Chromosom: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Das Chromosom'''
===Definition===


abgeleitet aus dem griech.  chromos = Farbe & soma = Körper
Zusammengefasst: anfärbbares Körperchen




'''Inhalt:'''
===Geschichte===
1. Definition
2. Geschichte
3. Biologischer Begriff: Chromosom
4. Menschliche Chromosomenanomalie (Mutation)
5. DNS (Desoxyribonucleinsäure); intern. DNA
6. Zwillingsforschung
        Literatur
 
 
'''1  Definition''':    abgeleitet aus dem griech.  chromos = Farbe & soma = Körper
                        Zusammengefasst: anfärbbares Körperchen
 
 
'''2  Geschichte'''


Aristoteles (384 - 322 v.Ch.) macht als erster den Versuch, Sexualität als Voraussetzung & Grundlage für Vererbung zu erklären und stellt die Theorie der Pangenese auf. Er ging davon aus, das Blut, das durch den gesamten Körper fließt, den Samen aus allen Körperteilen beinhalte, welche durch den Geschlechtsakt übertragen werden.
Aristoteles (384 - 322 v.Ch.) macht als erster den Versuch, Sexualität als Voraussetzung & Grundlage für Vererbung zu erklären und stellt die Theorie der Pangenese auf. Er ging davon aus, das Blut, das durch den gesamten Körper fließt, den Samen aus allen Körperteilen beinhalte, welche durch den Geschlechtsakt übertragen werden.
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Die Wissenschaftler James Watson und Francis Crick haben 1953 die DNA entschlüs-selt und aufgeklärt.  
Die Wissenschaftler James Watson und Francis Crick haben 1953 die DNA entschlüs-selt und aufgeklärt.  


'''3  Biologischer Begriff: Chromosom'''
 
===Biologischer Begriff: Chromosom===


Das Chromosom ist ein fadenförmiges Gebilde im Zellkern, welches als Träger von Erbeinheiten (Gene) bei der Zellteilung identisch dupliziert wird.
Das Chromosom ist ein fadenförmiges Gebilde im Zellkern, welches als Träger von Erbeinheiten (Gene) bei der Zellteilung identisch dupliziert wird.
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Eine normale menschliche Körperzelle enthält 46 Chromosomen. Davon sind 22 Autosomenpaare + 1 Paar Geschlechtschromosomen (xx oder xy).
Eine normale menschliche Körperzelle enthält 46 Chromosomen. Davon sind 22 Autosomenpaare + 1 Paar Geschlechtschromosomen (xx oder xy).


'''4  Menschliche Chromosomenanomalie (Mutation)'''
 
===Menschliche Chromosomenanomalie (Mutation)===


Eine Anomalie der Chromosomen liegt vor, sobald die Anzahl vom üblichen Chromosomensatz abweicht oder die Struktur eines Chromosoms verändert ist.   
Eine Anomalie der Chromosomen liegt vor, sobald die Anzahl vom üblichen Chromosomensatz abweicht oder die Struktur eines Chromosoms verändert ist.   
Beispiele hier für sind:  
Beispiele hier für sind:  
- ein fehlendes Chromosom von zwei homologenen Chromosomen  führt i.d.R. zur Lebensunfähigkeit  
*ein fehlendes Chromosom von zwei homologenen Chromosomen  führt i.d.R. zur Lebensunfähigkeit  
- Triploidie (der Chromosomensatz beinhaltet 69 Chromosomen )
*Triploidie (der Chromosomensatz beinhaltet 69 Chromosomen )
- Trisomie (46 + 1 Chromosomen); z.B. Trisomie 13, 18, 21 (Down Syndrom)
*Trisomie (46 + 1 Chromosomen); z.B. Trisomie 13, 18, 21 (Down Syndrom)
- Monosomie (44 +1 Chromosomen ); trifft das bei Chromosom 21 zu, verursacht es eine  
*Monosomie (44 +1 Chromosomen ); trifft das bei Chromosom 21 zu, verursacht es eine Lebensunfähigkeit
        Lebensunfähigkeit
*Verlust von Teilstücken eines Chromosoms führen i.d.R. zu körperlichen oder geistigen Missbildungen   
- Verlust von Teilstücken eines Chromosoms führen i.d.R. zu körperlichen oder geistigen  
 
