Drogenpolitik in Japan: Unterschied zwischen den Versionen

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Das japanische Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt (Kōseirōdōshō)
(Alle Quellen auf Japanisch)
http://www.mhlw.go.jp/
(Alle quellen auf Japanisch)


Das japanische Drogengesetz
*[http://www.mhlw.go.jp/ Das japanische Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt (Kōseirōdōshō)]
http://www.ron.gr.jp/law/law/mayaku.htm (Japanisch)


Geschichte der Drogen in Japan
*[http://www.ron.gr.jp/law/law/mayaku.htm Das japanische Drogengesetz (Japanisch)]
http://www2.incl.ne.jp/~senda/mayaku.htm (Japanisch)


Informationen über Cannabis in Japan
*[http://www2.incl.ne.jp/~senda/mayaku.htm Geschichte der Drogen in Japan (Japanisch)]
 
*Informationen über Cannabis in Japan:
http://www.japanhemp.org/de/main.htm
http://www.japanhemp.org/de/main.htm
http://factsanddetails.com/japan.php?itemid=664&catid=19&subcatid=125
http://factsanddetails.com/japan.php?itemid=664&catid=19&subcatid=125


"Ist Marihuana böse?" - Ein japanischer Artikel von 24.08.2008
*[http://www.news.janjan.jp/living/0808/0808235315/1.php "Ist Marihuana böse?" - Ein japanischer Artikel von 24.08.2008]
http://www.news.janjan.jp/living/0808/0808235315/1.php

Version vom 17. September 2010, 07:02 Uhr

Das japanische Wort für Drogen ist mayaku (麻薬), wörtlich übersetzt „Hanfmedizin“ oder „Hanfdroge“. Trotz des im Namen enthaltenen Hinweises auf die Herkunft des Wortes werden alle illegalen Drogen in Japan als mayaku bezeichnet. Neben Softdrogen wie Hanf finden vor allem Amphetamine (kakuseizai, 覚醒剤 oder umgangssprachlich shabu, しゃぶ, bzw. einfach „Speed“) großen Absatz. In Japan neigt man dazu zu glauben, dass Drogenkonsum kein allzu weitverbreitetes Problem ist. Dabei finden immer wieder neue Fälle von Drogenkonsum ihren Weg in die Medien und auch der Missbrauch von Amphetaminen durch die Jugend entwickelt sich zum Problem.

Der Drogenweg nach Japan

Drogen gelangen über verschiedene Wege nach Japan, vor allem aber aus China und den Philippinen. Eine Beispielroute für Opium beginnt in der thailändischen Grenzregion, wo in speziellen Fabriken chinesische Produzenten reines Opium herstellen. Über die Stadt Chiang Mai im Norden Thailands gelangt das Opium dann über eine Autobahn, die während des Vietnamkrieges als Militärroute benutzt wurde, nach Bangkok und über chinesische Händler weiter nach Taiwan. Über Korea schließlich gelangt das Opium nach Japan.

Erworben werden die ausländischen Drogen durch die japanische Mafia (Yakuza) von dem mächtigen chinesischen Syndikat „Golden Triangle“ in der Region um Hongkong.

Drogen in Japan

Amphetamine

Chemische Drogen, d.h. Stimulanten und Amphetamine, die vor allem in Ländern wie Schweden, Japan, Korea oder den Philippinen Verbreitung gefunden haben, wo der Konsum von weicheren Drogen wie Marihuana hart geahndet wird, werden in Japan shabu genannt und sind die dort am meisten genutzte Droge nach Koffein, Alkohol und Nikotin, bzw. die am meisten verbreitete illegale Droge. Jedes Jahr gibt es etwa 15000-25000 Verhaftungen unter den geschätzten 1-2 Millionen Nutzern. Die Verbreitung findet durch organisierte kriminelle Banden (Yakuza) statt, die auch 40-50% aller Verhaftungen mit shabu-Bezug ausmachen.

Am Verkauf eines Kilogramms Amphetamine verdienen kriminelle Banden nach Schätzungen der japanischen Polizei etwa zehnmal soviel, wie am Verkauf der selben Menge an Marihuana. Auch die Zahl der Verhaftungen liegt zehnmal so hoch.

