Attentat auf Zar Alexander II.: Unterschied zwischen den Versionen

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Schon am 02.04.1879 und damit vor der Gründung des gut organisierten Exekutivkomitees hatte es einen ersten Attentatsversuch durch die Narodnaja Wolja auf den Zaren gegeben. Alexander Solowjow hatte vor dem Winterpalast fünf Schüsse auf den spazieren gehenden Zaren abgefeuert, allerdings nicht getroffen. Solowjow war daraufhin verhaftet und gehängt worden, worauf das bereits erwähnte Todesurteil und zwei weitere missglückte Attentatsversuche auf den Zaren durch die neue Exekutivinstitution der Narodnaja Wolja folgte:
Schon am 02.04.1879 und damit vor der Gründung des gut organisierten Exekutivkomitees hatte es einen ersten Attentatsversuch durch die Narodnaja Wolja auf den Zaren gegeben. Alexander Solowjow hatte vor dem Winterpalast fünf Schüsse auf den spazieren gehenden Zaren abgefeuert, allerdings nicht getroffen. Solowjow war daraufhin verhaftet und gehängt worden, worauf das bereits erwähnte Todesurteil und zwei weitere missglückte Attentatsversuche auf den Zaren durch die neue Exekutivinstitution der Narodnaja Wolja folgte:


Am 19.11.1879 wurde auf der Bahnlinie Kursk-Moskau mit Hilfe einer unterirdisch gelegten Mine ein Teil des kaiserlichen Zuges in die Luft gejagt. Die Attentäter hatten sich eine Hütte in der Nähe eines Vorstadtbahnhofes gemietet, sich zum Teil auch Stellen als Bahnwärter verschafft, und in den Nachtstunden mehrere Stollen unter die Gleise gegraben. Ungeklärt ist, ob die Mine zu spät gezündet wurde oder aber der Waggon mit dem Zaren an einen anderen als zuvor angenommenen Abschnitt des Zuges gehängt worden war. Jedenfalls überlebte Alexander das Attentat unversehrt, da die Sappeure nur den Gepäckwagen erwischten.
Am 19.11.1879 wurde auf der Bahnlinie Kursk-Moskau mit Hilfe einer unterirdisch gelegten Mine ein Teil des kaiserlichen Zuges in die Luft gejagt. Die Attentäter hatten sich eine Hütte in der Nähe eines Vorstadtbahnhofes gemietet, sich zum Teil auch Stellen als Bahnwärter verschafft, und in den Nachtstunden mehrere Stollen unter die Gleise gegraben. Ungeklärt ist, ob die Mine zu spät gezündet wurde oder aber der Waggon mit dem Zaren an einen anderen als zuvor angenommenen Abschnitt des Zuges gehängt worden war. Jedenfalls überlebte Alexander das Attentat unversehrt - die Sappeure hatten nur den Gepäckwagen erwischt.


Am 05.02.1880 explodierte im Winterpalais des Zaren ca. fünfzig Kilo Sprengstoff, tötete zehn Wachsoldaten und zerstörte den kaiserlichen Speisesaal. Der Attentäter [http://de.wikipedia.org/wiki/Stepan_Nikolajewitsch_Chalturin Stepan Chalturin] hatte sich Monate zuvor als Tischler und Lackierer eine Anstellung in der St. Petersburger Winterressidenz des Zaren verschafft, und nach und nach Sprengstoff in sein Kellergemach, einige Stockwerke direkt unter dem Speisesaal liegend, geschmuggelt. Da sich jedoch Fürst Alexander von Serbien verspätete, hatte das Abendessen noch nicht begonnen. Alexander II. war noch einmal dem Tod entronnen.
Am 05.02.1880 explodierte im Winterpalais des Zaren ca. fünfzig Kilo Sprengstoff, tötete zehn Wachsoldaten und zerstörte den kaiserlichen Speisesaal. Der Attentäter [http://de.wikipedia.org/wiki/Stepan_Nikolajewitsch_Chalturin Stepan Chalturin] hatte sich Monate zuvor als Tischler und Lackierer eine Anstellung in der St. Petersburger Winterressidenz des Zaren verschafft, und nach und nach Sprengstoff in sein Kellergemach, einige Stockwerke direkt unter dem Speisesaal liegend, geschmuggelt. Da sich jedoch Fürst Alexander von Serbien verspätete, hatte das Abendessen noch nicht begonnen. Alexander II. war noch einmal dem Tod entronnen.

Version vom 28. Dezember 2011, 19:05 Uhr

Bombenattentat auf Zar Alexander II. gemalt von G. Broling 1881

Am 13.03.1881 kam es in St. Petersburg zur Tötung des damals Russland regierenden Alexander II. Der Zar wurde vor seiner Kutsche stehend von einer Wurfbombe tödlich getroffen. Der wenige Stunden später seinen Verletzungen erliegende Attentäter war ein Mitglied der Narodnaja Wolja und hieß Ignaty Grinevitsky (in der Literatur zum Teil auch "Grinerickij").

