Drogenpolitik in Japan: Unterschied zwischen den Versionen

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Das japanische Wort für Drogen ist mayaku (麻薬), wörtlich übersetzt „Hanfmedizin“ oder „Hanfdroge“. Trotz des im Namen enthaltenen Hinweises auf die Herkunft des Wortes werden alle illegalen Drogen in Japan als mayaku bezeichnet. Neben Softdrogen wie Hanf finden vor allem Amphetamine (kakuseizai, 覚醒剤 oder umgangssprachlich shabu, しゃぶ, bzw. einfach „Speed“) großen Absatz.
Das japanische Wort für Drogen ist mayaku (麻薬), wörtlich übersetzt „Hanfmedizin“ oder „Hanfdroge“. Trotz des im Namen enthaltenen Hinweises auf die Herkunft des Wortes werden alle illegalen Drogen in Japan als mayaku bezeichnet. Neben Softdrogen wie Hanf finden vor allem Amphetamine (kakuseizai, 覚醒剤 oder umgangssprachlich shabu, しゃぶ, bzw. einfach „Speed“) großen Absatz.
In Japan neigt man dazu zu glauben, dass Drogenkonsum kein allzu weitverbreitetes Problem ist. Dabei finden immer wieder neue Fälle von Drogenkonsum ihren Weg in die Medien und auch der Missbrauch von Amphetaminen durch die Jugend entwickelt sich zum Problem.
In Japan neigt man dazu zu glauben, dass Drogenkonsum nicht sehr verbreitet sei. Daran haben bislang auch die Medienberichterstattung und das offene Geheimnis des weitverbreiteten Amphetaminkonsums unter Jugendlichen nichts geändert.


== Der Drogenweg nach Japan ==
== Der Drogenweg nach Japan ==


Drogen gelangen über verschiedene Wege nach Japan, vor allem aber aus China und den Philippinen. Eine Beispielroute für Opium beginnt in der thailändischen Grenzregion, wo in speziellen Fabriken chinesische Produzenten reines Opium herstellen. Über die Stadt Chiang Mai im Norden Thailands gelangt das Opium dann über eine Autobahn, die während des Vietnamkrieges als Militärroute benutzt wurde, nach Bangkok und über chinesische Händler weiter nach Taiwan. Über Korea schließlich gelangt das Opium nach Japan.  
Drogen gelangen vor allem aus China und den Philippinen nach Japan. Eine Beispielroute für Opium beginnt in der thailändischen Grenzregion, wo in speziellen Fabriken chinesische Produzenten reines Opium herstellen. Über die Stadt Chiang Mai im Norden Thailands gelangt das Opium dann über eine Autobahn, die während des Vietnamkrieges als Militärroute benutzt wurde, nach Bangkok und über chinesische Händler weiter nach Taiwan, Korea und schließlich Japan. Die japanische Mafia (Yakuza) erwirbt ausländische Drogen auch oder in erster Linie von dem mächtigen chinesischen Syndikat „Golden Triangle“ in der Region um Hongkong.
 
Erworben werden die ausländischen Drogen durch die japanische Mafia (Yakuza) dem mächtigen chinesischen Syndikat „Golden Triangle“ in der Region um Hongkong.    


