De Huizen

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De Huizen vzw strebt eine kleine und restaurative Haftstrafe an, die die Wiedereingliederung fördert und das Risiko eines Rückfalls reduziert. Zu diesem Zweck arbeitet die Organisation mit Organisationen wie der Liga für Menschenrechte und ohne Mauern zusammen.

Hauptziel ist die Schaffung kleiner Haftanstalten, in denen die Probleme beherrschbar bleiben und die Häftlinge zur Verantwortung gezogen werden. Diese Form der Inhaftierung ist ein konstruktiver Vorschlag für eine letztlich sicherere Gesellschaft. Die Vision ist, dass sozial eingebettete Haftanstalten die Gefangenen in ihrer Würde stärken, was sie ermutigt, auch nach ihrer Freilassung Verantwortung zu übernehmen[2][3].

De Huizen strebt "kleine, differenzierte Formen maßgeschneiderter Haft an, die besser verankert und in das soziale Gefüge integriert sind"[4]. Statt einheitlicher Regeln und einer Fokussierung auf Sicherheit und Einzelhaft wird eine sinnvollere Haftzeit vorgeschlagen, in der die Gefangenen nach der Vollstreckung der Strafe auf lebenslange Haft vorbereitet werden. Zu diesem Zweck wird ein individueller Lösungsplan erstellt, in dem die Häftlinge von Plan- und Hausberatern angeregt werden, ein soziales Netzwerk und eine positive soziale Rolle als Rückfallhemmnis zu schaffen.

Nicht nur die Idee einer Freiheitsstrafe sollte geändert werden, sondern auch die Organisationsform der Haft sollte sich mit ihr weiterentwickeln. Die vorgeschlagene neue Infrastrukturform sind die Haftanstalten. Sie bringen Gefangene mit maximal drei Gruppen von zehn Personen zusammen. Die Differenzierung ist für diese Häuser von zentraler Bedeutung. Die Auslegung der Strafe, die Sicherheit und die Überwachung der Häftlinge werden in kleinerem Umfang organisiert, um sie stärker an der Reintegration auszurichten. Dies entspricht voll und ganz dem, was das Institut für soziale Verteidigung der Vereinten Nationen bereits 1975 empfohlen hat.

In diesen Haftanstalten sind die Gefangenen eher eingeladen, Teil der Gesellschaft zu sein, was in krassem Gegensatz dazu steht, wie die derzeitigen Gefängnisse für Schließung und Isolation sorgen. So müssen die Häftlinge beispielsweise voneinander lernen, um Vereinbarungen unter anderem über Reinigung und Kochen zu treffen. Die Häuser sind auch für Familienangehörige, Sozialarbeiter und Opfer und deren Familien zugänglich.

Eine dritte Säule ist neben dem Kleinen und der Differenzierung die "Verankerung des Strafvollzugs in der Gesellschaft". Mit De Huizen versuchen sie auch, einen sozialen und wirtschaftlichen Beitrag zu den konkreten Quartieren zu leisten, in denen sie sich befinden. So können Häftlinge beispielsweise ihr Küchendiplom und Hilfe in einem Sozialrestaurant erwerben oder das Obst und Gemüse aus ihrem Gemüsegarten sozial verkaufen. Auf diese Weise bereitet sie eine sinnvolle Inhaftierung auch auf das Leben nach der Bestrafung vor. Dieser Rahmen bietet dauerhafte Lösungen für Häftlinge und professionelle Helfer, bietet aber auch eine andere Sicht auf die "Abweichungen" der Gesellschaft.

De Huizen erstellt seit einiger Zeit in Zusammenarbeit mit Politikern, Wissenschaftlern und Praktikern Geschäfts-, Personal- und Architekturpläne und berät Regierungen und andere Organisationen. Einige ihrer Ideen wurden bereits von der belgischen Regierung aufgegriffen, die beschlossen hat, Pilotprojekte in Form eines Übergangshauses durchzuführen. Hier können einige Gefangene, die am Ende ihrer Haft stehen, ihre letzten Monate absitzen. Es handelt sich um kleine Projekte, bei denen Unabhängigkeit, der Aufbau eines Netzwerks, die Suche nach einem Arbeitsplatz und das Erlernen der Funktionsfähigkeit außerhalb der Gefängnismauern im Mittelpunkt stehen.

Im Jahr 2012 wurde der Verein in Gent von Lieven Nollet, Hans Claus (Direktor des Gefängnisses Oudenaarde), Marjan Gryson, Ronald Demeyere, Eleni De Roeck und Sara De Hantsetters gegründet. Im Jahr 2013 veröffentlichte die Liga voor Mensenrechten (Liga für Menschenrechte) das Buch Huizen - Naar een duurzame penitentiaire aanpak (Houses - Towards a sustainable penitentiary approach) mit infrastrukturellen Antworten, einem Personalplan, Gesetzesvorschlägen, Plänen und Modellen, aber auch mit Widerstand wie den angenommenen Mehrkosten oder dem NIMBY-Syndrom[5] Darüber hinaus kooperiert die gemeinnützige Organisation auch mit Without Walls, Touché vzw, Moderator (Forum für restaurative Gerechtigkeit & Mediation), De Kiem

Im Jahr 2014 etablierte sich der Schauspieler Marijn Devalck als Sprachrohr der Organisation[6].

Im Jahr 2016 erklärte Justizminister Koen Geens, dass er als Reaktion auf die Gefängnisstreiks kleinere Haftanstalten eröffnen werde[7] Im Juni 2018 plädierte Claus für die Ersetzung der derzeit 35 großen Haftanstalten durch 900 wesentlich kleinere Haftanstalten[8]. Im August 2018 veröffentlichte der Föderale Öffentliche Dienst Justiz einen Aufruf zur Einrichtung eines Übergangshauses in Flandern und Wallonien. Durch dieses Pilotprojekt hätten ausgewählte Häftlinge die Möglichkeit, den letzten Teil ihrer Strafe auf alternative Weise zu verbringen[9].

Weblinks und Literatur