Attentat auf Zar Alexander II.: Unterschied zwischen den Versionen

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Die aus Westeuropa von wenigen Intellektuellen hinüber transportieren Ideologien (Darwinismus, Positivismus, Sozialismus, Anarchismus) blieben der Mehrheit verschlossen und waren zudem zu heterogen, um eine einheitliche und organisierte Gegenpartei zur Regierung zu formieren.
Die aus Westeuropa von wenigen Intellektuellen hinüber transportieren Ideologien (Darwinismus, Positivismus, Sozialismus, Anarchismus) blieben der Mehrheit verschlossen und waren zudem zu heterogen, um eine einheitliche und organisierte Gegenpartei zur Regierung zu formieren.


Dem misslungene Attentat auf den Petersburger Polizeipräsidenten General Trepov 1878 (das erstmals zu einer Form des öffentlichen Drucks auf die Zarenriegierung führte) folgten jedoch eine ganze Reihe an Anschlägen und Attentaten, Demonstrationen und Streiks, organisiert und herbeigeführt durch die bisher immer vereinzelt agierenden Mitglieder der 1879 gegründeten Bewegung der [http://de.wikipedia.org/wiki/Narodnaja_Wolja Narodnaja Wolja] ("Volkswille" oder "Volksfreiheit"), welche sich nun jedoch vor allem in den Großstädten Russlands nach jahrzehntelanger Inkubationszeit als echte revolutionäre Bewegung gegen die Regierung Alexander II. etablierten.
Dem misslungene Attentat auf den Petersburger Polizeipräsidenten General Trepov 1878 durch [http://de.wikipedia.org/wiki/Wera_Sassulitsch Wera Sassulitsch] (das erstmals zu einer Form des öffentlichen Drucks auf die Zarenriegierung führte) folgten jedoch eine ganze Reihe an Anschlägen und Attentaten, Demonstrationen und Streiks, organisiert und herbeigeführt durch die bisher immer vereinzelt agierenden Mitglieder der 1879 gegründeten Bewegung der [http://de.wikipedia.org/wiki/Narodnaja_Wolja Narodnaja Wolja] ("Volkswille" oder "Volksfreiheit"), welche sich nun jedoch vor allem in den Großstädten Russlands nach jahrzehntelanger Inkubationszeit als echte revolutionäre Bewegung gegen die Regierung Alexander II. etablierten.
So kam es im August 1879 zur offizielle Gründung eines Exekutivkomitees des Volkswillens mit dem Ziel des organisierten Terrors. Die Aufgabe des Komitees, welches sich aus dem linken Flügel der [http://de.wikipedia.org/wiki/Narodniki Narodniki] formiert hatte, bestand aus der Observierung und anschließenden Tötung hochrangiger Mitglieder der Zarenregierung sowie der Polizei und der Justiz, begleitet durch propagierte Forderungen der Narodnaja Wolja (die Abschaffung der Alleinherrschaft des Zaren, freie und allgemeine Wahlen, eine Verfassung sowie Meinungs-, Presse- und Gewissensfreiheit).
So kam es im August 1879 zur offizielle Gründung eines Exekutivkomitees des Volkswillens mit dem Ziel des organisierten Terrors. Die Aufgabe des Komitees, welches sich aus dem linken Flügel der [http://de.wikipedia.org/wiki/Narodniki Narodniki] formiert hatte, bestand aus der Observierung und anschließenden Tötung hochrangiger Mitglieder der Zarenregierung sowie der Polizei und der Justiz, begleitet durch propagierte Forderungen der Narodnaja Wolja (die Abschaffung der Alleinherrschaft des Zaren, freie und allgemeine Wahlen, eine Verfassung sowie Meinungs-, Presse- und Gewissensfreiheit).


