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Agnew (1992) postuliert, dass die Belastungstheorie zur Erklärung von Kriminalität und Abweichung von ihrer Verknüpfung mit Schicht- und Kulturvariablen gelöst und auf selbstgenerierte Normen re-fokussiert werden müsste. Seine Allgemeine Belastungstheorie ist weder strukturell noch interpersonal, sondern emotional und konzentriert sich auf die aktuelle soziale Umgebung des Individuums. Seiner Ansicht nach resultiert Belastung aus: | Agnew (1992) postuliert, dass die Belastungstheorie zur Erklärung von Kriminalität und Abweichung von ihrer Verknüpfung mit Schicht- und Kulturvariablen gelöst und auf selbstgenerierte Normen re-fokussiert werden müsste. Seine Allgemeine Belastungstheorie ist weder strukturell noch interpersonal, sondern emotional und konzentriert sich auf die aktuelle soziale Umgebung des Individuums. Seiner Ansicht nach resultiert Belastung aus: | ||
*tatsächlichem oder antizipiertem Versagen bei dem Versuch, positiv bewertete Stimuli zu erreichen | *Failure to achieve positively valued goals (tatsächlichem oder antizipiertem Versagen bei dem Versuch, positiv bewertete Stimuli zu erreichen) | ||
* | *Disjunction of expectations and achievements (Entkopplung von Erwartungen und Leistungen; man hegt unrealistische Erwartungen und ist frustriert und ärgerlich, wenn sie sich nicht realisieren lassen). Wenn Individuen nicht so behandelt werden, wie sie erwarten (oder zu verdienen glauben) behandelt zu werden, werden sie den Glauben an die Rolle anderer in der Erwartungserfüllung verlieren. | ||
*Removal of positively valued stimuli (Entfernung positiver Stimuli; z.B. Verlust wichtiger Bezugspersonen) | |||
*Presentation of negative stimuli (Konfrontation mit negativen Reizen; z.B. Schläge, Erniedrigung, Verletzung; negative Beziehungen zu anderen ...). | |||
Sollten Versuche der Zielerreichung durch andere blockiert werden, können negative Gefühle zu einem Druck führen, der viele Individuen leicht dazu führen kann, sich illegitimer Mittel der Zielerreichung zu bedienen. Häufig wird es sich dabei um einseitige Aktionen handeln, da das Individuum natürlich bemüht sein wird, sich unangenehme Zurückweisungen durch andere zu ersparen. Das wiederum verstärkt die allgemeine Entfremdung. Wenn spezielle Zurückweisungserfahrungen in ein Gefühl verallgemeinert werden, dass die Umwelt wenig taugt, dann können stärkere Emotionen entstehen, die wiederum ein Engagement in stärker abweichendem Verhalten, etwa kriminellen Handlungen, wahrscheinlicher machen können. | |||
Dies gilt besonders für jüngere Leute - aber auch in der Gruppe, meint Agnew, müsste weitere Forschung sich mit der Dimension (magnitude), zeitlichen Nähe (recency), Dauer (duration) und der Ballung (clustering) belastender Ereignisse befassen, um zu bestimmen, ob eine Person mit Belastungen auf konforme oder kriminelle Weise umgehe. Insbesondere identifizierte er Faktoren wie | Dies gilt besonders für jüngere Leute - aber auch in der Gruppe, meint Agnew, müsste weitere Forschung sich mit der Dimension (magnitude), zeitlichen Nähe (recency), Dauer (duration) und der Ballung (clustering) belastender Ereignisse befassen, um zu bestimmen, ob eine Person mit Belastungen auf konforme oder kriminelle Weise umgehe. Insbesondere identifizierte er Faktoren wie | ||
*Temperament | *Temperament | ||
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Als Quellen von Belastung operationalisierte Akers (2000: 159) die Agnew'schen Gedanken wie folgt: | Als Quellen von Belastung operationalisierte Akers (2000: 159) die Agnew'schen Gedanken wie folgt: | ||
Agnew and White (1992) konnten zeigen, dass Jugendliche vor allem deshalb an Drogenkonsum Interesse zeigten, weil diese Aktivität in der Lage zu sein schien, "to manage the negative affect caused by strain." | |||
Agnew | Für Agnew (1992) ist "anger" - also Wut und Ärger - die kritische Emotion, da sie fast immer nach außen gerichtet ist und oft mit dem Zusammenbruch von Beziehungen einhergeht. Wenn belastende Ereignisse in großer Dichte auftreten, ist der Zusammenhang mit Kriminalität besonders eng - und zwar unabhängig von Alter, Schuldgefühlen und Coping-Fähigkeiten der Betroffenen. | ||
== Steven F. Messner und Richard Rosenfeld == | |||
Messner und Rosenfeld (1994) radikalisierten Mertons Schlüsselideen, indem sie die Belastungstheorie und die sozialen Kontrolltheorien miteinander verbanden. Ihre Institutionelle Anomie-Theorie (IAT) geht auf die besondere Bedeutung der materiellen Erfolgsziele ein und postuliert, dass die Folge des "American Dream" unter den Bedingungen der zunehmenden Dominanz des ökonomischen Sektors zu einem institutionellen Ungleichgewicht führt, das seinerseits in mehrfacher Hinsicht kriminogene Wirkungen zeitigt. | |||
Messner | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
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== Weblinks == | == Weblinks == | ||
*[http://books.google.de/books?id=wOmRvWauIeoC&pg=PT157&lpg=PT157&dq=frustration+loss+negativ+stimuli&source=bl&ots=h9O_MqBow4&sig=xu7MqMLbqZfnG4ExktTmc8acFc8&hl=de&ei=rH-XTf7-HInFswad1uXCCA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CBwQ6AEwAA#v=onepage&q&f=false Kurzfassung der General Strain Theory] (02.04.2011) | *[http://en.wikipedia.org/wiki/Strain_theory_(sociology) Strain Theory in der en.wikipedia] (die den Ausgangspunkt dieses Beitrags bildet) | ||
*[http://criminology.fsu.edu/crimtheory/agnew.htm Kurzfassung der GST auf der crimtheory Seite der Florida State University] | |||
*[http://books.google.de/books?id=wOmRvWauIeoC&pg=PT157&lpg=PT157&dq=frustration+loss+negativ+stimuli&source=bl&ots=h9O_MqBow4&sig=xu7MqMLbqZfnG4ExktTmc8acFc8&hl=de&ei=rH-XTf7-HInFswad1uXCCA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CBwQ6AEwAA#v=onepage&q&f=false Kurzfassung der General Strain Theory in: Siegel & Brandon: Juvenile Delinquency] (02.04.2011) | |||