die Menschen in den Krieg zu treiben. Nach dem Krieg wurden die Stimulanten im Besitz der Armee in großen Mengen freigegeben. Viele Menschen griffen auf diese Drogen zurück, um sich vom Schock des Kriegsendes zu erholen oder gegen den Hunger in dieser mittellosen Zeit. Amphetamine wurden erst 1952 illegal und bereits zwei Jahre später, 1954 wurden etwa 50000 Menschen in Verbindung mit Amphetamindelikten verhaftet, die bis dato höchste Zahl in der japanischen Geschichte. Die Dunkelzahl an Konsumenten lag vermutlich beim zehnfachen. Warum Amphetamine nicht bereits früher als illegal gemacht wurden lag wohl daran, dass Japan bis 1952 unter der Besatzung der USA stand, wo Amphetamine noch bis 1954 legal waren. In den 1960er Jahren stagnierte die Zahl an Menschen, die Stimulanten konsumierten, nicht zuletzt auch durch die Erlassung des Amphetaminkontrollgesetzes (覚醒剤取締, kakuseizaitorishimarihô), nachdem in den 1970er Jahren kriminelle Gruppierungen Stimulanten als neue Einnahmequelle und der Drogenkonsum entdeckten, breitete sichder Konsum wieder schlagartig weiter und sogar bis hin zu Hausfrauen und Jugendlichen aus. Im Zuge der Olympischen Spiele in Seoul verstärkte Korea 1988 seine Kontrolle über Amphetamine. Die koreanischen Stimulantenhersteller strömten daraufhin nach Taiwan, wo ab Mitte der 1980er hochwertigere Drogen hergestellt werden konnten. Die japanische Nachfrage wuchs über die in Taiwan hergestellte Menge hinaus und Stimulanten aus Thailand begannen über Taiwan nach Japan zu gelangen. Zudem hinaus werden Stimulanten auch von der Taiwanesischen Armee hergestellt.

Die japanische Mafia kauft ihre Drogen bei dem mächtigen chinesischen Syndikat „Golden Triangle“ in der Region um Hongkong.


Literatur

Weblinks