Genutzt werden Amphetamine von LKW-Fahrern auf langen Fahrten, aber auch von jungen Mädchen, die ihren Hunger unterdrücken wollen, um abzunehmen und unrealistischen Schönheitsidealen zu entsprechen. Auch viele Studenten nutzen Amphetamine während der exzessiven Lernphase vor den Universitätseintrittsprüfungen. Amphetamine werden also in allen gesellschaftlichen Schichten genutzt. Ein weiteres Argument, das in Bezug zur Einnahme von Amphetaminen häufig genannt wird, ist einfache Langeweile. Dabei wird davon ausgegangen, dass die jüngeren Generationen so sehr an das Leben mit exzessiven Stimulationen durch Fernsehen, Computer etc. gewohnt sind, dass viele auf Drogen zurückgreifen um etwas Neues zu erfahren.

Eine typische Dosis an Amphetaminen von 30mg kostet um die 2000 Yen (etwa 18-20 Euro) und liegt damit preislich bei einem Fünftel von dem Preis vor 20 Jahren. Bei großen Polizei-Razzien wurden teilweise mehrere Hundert Kilo sichergestellt. Die größte polizeiliche Sicherstellung von Amphetaminen betrug über 500 Kg und entsprach der Dosis für etwa 16 Mio. Menschen.

Trotz des drogenfreien Images, welches Japan gerne vertreten würde, gibt es nach Einschätzungen der Nationalen Polizei über 2 Millionen Konsumenten. Diese Zahl ist annähernd so hoch wie die Prozentzahl der Kokain, Crack oder Speed Verbraucher in Amerika. Geschichtlich gibt es Amphetamine bereits sehr lange in Japan. Nachdem Amphetamine bereits 1887 erstmals in Deutschland synthetisiert wurden, konnte der der Wissenschaftler Naga’i (長井長義), der die Zutaten des Hustenmittels maô (麻黄) untersuchte, 1893 erfolgreich Ephedrine zu Metamphetamine synthetisieren. Eine Verbreitung fand zu dieser Zeit zwar noch nicht statt, der Grundstein für die spätere Entwicklung war damit aber gelegt. 1941, das Jahr, in welchem der Pazifikkrieg ausbrach, begann in Japan der Verkauf von Philopon, ein spezielles Medikament gegen Asthma. Gegen Ende des Krieges verteilte die japanische Regierung den aus Philopon und Teepulver zusammengesetzten Stimulanten totsugekijô (突撃錠,etwa: „Angriffsschloss) an die japanischen Soldaten und Seemänner. Auch Piloten nahmen sie regelmäßig, um auf langen Bombermissionen wach zu bleiben. Besonders aber unter den Selbstmordkommandos (Kamikaze) fanden die Drogen Verbreitung. Doch auch an zivile Personen wie Waffenfabrikarbeiter wurden Drogen verteilt. Auf diese Weise wollte die Regierung ihre letzten Reserven nutzen und nutzte die Drogen, und die Menschen in den Krieg zu treiben. Nach dem Krieg wurden die Stimulanten im Besitz der Armee in großen Mengen freigegeben. Viele Menschen griffen auf diese Drogen zurück, um sich vom Schock des Kriegsendes zu erholen oder gegen den Hunger in dieser mittellosen Zeit. Amphetamine wurden erst 1952 illegal und bereits zwei Jahre später, 1954 wurden etwa 50000 Menschen in Verbindung mit Amphetamindelikten verhaftet, die bis dato höchste Zahl in der japanischen Geschichte. Die Dunkelzahl an Konsumenten lag vermutlich beim zehnfachen. Warum Amphetamine nicht bereits früher als illegal gemacht wurden lag wohl daran, dass Japan bis 1952 unter der Besatzung der USA stand, wo Amphetamine noch bis 1954 legal waren. In den 1960er Jahren stagnierte die Zahl an Menschen, die Stimulanten konsumierten, nicht zuletzt auch durch die Erlassung des Amphetaminkontrollgesetzes (覚醒剤取締, kakuseizaitorishimarihô), nachdem in den 1970er Jahren kriminelle Gruppierungen Stimulanten als neue Einnahmequelle und der Drogenkonsum entdeckten, breitete sichder Konsum wieder schlagartig weiter und sogar bis hin zu Hausfrauen und Jugendlichen aus. Im Zuge der Olympischen Spiele in Seoul verstärkte Korea 1988 seine Kontrolle über Amphetamine. Die koreanischen Stimulantenhersteller strömten daraufhin nach Taiwan, wo ab Mitte der 1980er hochwertigere Drogen hergestellt werden konnten. Die japanische Nachfrage wuchs über die in Taiwan hergestellte Menge hinaus und Stimulanten aus Thailand begannen über Taiwan nach Japan zu gelangen. Zudem hinaus werden Stimulanten auch von der Taiwanesischen Armee hergestellt.