        Missbildungen   


'''5  DNS (Desoxyribonucleinsäure); intern. DNA'''
===5  DNS (Desoxyribonucleinsäure); intern. DNA===


Die DNA ist aus 2 Einzelsträngen, deren Verbindung/Koppelung aus 2 verschiedenen Basenpaaren (Adenin – Thymin & Cytosin – Guanin) besteht. Das Ganze wird als Doppelhelix (in sich spiralförmig drehend) bezeichnet. Drei hintereinander liegende Basenpaare  entsprechen einen Codon (Code für eine Aminosäure) auf der DNA.
Die DNA ist aus 2 Einzelsträngen, deren Verbindung/Koppelung aus 2 verschiedenen Basenpaaren (Adenin – Thymin & Cytosin – Guanin) besteht. Das Ganze wird als Doppelhelix (in sich spiralförmig drehend) bezeichnet. Drei hintereinander liegende Basenpaare  entsprechen einen Codon (Code für eine Aminosäure) auf der DNA.
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In der DNA liegt die Information zur Synthese der für den Gesamtorganismus notwendigen Bausteine gespeichert. Daher auch die Bezeichnung genetischer Fingerabdruck. Spezielle Merkmale eines Menschen lassen sich hier ablesen z.B., ob DNA-Material eine Disposition zur Hypertonie, Diabetes mellitus, spez. Formen des Schwachsinns, Schizophrenie, Psychose, Epilepsie aufweist.
In der DNA liegt die Information zur Synthese der für den Gesamtorganismus notwendigen Bausteine gespeichert. Daher auch die Bezeichnung genetischer Fingerabdruck. Spezielle Merkmale eines Menschen lassen sich hier ablesen z.B., ob DNA-Material eine Disposition zur Hypertonie, Diabetes mellitus, spez. Formen des Schwachsinns, Schizophrenie, Psychose, Epilepsie aufweist.
   
   
      Im Bereich der Polizeiarbeit dient die DNA  zur Täterüberführung. Hinterlassene  
Im Bereich der Polizeiarbeit dient die DNA  zur Täterüberführung. Hinterlassene Zellstrukturen (Spuren) eines Täters am Ort des Verbrechens/ beim Verbrechensopfer werden untersucht und durch einen Vergleich eine mögliche Übereinstimmung mit dem Täter bestimmt. In der Regel wird ein Speicheltest (Mundhöhlenabstrich) für die DNA-Probe vorgenommen. Die Probe geht anonym in ein Labor und darf nur mit einer richterlichen Genehmigung entnommen werden. Dazu muss eine konkrete Straftat nach dem <nowiki>StGB</nowiki> vorliegen oder dem Zweck der Identitätsfeststellung in einem künftigen Strafverfahren dienen.   
      Zellstrukturen (Spuren) eines Täters am Ort des Verbrechens/ beim Verbrechensopfer
    werden untersucht und durch einen Vergleich eine mögliche Übereinstimmung mit dem  
    Täter bestimmt. In der Regel wird ein Speicheltest (Mundhöhlenabstrich) für die DNA-
    Probe vorgenommen. Die Probe geht anonym in ein Labor und darf nur mit einer  
    richterlichen Genehmigung entnommen werden. Dazu muss eine konkrete Straftat  
    nach dem StGB vorliegen oder dem Zweck der Identitätsfeststellung in einem  
    künftigen Strafverfahren dienen.   