== Drogen in Japan ==
== Drogen in Japan ==
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Varianten von Hanf mit niedrigem THC darf man legal mit einer speziellen Industriehanflizenz anbauen. Die ursprünglichen Hanfsorten, welche noch teilweise in den Bergen wachsen (auch Berghanf genannt) werden als mayaku betrachtet. Diesen Berghanf darf man nur mit einer speziellen Lizenz anpflanzen, die nur an Wissenschaftler oder zur Medizinischenforschung ausgestellt wird.
Varianten von Hanf mit niedrigem THC darf man legal mit einer speziellen Industriehanflizenz anbauen. Die ursprünglichen Hanfsorten, welche noch teilweise in den Bergen wachsen (auch Berghanf genannt) werden als mayaku betrachtet. Diesen Berghanf darf man nur mit einer speziellen Lizenz anpflanzen, die nur an Wissenschaftler oder zur Medizinischenforschung ausgestellt wird.
Die Japanische Polizei behandelt Drogendelikte besonders ernst. Vor allem Verstöße gegen das Cannabisgesetz. Die von der Polizei veröffentlichten Lehrmaterialien zur Aufklärung von Drogen, sind teilweise Veröffentlichungen aus dem Westen (Amerika, Europa) von vor 30 Jahren. Ein Beispiel aus einem Pamphlet der Polizei von Shizuoka: “Gewohnheitskonsumenten von Cannabis leiden unter Illusionen oder Halluzinationen. Manchmal werden sie übermäßig nervös bzw. aufgeregt und verlieren die Kontrolle, werden provokant und gewalttätig. Der Konsum verursacht sowohl Orientierungslosigkeit als auch einen Verlust für das Zeitgefühl von Präsens, Vergangenheit und Zukunft. Süchtige sehen Dinge, die nicht gesehen werden können und sind der Meinung, dass eine Handlung, die nur wenige Minuten stattgefunden hat, seit Jahren andauert. (…) Sie sehen sich manchmal als wunderschöne Frauen, Vögel oder Tiere. So eine Art der geistigen Verwirrung verschlimmert ihre geistige Zurechnungsfähigkeit und ihre Denkweise. Ihre Gesundheit verschlimmert sich.“
Die Japanische Polizei behandelt Drogendelikte besonders ernst. Vor allem Verstöße gegen das Cannabisgesetz. Die von der Polizei veröffentlichten Lehrmaterialien zur Aufklärung von Drogen, sind teilweise Veröffentlichungen aus dem Westen (Amerika, Europa) von vor 30 Jahren. Ein Beispiel aus einem Pamphlet der Polizei von Shizuoka: “Gewohnheitskonsumenten von Cannabis leiden unter Illusionen oder Halluzinationen. Manchmal werden sie übermäßig nervös bzw. aufgeregt und verlieren die Kontrolle, werden provokant und gewalttätig. Der Konsum verursacht sowohl Orientierungslosigkeit als auch einen Verlust für das Zeitgefühl von Präsens, Vergangenheit und Zukunft. Süchtige sehen Dinge, die nicht gesehen werden können und sind der Meinung, dass eine Handlung, die nur wenige Minuten stattgefunden hat, seit Jahren andauert. (…) Sie sehen sich manchmal als wunderschöne Frauen, Vögel oder Tiere. So eine Art der geistigen Verwirrung verschlimmert ihre geistige Zurechnungsfähigkeit und ihre Denkweise. Ihre Gesundheit verschlimmert sich.“
Wie es eventuell dazu kam, dass das die heiligen Kräuter zu etwas bösem wurden, könnte an der Entwicklung des 2. Weltkriegs gelegen haben. Für die Amerikaner, welche Japan nach dessen Kapitulation bis Anfang der 1950er besetzt hielten, war es wohl überraschend, dass in Japan Cannabis wild wuchs und sowohl zu wirtschaftlichen, medizinischen als auch religiösen Zwecken genutzt wurde. Schließlich wurde Hanf in den USA vom Bundesamt für Betäubungsmittel unter der Führung des Bundesdrogenpolizeichefs Harry Ansinger verboten und verteufelt wurden. Sie verursacht seiner Ansicht nach Gewalttätigkeit und Unzurechnungsfähigkeit.
Wie es eventuell dazu kam, dass das die heiligen Kräuter zu etwas bösem wurden, könnte an der Entwicklung des 2. Weltkriegs gelegen haben. Für die Amerikaner, welche Japan nach dessen Kapitulation bis Anfang der 1950er besetzt hielten, war es wohl überraschend, dass in Japan Cannabis wild wuchs und sowohl zu wirtschaftlichen, medizinischen als auch religiösen Zwecken genutzt wurde. Schließlich war Hanf in den USA gerade Gegenstand einer Verteufelungskampagne unter dem Bundesdrogenpolizeichef Harry J. Ansinger, in welcher Cannabis mit Geisteskrankheiten und Gewaltexzessen in Verbindung gebracht wurde. Aus Angst, die amerikanischen Soldaten können das wild wachsende Cannabis konsumieren, erließ die Besatzungsregierung in Japan 1948 ein Gesetz, nach welchem  man Hanf nur mit einer staatlichen Lizenz anbauen durfte.  
Aus Angst, die amerikanischen Soldaten können das wild wachsende Cannabis konsumieren, erließ die Besatzungsregierung in Japan 1948 ein Gesetz, nach welchem  man Hanf nur mit einer staatlichen Lizenz anbauen durfte.  
Heute spielt in Japan der Eigenanbau von Marihuana eine wachsende Rolle. Eigenanbauer vermeiden das Risiko, beim Dealen erwischt und zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt zu werden; aus demselben Grund bieten sie ihr eigenes Marihuana normalerweise auch nicht auf dem Schwarzmarkt an. Das Klima in Japan eignet sich teilweise sehr gut für den eigenen Anbau, so z.B. in Tokyo, das auf demselben Breitengrad wie Marokko oder Afghanistan liegt. Angebaut wird in ländlichen Gegenden, in privaten Gärten oder in den Bergen, aber auch in den Städten hat die Kultivierung von Cannabis mit speziellen Lampen zugenommen.
Heute wird Marihuana illegal oft selbst angebaut, da viele den Schwarzmarkt aufgrund der hohen Gefängnisstrafen meiden. Auch verkauft wird das eigene Marihuana nicht auf dem Schwarzmarkt. Das Klima in Japan eignet sich teilweise sehr gut für den eigenen Anbau, so z.B. in Tokyo, das auf demselben Breitengrad wie Marokko oder Afghanistan liegt. Angebaut wird in ländlichen Gegenden, in privaten Gärten oder in den Bergen, aber auch in den Städten hat die Kultivierung von Cannabis mit speziellen Lampen zugenommen.  