Marihuana

Japan hat eine lange Hanfkultur. In Japan wurde schon in der Jungsteinzeitlichen Yayoi Kultur (10,000-300 BCE) Hanf auf dem japanischen Archipel angebaut und kultiviert. Auch später, als der Reisanbau von den Chinesen und den Koreanern nach Japan kam war die Hauptfaser, die genutzt wurde, immer noch Hanf. Es wurde sehr vielseitig eingesetzt, unter Anderem für Kleidung, Seilherstellung, japanisches Papier (washi), Medizin und Öl. Für den in Japan weit verbreiteten Shintôismus steht Hanf für Reinheit und ist unabdingbar für Reinigungsrituale. In vielen shintôistischen Zeremonien benutzt der Priester einen gohei , eine Art Stock, and dessen Ende unverarbeiteter Hanf angebracht ist, um das Böse zu vertreiben. Die an vielen Vordertüren von Restaurants angebrachten Gardinen, heißen noren und werden aus demselben Grund angebracht. Hanfsamen werden bei shintôistischen Hochzeiten benutzt und einige Rituale beinhalten noch die Verbrennung von Canabisblättern. Der Sonnengottheit Amaterasu, gleichzeitig auch die Gottheit für Reis und Canabis, ist der Hauptschrein der japanischen Kaiserfamilie, Ise Jingû (伊勢神宮), gewidmet. Hier findet noch heute ein wichtiges Ritual statt, welches taima (大麻; Hanf, Canabis) heißt. Seit jeher pflanzt der Kaiser, wenn er den Thron besteigt, in einer Zeremonie Reis als auch Hanf an. Varianten von Hanf mit niedrigem THC darf man legal mit einer speziellen Industriehanflizenz anbauen. Die ursprünglichen Hanfsorten, welche noch teilweise in den Bergen wachsen (auch Berghanf genannt) werden als mayaku betrachtet. Diesen Berghanf darf man nur mit einer speziellen Lizenz anpflanzen, die nur an Wissenschaftler oder zur Medizinischenforschung ausgestellt wird. Die Japanische Polizei behandelt Drogendelikte besonders ernst. Vor allem Verstöße gegen das Cannabisgesetz. Die von der Polizei veröffentlichten Lehrmaterialien zur Aufklärung von Drogen, sind teilweise Veröffentlichungen aus dem Westen (Amerika, Europa) von vor 30 Jahren. Ein Beispiel aus einem Pamphlet der Polizei von Shizuoka: “Gewohnheitskonsumenten von Cannabis leiden unter Illusionen oder Halluzinationen. Manchmal werden sie übermäßig nervös bzw. aufgeregt und verlieren die Kontrolle, werden provokant und gewalttätig. Der Konsum verursacht sowohl Orientierungslosigkeit als auch einen Verlust für das Zeitgefühl von Präsens, Vergangenheit und Zukunft. Süchtige sehen Dinge, die nicht gesehen werden können und sind der Meinung, dass eine Handlung, die nur wenige Minuten stattgefunden hat, seit Jahren andauert. (…) Sie sehen sich manchmal als wunderschöne Frauen, Vögel oder Tiere. So eine Art der geistigen Verwirrung verschlimmert ihre geistige Zurechnungsfähigkeit und ihre Denkweise. Ihre Gesundheit verschlimmert sich.“ Wie es eventuell dazu kam, dass das die heiligen Kräuter zu etwas bösem wurden, könnte an der Entwicklung des 2. Weltkriegs gelegen haben. Für die Amerikaner, welche Japan nach dessen Kapitulation bis Anfang der 1950er besetzt hielten, war es wohl überraschend, dass in Japan Cannabis wild wuchs und sowohl zu wirtschaftlichen, medizinischen als auch religiösen Zwecken genutzt wurde. Schließlich war Hanf in den USA gerade Gegenstand einer Verteufelungskampagne unter dem Bundesdrogenpolizeichef Harry J. Ansinger, in welcher Cannabis mit Geisteskrankheiten und Gewaltexzessen in Verbindung gebracht wurde. Aus Angst, die amerikanischen Soldaten können das wild wachsende Cannabis konsumieren, erließ die Besatzungsregierung in Japan 1948 ein Gesetz, nach welchem man Hanf nur mit einer staatlichen Lizenz anbauen durfte. Heute spielt in Japan der Eigenanbau von Marihuana eine wachsende Rolle. Eigenanbauer vermeiden das Risiko, beim Dealen erwischt und zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt zu werden; aus demselben Grund bieten sie ihr eigenes Marihuana normalerweise auch nicht auf dem Schwarzmarkt an. Das Klima in Japan eignet sich teilweise sehr gut für den eigenen Anbau, so z.B. in Tokyo, das auf demselben Breitengrad wie Marokko oder Afghanistan liegt. Angebaut wird in ländlichen Gegenden, in privaten Gärten oder in den Bergen, aber auch in den Städten hat die Kultivierung von Cannabis mit speziellen Lampen zugenommen.