Die Human-Genetik ist die Wissenschaft von der Vererbung (biol.). Sie beschreibt u.a.  
Die Human-Genetik ist die Wissenschaft von der Vererbung (biol.). Sie beschreibt u.a.  
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Die Human-Genetik untersucht(e) unterschiedlichste Umweltfaktoren, welche evtl. Auswirkungen auf Verhalten oder Zustand von Personen haben könnten. Chemische und physische Umwelteinflüsse, z.B. Strahlungen, Nahrung, Licht, Temperatur, Hormone, Krankheiten etc., können Genmutationen verursachen. Die Manipulation  äußert sich bspw. durch das Fehlen/Zufügen einer Base auf der DNA. Die Folge führt zur Veränderung des Gen-Codes für die gesamte Lebensdauer eines Menschen.  
Die Human-Genetik untersucht(e) unterschiedlichste Umweltfaktoren, welche evtl. Auswirkungen auf Verhalten oder Zustand von Personen haben könnten. Chemische und physische Umwelteinflüsse, z.B. Strahlungen, Nahrung, Licht, Temperatur, Hormone, Krankheiten etc., können Genmutationen verursachen. Die Manipulation  äußert sich bspw. durch das Fehlen/Zufügen einer Base auf der DNA. Die Folge führt zur Veränderung des Gen-Codes für die gesamte Lebensdauer eines Menschen.  


    Klonforschung ist ein weiteres Interessensgebiet der humangenetischen Wissenschaft.
Klonforschung ist ein weiteres Interessensgebiet der humangenetischen Wissenschaft. Ein Zellklon beinhaltet alle Zellen, die durch Zellteilung aus einer Stammzelle hervorgegangen sind und deshalb untereinander identisch sind. Der Zellklon ist eine identische Kopie der Ausgangs-DNA. Ein praktisches Ziel der Klonierung ist die Vermehrung zu untersuchender DNA in vielen Größenordnungen. Auf Grund der DNA-Klonierung ist es möglich, erbliche Defekte in Zellen zu heilen.  
    Ein Zellklon beinhaltet alle Zellen, die durch Zellteilung aus einer Stammzelle
    hervorgegangen sind und deshalb untereinander identisch sind. Der Zellklon ist
    eine identische Kopie der Ausgangs-DNA. Ein praktisches Ziel der Klonierung ist  
    die Vermehrung zu untersuchender DNA in vielen Größenordnungen. Auf Grund der  
    DNA-Klonierung ist es möglich, erbliche Defekte in Zellen zu heilen.  


'''6  Zwillingsforschung
'''
  Vergangene Studien von 1961 behaupteten einen Bezug  gefunden zu haben,
  der strafbares Verhalten bei erbgleichen Personen in ihrer Verhaltensübereinstimmung
  nachwies. Die Verhaltensübereinstimmung bei eineiigen Zwillingen lag demnach           
  deutlich erhöht bei 67 Prozent.
  Neuere Studien beziehen sich auf erbliche Merkmale und Umwelteinflüsse. Die   
  Forschung hat festgestellt, dass eineiige Zwillinge häufig eine engere Beziehung zu-
  einander haben und so ähnlichen Umweltfaktoren ausgesetzt sind.
  Eineiige Zwillinge besitzen einen identischen Genomtyp, was bei zweieiigen Zwillingen 
  nicht zutrifft. Alle Merkmale bei eineiigen Zwillingen sind konkordant mit Ausnahme die 
  Hautleiste der Fingerbeeren (charakteristischer Fingerabdruck).


===Zwillingsforschung===


Vergangene Studien von 1961 behaupteten einen Bezug  gefunden zu haben, der strafbares Verhalten bei erbgleichen Personen in ihrer Verhaltensübereinstimmung nachwies. Die Verhaltensübereinstimmung bei eineiigen Zwillingen lag demnach deutlich erhöht bei 67 Prozent. Neuere Studien beziehen sich auf erbliche Merkmale und Umwelteinflüsse. Die Forschung hat festgestellt, dass eineiige Zwillinge häufig eine engere Beziehung zueinander haben und so ähnlichen Umweltfaktoren ausgesetzt sind. Eineiige Zwillinge besitzen einen identischen Genomtyp, was bei zweieiigen Zwillingen  nicht zutrifft. Alle Merkmale bei eineiigen Zwillingen sind konkordant mit Ausnahme der Hautleiste der Fingerbeeren (charakteristischer Fingerabdruck).