=== Andere legale oder illegale Drogen ===
=== Andere legale oder illegale Drogen ===
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In jedem Fall sind Drogen nach wie vor ein geächtetes Thema, das nicht viel Aufarbeitung findet und über das kaum Information zu finden ist. "Drogen sind schlecht", mit solchen ungenauen Aussagen scheint sich die japanische Gesellschaft zu begnügen, während im japanischen Untergrund und hinter vorgezogenen Vorhängen viele junge Japaner Drogen ausprobieren.
In jedem Fall sind Drogen nach wie vor ein geächtetes Thema, das nicht viel Aufarbeitung findet und über das kaum Information zu finden ist. "Drogen sind schlecht", mit solchen ungenauen Aussagen scheint sich die japanische Gesellschaft zu begnügen, während im japanischen Untergrund und hinter vorgezogenen Vorhängen viele junge Japaner Drogen ausprobieren.
== Literatur ==
Nakamura, Mareaki: "yakubutsuizon doragu de tsuzuru bunka fuzokushi" (Japanisch)
中村希明『薬物依存 ドラッグでつづる文化風俗史』(Kōdansha, 講談社、1993年)
Matsumoto, Hiroki: "doragu FOR BEGINNERS" (Japanisch)
松本広樹 "ドラッグ FOR BEGINNERS"(Gendaishokan, 現代書館、1995年)
== Film ==
*Enter the Void (2009) frz. Spielfilm von Gaspard Noé  [[http://de.wikipedia.org/wiki/Enter_the_Void]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==


Das japanische Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt (Kōseirōdōshō)
(Alle Quellen auf Japanisch)
http://www.mhlw.go.jp/
 
(Alle quellen auf Japanisch)
*[http://www.mhlw.go.jp/ Das japanische Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt (Kōseirōdōshō)]
 
*[http://www.ron.gr.jp/law/law/mayaku.htm Das japanische Drogengesetz (Japanisch)]


Das japanische Drogengesetz
*[http://www2.incl.ne.jp/~senda/mayaku.htm Geschichte der Drogen in Japan (Japanisch)]
http://www.ron.gr.jp/law/law/mayaku.htm (Japanisch)


Geschichte der Drogen in Japan
*Informationen über Cannabis in Japan:
http://www2.incl.ne.jp/~senda/mayaku.htm (Japanisch)
:http://www.japanhemp.org/de/main.htm


Informationen über Cannabis in Japan
:http://factsanddetails.com/japan.php?itemid=664&catid=19&subcatid=125
http://www.japanhemp.org/de/main.htm
http://factsanddetails.com/japan.php?itemid=664&catid=19&subcatid=125


"Ist Marihuana böse?" - Ein japanischer Artikel von 24.08.2008
:[http://www.news.janjan.jp/living/0808/0808235315/1.php "Ist Marihuana böse?" - Ein japanischer Artikel von 24.08.2008]
http://www.news.janjan.jp/living/0808/0808235315/1.php
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