Andere legale oder illegale Drogen

Kokain hat sich bisher nicht gegen Amphetamine durchsetzen können, angeblich da die Yakuza eine Vereinbarung mit der Regierung getroffen hat, Heroin und Kokain vom Markt fernzuhalten im Gegenzug für etwas Toleranz beim Amphetamin-Handel. Eine weitere illegale Droge, über welche das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt jährliche Daten veröffentlicht und welche zusammen mit Marihuana und Amphetaminen zu den häufiger konsumierten Drogen gehört ist Ecstasy.

In Japan konsumieren viele Jugendliche auch shinna (japanische Aussprache für das englische Wort „thinner“), d.h. Klebstoff, Lösungsmittel oder Farbverdünner, da diese viel billiger und einfacher zu beziehen sind und ebenfalls stimulative Wirkung haben. Unter den legalen Drogen ist Koffein eine der am weitesten verbreiteten in Japan. Es findet sich nicht nur in Kaffee, sondern auch in vielen anderen Getränken und ist Kindern damit bereits in einem sehr viel frühren Stadium und in viel größeren Mengen zugänglich, als noch den älteren Generationen.

Staatlicher Umgang mit Drogenkonsum

Zwar sind psychedelische Substanzen wie das Psylocibin in „Magic Mushrooms“ und das aus dem Peyote-Kaktus gewonnene Meskalin nach dem japanischen Drogengesetz verboten, jedoch nicht in ihrer Ursprungsform. So ist es möglich, einen Peyote-Kaktus oder dessen Samen zu erwerben, wie auch die anderen psychedelischer Pflanzen. Dazu zählen auch Blätter der Bella Donna Pflanze oder der Passionsblume, hawaiische Holzrosensamen, Wermut etc. Die Pflanzen, aus denen man Drogen herstellen kann, dürfen importieret werden, so lange sie nicht in irgendeiner Art und Weise behandelt oder verarbeitet wurden und man darf sie auch anpflanzen. Wenn man beim Konsum von halluzinogenen Drogen erwischt wird und die Polizei einem nachweisen kann, dass man sie konsumiert hat um “high” zu werden, können sie einen festnehmen. Sagt man jedoch, dass man sie gegessen hat, weil man hungrig war gibt es nichts, was sie tun können. Im Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt sind solche Lücken im System bekannt. Zwar sei es illegal, die Droge selbst zu importieren, zu veredeln, zu verarbeiten oder zu behandeln, die Pflanze jedoch, von der die Droge komme, sei legal. Solche Schlupflöcher existieren, weil Japan seine Drogengesetze nicht selbst konzipiert habe, sondern diese auf ausländischen Gesetzen basieren. So stammen die meisten der Drogengesetze noch aus der amerikanischen Besatzungszeit (1945-1952) oder wurden später auf internationalen Druck hin eingeführt, wie z.B. die verstärkte Kontrolle Cannabis, das nun im Auge des japanischen Gesetzes genauso behandelt wird, als ob es das gleiche Gefahrenpotential habe wie Heroin oder Kokain hätte. Daher geht Japan hart gegen Drogenkonsum vor. Die Gefängnisse sind im Land bekannt für ihren harten Umgang. Manche meinen, dass dieser Umgang noch ein Überbleibsel der Militärdiktatur der 1940er Jahre ist. Die Hoechststrafe für Cannabisbesitz und Konsum (ungeachtet der Menge, die man zum Zeitpunkt der Verhaftung besessen oder ob man lediglich mitkonsumiert hat) liegt bei 5 Jahren, bzw. 7 Jahre für den Anbau oder das Schmuggeln von Cannabis. Die Verurteilten haben auch viele soziale Einbussen wie den Verlust ihrer Arbeit oder den Ausschluss aus der Schule etc. Oft kommt es vor, dass Konsumenten von besorgten Familienangehörigen angezeigt werden. Häufig sind es aber auch Kuriere aus Südostasien, die verhaftet werden, oder Menschen, die sich selbst Drogen per Post aus dem Ausland haben zustellen lassen und vom Zoll erwischt