Die DNA-Aufschlüsselung und Klonierung ist derzeit Gegenstand vieler Diskussionen.  
Die DNA-Aufschlüsselung und Klonierung ist derzeit Gegenstand vieler Diskussionen.  
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===Literatur===


Literatur:
*Schweiger,M. (1996): Biologie für Mediziner und Naturwissenschaftler.
Schweiger,M. (1996): Biologie für Mediziner und Naturwissenschaftler.
*Passarge, E. (1994): Taschenatlas der Genetik
Passarge, E. (1994): Taschenatlas der Genetik
*Kreutzig, T. (1997): Biochemie. Kurzlehrbuch zum Gegenstandskatalog 1
Kreutzig, T. (1997): Biochemie. Kurzlehrbuch zum Gegenstandskatalog 1
*Kunz, K.-L. (1998): Kriminologie
Kunz, K.-L. (1998): Kriminologie
*Kaiser/Kerner/Sack/Schellhoss (1993): Kleines Kriminologisches Wörterbuch
Kaiser/Kerner/Sack/Schellhoss (1993): Kleines Kriminologisches Wörterbuch

Version vom 30. November 2005, 19:46 Uhr

Definition

abgeleitet aus dem griech. chromos = Farbe & soma = Körper Zusammengefasst: anfärbbares Körperchen


Geschichte

Aristoteles (384 - 322 v.Ch.) macht als erster den Versuch, Sexualität als Voraussetzung & Grundlage für Vererbung zu erklären und stellt die Theorie der Pangenese auf. Er ging davon aus, das Blut, das durch den gesamten Körper fließt, den Samen aus allen Körperteilen beinhalte, welche durch den Geschlechtsakt übertragen werden. August Weismann (1834-1914) widerlegte Aristoteles Theorie der Pangenese mit der Keimplasmatheorie. Aus dem Keimplasma entwickeln sich die Geschlechtszellen. So wird das Keimplasma in jeder Generation weiter gegeben.

1843 entdeckte und missdeutete Carl Wilhelm v. Nägelin das Chromosom. Erst 67 Jahre später wird von Thomas Hunt Morgan das Chromosom als Träger von Genen identifiziert. Im 19 Jh. herrschte ein erbitterter Streit über die Theorien kriminellen Verhaltens. Einige vertraten die Auffassung kriminelles Verhalten sei eine vererbte Anlagen. Andere Meinungen besagten, die Ursache kriminellen Verhaltens sei durch soziale Umweltfaktoren bedingt. Zu dem diskutierenden Kreis gehörten Mediziner, Psychiater, Soziologen (Positive Schule, u.a. Lombroso) und Juristen (u.a. Franz v.Liszt). Lombrosos „skurriles“ Erkennen von der Verbrecherpersönlichkeit, fest gemacht an äußerlichen Merkmalen, ist heute nicht mehr vertreten. Heute lassen nur aufwendige wissenschaftliche Prozeduren mögliche genetische Verbindungen zu kriminellen Verhalten sichtbar werden. Gemeint ist hier die disponierende Anlagemöglichkeit (Neigungen zu Verhaltensauffälligkeiten), die durch die Umwelt ausgeschöpft werden können. Dementsprechend ist der Begriff der kriminellen Anlage zu verstehen im Sinne einer anlagebedingten Aggressions-bereitschaft bestimmter Menschentypen, deren Entwicklung je nach Umwelteinfluss auch in nichtkriminellen Bahnen verlaufen kann.