Hintergrund

Das zaristisch-autokratische Regime Russlands hatte sich bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts hinein mit Ausnahme des so genannten Dekabristenaufstandes 1825 keiner echten revolutionären Bewegung erwehren müssen. Vor allem auf dem Lande und in den Dörfern fehlte eine politisch-oppositionelle Basis, die sich zu einem Aufstand gegen ihren Herrscher hätte bewegen lassen können. 90% der russischen Bevölkerung waren Bauern und zudem Analphabeten. Die aus Westeuropa von wenigen Intellektuellen hinüber transportieren Ideologien (Darwinismus, Positivismus, Sozialismus, Anarchismus) blieben der Mehrheit verschlossen und waren zudem zu heterogen, um eine einheitliche und organisierte Gegenpartei zur Regierung zu formieren.

Dem misslungene Attentat auf den Petersburger Polizeipräsidenten General Trepov 1878 durch Wera Sassulitsch (das erstmals zu einer Form des öffentlichen Drucks auf die Zarenriegierung führte) folgten jedoch eine ganze Reihe an Anschlägen und Attentaten, Demonstrationen und Streiks, organisiert und herbeigeführt durch die bisher immer vereinzelt agierenden Mitglieder der 1879 gegründeten Bewegung der Narodnaja Wolja ("Volkswille" oder "Volksfreiheit"), welche sich nun jedoch vor allem in den Großstädten Russlands nach jahrzehntelanger Inkubationszeit als echte revolutionäre Bewegung gegen die Regierung Alexander II. etablierten. So kam es im August 1879 zur offizielle Gründung eines Exekutivkomitees des Volkswillens mit dem Ziel des organisierten Terrors. Die Aufgabe des Komitees, welches sich aus dem linken Flügel der Narodniki formiert hatte, bestand aus der Observierung und anschließenden Tötung hochrangiger Mitglieder der Zarenregierung sowie der Polizei und der Justiz, begleitet durch propagierte Forderungen der Narodnaja Wolja (die Abschaffung der Alleinherrschaft des Zaren, freie und allgemeine Wahlen, eine Verfassung sowie Meinungs-, Presse- und Gewissensfreiheit).

Aufgrund der strukturellen und technologischen Rückständigkeit Russlands nach der Niederlage im Krimkrieg sowie aufgrund des aus der fortdauernden Leibeigenschaft der Bauern resultierenden Mangels an Arbeitskräften im Industriesektor, setzte Alexander gegen große Widerstände der russischen Aristokratie weitreichende Reformen in Verwaltung, Bildung und der zarischen Armee durch. Dennoch war er oberste Zielscheibe der Narodnaja Wolja, denen es seltsam erschien, "die Diener zu töten, (...) und den Herrn unangetastet zu lassen" (Figner, S.88). Als Alexander dies 1879 erstmals am eigenen Leibe erfur, reagierte er augenblicklich und repressiv (Diktatorische Vollmachten der Militärgouverneure, Häuserüberwachungen, strenge Nachrichtenzensur, Spitzeldienste, administrative Verhaftungen und Deportationen sowie Aufhebung aller akademischen Freiheiten der Universität von St. Petersburg). Es folgten Mitgliederzuläufe in der revolutionären Bewegung und schließlich weitere Attentatsversuche auf den Zaren selbst, die im März 1881 ihr erfolgreiches Ende fanden.

Das "Todesurteil"

Bereits im August 1879 kam es innerhalb des Exekutivkomitees der Narodnaja Wolja zu einer förmlichen Gerichtssitzung, bei der Alexander II. in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde. Am darauffolgenden Tag wurde das Todesurteil publiziert.

Vorangegangene Attentatsversuche

Schon am 02.04.1879 und damit vor der Gründung des gut organisierten Exekutivkomitees hatte es einen ersten Attentatsversuch durch die Narodnaja Wolja auf den Zaren gegeben. Alexander Solowjow hatte vor dem Winterpalast fünf Schüsse auf den spazieren gehenden Zaren abgefeuert, allerdings nicht getroffen. Solowjow war daraufhin verhaftet und gehängt worden, worauf das bereits erwähnte Todesurteil und zwei weitere missglückte Attentatsversuche auf den Zaren durch die neue Exekutivinstitution der Narodnaja Wolja folgte:

Am 19.11.1879 wurde auf der Bahnlinie Kursk-Moskau mit Hilfe einer unterirdisch gelegten Mine ein Teil des kaiserlichen Zuges in die Luft gejagt. Die Attentäter hatten sich eine Hütte in der Nähe eines Vorstadtbahnhofes gemietet, sich zum Teil auch Stellen als Bahnwärter verschafft, und in den Nachtstunden mehrere Stollen unter die Gleise gegraben. Ungeklärt ist, ob die Mine zu spät gezündet wurde oder aber der Waggon mit dem Zaren an einen anderen als zuvor angenommenen Abschnitt des Zuges gehängt worden war. Jedenfalls überlebte Alexander das Attentat unversehrt - die Sappeure hatten nur den Gepäckwagen erwischt.

Am 05.02.1880 explodierte im Winterpalais des Zaren ca. fünfzig Kilo Sprengstoff, tötete zehn Wachsoldaten und zerstörte den kaiserlichen Speisesaal. Der Attentäter Stepan Chalturin hatte sich Monate zuvor als Tischler und Lackierer eine Anstellung in der St. Petersburger Winterressidenz des Zaren verschafft, und nach und nach Sprengstoff in sein Kellergemach, einige Stockwerke direkt unter dem Speisesaal liegend, geschmuggelt. Da sich jedoch Fürst Alexander von Serbien verspätete, hatte das Abendessen noch nicht begonnen. Alexander II. war noch einmal dem Tod entronnen.

Verlauf des Attentats

Weblinks und Literatur