werden. Erwischte Schmuggler bekommen meistens die Höchststrafe. Im Kontrast zu den jährlich über 50,000 festnahmen wegen shabu oder Speed in den 50er Jahren in Japan wurde das Cannabisgesetz nicht ernst genommen, bis die Polizei während in den 70er Jahren eine Hippie-Kommune bei Nagano entdeckte, die in ihrem Garten ohne die dafür nötige Lizenz Hanf anpflanzte. Dies war die erste Verhaftung seit der Existenz des Cannabisgesetzes 20 Jahre zuvor. Seitdem jagen die Autoritäten nach Cannabiskomsumenten, unabhängig von der konsumierten bzw. besessenen Menge oder dem sozialen Status. Mit schweren Konsequenzen haben vor allem auch Ausländer zu rechnen, die gegen die Drogengesetze verstoßen. So verwehrt Japan jedem Ausländer, der einen Eintrag wegen Drogenmissbrauchs in seiner Polizeiakte hat, die Einreise. Jene, die wegen eines Marihuanadelikts verhaftet werden, werden nach Absitzen ihrer Strafe deportiert und müssen mit einem bis zu lebenslangen Einreiseverbot rechnen. Ein berühmtes Beispiel findet sich im Fall des ehemaligen Beatles-Mitglieds Paul Mccartney, der am 16.01.1980 wegen Einführen von Cannabis verhaftet und beinahe zu 7 Jahre Haft wegen Drogenschmuggels verurteilt worden wäre. Die geplante Tour, für welche er nach Japan geflogen war, musste er absagen, die Einreise nach Japan wurde ihm erst 11 Jahre später wieder gewährt. Einige Ausländer aus Asien, Afrika, dem Orient, auch Westlichen Staaten, dessen Visas abgelaufen sind, finanzieren sich mit dem Verkauf von Drogen. Viel Druck auf die Regierung, zwischen harten und weichen Drogen zu unterscheiden, gibt es nicht. Teilweise liegt das daran, dass die Anzahl der Verhaftungen mit Marihuanabezug in Japan viel geringer ist, als die im Westen. Während in den U.S.A. 1997 ca. 695200 Menschen wegen Marihuanakonsums festgenommen wurden, gab es in Japan (mit der Hälfte der Bevölkerungszahl) in den 1990ern gerade einmal ca. 1500-2000 Verhaftungen pro Jahr, über die Hälfte davon allein in Tokio. Seit dem sind die Zahlen nach offiziellen Angaben jedoch weiter gestiegen. So wurde wurde 2008 ein Rekordhoch von 2867 Verhaftungen mit Marihuanabezug registriert. Die Zahl der Verhaftungen bei Amphetamindelikten hingegen ist stark gesunken. Wurde um 1984 noch wurde ein Rekordhoch von um die 24000 Verhaftungen verbucht, waren es um 2008 herum nur noch etwa 11000. Auch bei Ecstasy, bei welchem die Verhaftungen Anfang 2000 schlagartig von 26 Fällen in 1998 auf 472 in 2005 explodierten, lag in 2008 wieder bei 311 Verhaftungen. Die offiziellen Zahlen für ärztliche Behandlung von Drogenkonsumenten scheinen dabei recht gering. Nach dem Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt wurden 2008 insgesamt nur 17 Fälle gemeldet, in welchen Menschen aufgrund von Drogen im Krankenhaus ärztlich behandelt werden mussten. 2 davon wegen Heroin, 3 wegen Kokain und 12 wegen Marihuana. Für die Jahre von 1986-2008 ist das der vierthöchste Wert, nur 2003, 2005 und 2006 waren die Werte mit jeweils 19 gemeldeten Fällen von Einweisung ins Krankenhaus wegen Drogenkonsum höher. Diese Werte scheinen im Vergleich zum Westen gering, jedoch ist zu bedenken, dass Japan einen Mangel an Richtern und Gefängnissen hat. Da bereits die Anzahl der Verhaftungen in Fällen von Amphetaminnutzung so hoch ist, wäre es für die japanische Justiz kaum tragbar, eine weiter steigende Anzahl an Marihuana-Fällen zu bearbeiten. Da man aber von beiden Drogen davon ausgeht, dass in den kommenden Jahren die Nutzung weiter ansteigen wird, wird Japan seine Drogenpolitik früher oder später den neuen Bedingungen anpassen müssen.