Studien in den 1960er Jahren zur Chromosomenanomalie wurde als Ursache für spektakuläre Kriminalfälle gesehen. Z.B. der 8fache Frauenmörder Richard Speck, der ein drittes Geschlechtschromosom (ein Y-Chromosom zusätzlich) aufwies. Das zusätzliche Y-Chromosom wurde somit als Mörderchromosom tituliert. Heutzutage ist diese Theorie auf Grund damals nicht repräsentativer Studien längst widerlegt. 1944 lieferte Avery Beweise dass Genmaterial aus Nucleinsäure besteht. Die Wissenschaftler James Watson und Francis Crick haben 1953 die DNA entschlüs-selt und aufgeklärt.


Biologischer Begriff: Chromosom

Das Chromosom ist ein fadenförmiges Gebilde im Zellkern, welches als Träger von Erbeinheiten (Gene) bei der Zellteilung identisch dupliziert wird. Der Aufbau eines menschlichen Chromosoms besteht u.a. aus dem DNA-Strang und dem DNA-Bindungsprotein, der Histone. In der Teilungsphase (Mitose – Zellteilung) verdichtet sich das spiraligförmige Gebilde des DNA-Strangs (Doppelhelix) im Chromosom. Die Gesamtheit der Chromosomen einer Zelle heißen Chromosomensatz. Eine normale menschliche Körperzelle enthält 46 Chromosomen. Davon sind 22 Autosomenpaare + 1 Paar Geschlechtschromosomen (xx oder xy).


Menschliche Chromosomenanomalie (Mutation)

Eine Anomalie der Chromosomen liegt vor, sobald die Anzahl vom üblichen Chromosomensatz abweicht oder die Struktur eines Chromosoms verändert ist. Beispiele hier für sind:

  • ein fehlendes Chromosom von zwei homologenen Chromosomen führt i.d.R. zur Lebensunfähigkeit
  • Triploidie (der Chromosomensatz beinhaltet 69 Chromosomen )
  • Trisomie (46 + 1 Chromosomen); z.B. Trisomie 13, 18, 21 (Down Syndrom)
  • Monosomie (44 +1 Chromosomen ); trifft das bei Chromosom 21 zu, verursacht es eine Lebensunfähigkeit
  • Verlust von Teilstücken eines Chromosoms führen i.d.R. zu körperlichen oder geistigen Missbildungen


5 DNS (Desoxyribonucleinsäure); intern. DNA

Die DNA ist aus 2 Einzelsträngen, deren Verbindung/Koppelung aus 2 verschiedenen Basenpaaren (Adenin – Thymin & Cytosin – Guanin) besteht. Das Ganze wird als Doppelhelix (in sich spiralförmig drehend) bezeichnet. Drei hintereinander liegende Basenpaare entsprechen einen Codon (Code für eine Aminosäure) auf der DNA. Die gesamte DNA-Länge eines menschlichen Chromosoms beträgt ca. 1 Meter. Die DNA umwickelt dabei die Proteinmoleküle zum Chromosom. Siebzig Prozent der DNA (Basensequenz) sind einmalig und bilden so den Unterschied von Mensch zu Mensch. Die kleinste Einheit auf der DNA ist das Gen. Die Gesamtheit der Gene nennt man Genom. Das menschliche Genom besteht aus 3 Milliarden DNA-Basenpaaren in 22 autosomen Chromosomen und 2 Geschlechtschromosomen. In der DNA liegt die Information zur Synthese der für den Gesamtorganismus notwendigen Bausteine gespeichert. Daher auch die Bezeichnung genetischer Fingerabdruck. Spezielle Merkmale eines Menschen lassen sich hier ablesen z.B., ob DNA-Material eine Disposition zur Hypertonie, Diabetes mellitus, spez. Formen des Schwachsinns, Schizophrenie, Psychose, Epilepsie aufweist.

Im Bereich der Polizeiarbeit dient die DNA zur Täterüberführung. Hinterlassene Zellstrukturen (Spuren) eines Täters am Ort des Verbrechens/ beim Verbrechensopfer werden untersucht und durch einen Vergleich eine mögliche Übereinstimmung mit dem Täter bestimmt. In der Regel wird ein Speicheltest (Mundhöhlenabstrich) für die DNA-Probe vorgenommen. Die Probe geht anonym in ein Labor und darf nur mit einer richterlichen Genehmigung entnommen werden. Dazu muss eine konkrete Straftat nach dem StGB vorliegen oder dem Zweck der Identitätsfeststellung in einem künftigen Strafverfahren dienen.

Die Human-Genetik ist die Wissenschaft von der Vererbung (biol.). Sie beschreibt u.a. die manifestierende auffällige Ähnlichkeit zwischen Eltern & Kind. Nach Mendels (1822 – 1884) Erbsenexperiment liegt der Beweis offen, dass mittels Keimzelle Faktoren vom Vater & Mutter an die Nachkommen vererbt werden. Dominante Gene setzten sich gegenüber rezessiven (stille) Genen durch. Im Nachkommen werden Faktoren (die stillen Gene) konserviert, nicht aber vermischt mit den dominanten Genen. In der nächsten Generation können die stillen Gene zu dominanten Genen werden oder stille Gene bleiben. Jedem Chromosom sind bestimmte Gene zugeordnet. Z.B. Chrom X sagt etwas über die Blutgruppe einer Person aus. Die Human-Genetik untersucht(e) unterschiedlichste Umweltfaktoren, welche evtl. Auswirkungen auf Verhalten oder Zustand von Personen haben könnten. Chemische und physische Umwelteinflüsse, z.B. Strahlungen, Nahrung, Licht, Temperatur, Hormone, Krankheiten etc., können Genmutationen verursachen. Die Manipulation äußert sich bspw. durch das Fehlen/Zufügen einer Base auf der DNA. Die Folge führt zur Veränderung des Gen-Codes für die gesamte Lebensdauer eines Menschen.

Klonforschung ist ein weiteres Interessensgebiet der humangenetischen Wissenschaft. Ein Zellklon beinhaltet alle Zellen, die durch Zellteilung aus einer Stammzelle hervorgegangen sind und deshalb untereinander identisch sind. Der Zellklon ist eine identische Kopie der Ausgangs-DNA. Ein praktisches Ziel der Klonierung ist die Vermehrung zu untersuchender DNA in vielen Größenordnungen. Auf Grund der DNA-Klonierung ist es möglich, erbliche Defekte in Zellen zu heilen.


Zwillingsforschung

Vergangene Studien von 1961 behaupteten einen Bezug gefunden zu haben, der strafbares Verhalten bei erbgleichen Personen in ihrer Verhaltensübereinstimmung nachwies. Die Verhaltensübereinstimmung bei eineiigen Zwillingen lag demnach deutlich erhöht bei 67 Prozent. Neuere Studien beziehen sich auf erbliche Merkmale und Umwelteinflüsse. Die Forschung hat festgestellt, dass eineiige Zwillinge häufig eine engere Beziehung zueinander haben und so ähnlichen Umweltfaktoren ausgesetzt sind. Eineiige Zwillinge besitzen einen identischen Genomtyp, was bei zweieiigen Zwillingen nicht zutrifft. Alle Merkmale bei eineiigen Zwillingen sind konkordant mit Ausnahme der Hautleiste der Fingerbeeren (charakteristischer Fingerabdruck).

Die DNA-Aufschlüsselung und Klonierung ist derzeit Gegenstand vieler Diskussionen. Ethischer und rechtlicher Hintergrund sind insofern bedeutend, dass ein Einblick in persönliche Daten durch eine DNA-Aufschlüsselung möglich gemacht wird. Positive wie negative Folgen können daraus für das Individuum entstehen.


Literatur

  • Schweiger,M. (1996): Biologie für Mediziner und Naturwissenschaftler.
  • Passarge, E. (1994): Taschenatlas der Genetik
  • Kreutzig, T. (1997): Biochemie. Kurzlehrbuch zum Gegenstandskatalog 1
  • Kunz, K.-L. (1998): Kriminologie
  • Kaiser/Kerner/Sack/Schellhoss (1993): Kleines Kriminologisches Wörterbuch