Fazit

Drogen sind in Japan ein sehr viel größeres Thema, als von der japanischen Gesellschaft wahrgenommen wird. Während Drogen wie Kokain, Heroin oder Amphetamine als gefährlich und mit sehr hohem Suchtpotential verbunden werden können, stellt sich wie in vielen anderen Ländern die Frage nach der Ächtung von Marihuana. Dabei ist das eine Droge, die immer weitere Verbreitung findet und unlängst schon in jüngeren Kreisen einen Diskurs aufgeworfen hat, ob die bestehenden Gesetze nicht veraltet sind. In Japan herrscht nach wie vor die Meinung, dass Marihuana seelische Krankheiten hervorruft - wobei gesellschaftlich kaum hinterfragt wird, ob das stimmt. Besonders aber in Internetforen lassen sich viele Artikel finden über die Frage, ob Marihuana nicht eher mit Alkohol und Nikotin zu vergleichen ist, welche ebenfalls asoziales Verhalten oder gesundheitsschädliche Folgen haben können - aber eben nicht müssen und zudem (gerade im Falle von Alkohol) von einem sehr hohen Prozentsatz der Gesellschaft regelmäßig konsumiert werden. Marihuana ist eine Gateway-Droge, welche nach Auffassung der japanischen Drogenbehörden dazu führt, dass Konsumenten früher oder später über ihre Dealer an gefährlichere harte Drogen gelangen. Als Gegenmeinung jedoch kann man in vielen Artikeln lesen, dass eine Legalisierung, ähnlich wie in den Niederlanden, Marihuana von den Straßendealern und kriminellen Organisationen abschneiden würde.

In jedem Fall sind Drogen nach wie vor ein geächtetes Thema, das nicht viel Aufarbeitung findet und über das kaum Information zu finden ist. "Drogen sind schlecht", mit solchen ungenauen Aussagen scheint sich die japanische Gesellschaft zu begnügen, während im japanischen Untergrund und hinter vorgezogenen Vorhängen viele junge Japaner Drogen ausprobieren.

Literatur

Nakamura, Mareaki: "yakubutsuizon doragu de tsuzuru bunka fuzokushi" (Japanisch) 中村希明『薬物依存 ドラッグでつづる文化風俗史』(Kōdansha, 講談社、1993年)

Matsumoto, Hiroki: "doragu FOR BEGINNERS" (Japanisch) 松本広樹 "ドラッグ FOR BEGINNERS"(Gendaishokan, 現代書館、1995年)

Film

  • Enter the Void (2009) frz. Spielfilm von Gaspard Noé [[1]]

Weblinks

(Alle Quellen auf Japanisch)

  • Informationen über Cannabis in Japan:

http://www.japanhemp.org/de/main.htm

http://factsanddetails.com/japan.php?itemid=664&catid=19&subcatid=125