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==Weblinks und Literatur==
==Weblinks und Literatur==
* Savinkov, Boris (1985): "Erinnerungen eines Terroristen". Nördlingen.
* Savinkov, Boris (1985): "Erinnerungen eines Terroristen". Nördlingen.
* Enzensberger, Hans Magnus (1964): "Politik und Verbrechen", S.284-360. Frankfurt am Main.
* [http://en.wikipedia.org/wiki/Alexander_II._%28Russland%29#Assassination Assassination of Alexander II (engl. wikipedia)]
* [http://en.wikipedia.org/wiki/Alexander_II._%28Russland%29#Assassination Assassination of Alexander II (engl. wikipedia)]
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Krimkrieg#Bedeutung_f.C3.BCr_Russland Die Folgen des Krimkrieges]
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Krimkrieg#Bedeutung_f.C3.BCr_Russland Die Folgen des Krimkrieges]

Version vom 28. Dezember 2011, 15:44 Uhr

Bombenattentat auf Zar Alexander II. gemalt von G. Broling 1881

Am 13.03.1881 kam es in St. Petersburg zur Tötung des damals Russland regierenden Alexander II. Der Zar wurde vor seiner Kutsche stehend von einer Wurfbombe tödlich getroffen. Der wenige Stunden später seinen Verletzungen erliegende Attentäter war ein Mitglied der Narodnaja Wolja und hieß Ignaty Grinevitsky (in der Literatur zum Teil auch "Grinerickij").

Hintergrund

Das zaristisch-autokratische Regime Russlands hatte sich bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts hinein mit Ausnahme des so genannten Dekabristenaufstandes 1825 keiner echten revolutionären Bewegung erwehren müssen. Vor allem auf dem Lande und in den Dörfern fehlte eine politisch-oppositionelle Basis, die sich zu einem Aufstand gegen ihren Herrscher hätte bewegen lassen können. 90% der russischen Bevölkerung waren Bauern und zudem Analphabeten. Die aus Westeuropa von wenigen Intellektuellen hinüber transportieren Ideologien (Darwinismus, Positivismus, Sozialismus, Anarchismus) blieben der Mehrheit verschlossen und waren zudem zu heterogen, um eine einheitliche und organisierte Gegenpartei zur Regierung zu formieren.

Dem misslungene Attentat auf den Petersburger Polizeipräsidenten General Trepov 1878 durch Wera Sassulitsch (das erstmals zu einer Form des öffentlichen Drucks auf die Zarenriegierung führte) folgten jedoch eine ganze Reihe an Anschlägen und Attentaten, Demonstrationen und Streiks, organisiert und herbeigeführt durch die bisher immer vereinzelt agierenden Mitglieder der 1879 gegründeten Bewegung der Narodnaja Wolja ("Volkswille" oder "Volksfreiheit"), welche sich nun jedoch vor allem in den Großstädten Russlands nach jahrzehntelanger Inkubationszeit als echte revolutionäre Bewegung gegen die Regierung Alexander II. etablierten. So kam es im August 1879 zur offizielle Gründung eines Exekutivkomitees des Volkswillens mit dem Ziel des organisierten Terrors. Die Aufgabe des Komitees, welches sich aus dem linken Flügel der Narodniki formiert hatte, bestand aus der Observierung und anschließenden Tötung hochrangiger Mitglieder der Zarenregierung sowie der Polizei und der Justiz, begleitet durch propagierte Forderungen der Narodnaja Wolja (die Abschaffung der Alleinherrschaft des Zaren, freie und allgemeine Wahlen, eine Verfassung sowie Meinungs-, Presse- und Gewissensfreiheit).

Aufgrund der strukturellen und technologischen Rückständigkeit Russlands nach der Niederlage im Krimkrieg sowie aufgrund des aus der fortdauernden Leibeigenschaft der Bauern resultierenden Mangels an Arbeitskräften im Industriesektor, setzte Alexander gegen große Widerstände der russischen Aristokratie weitreichende Reformen in Verwaltung, Bildung und der zarischen Armee durch, war aber trotzdem oberste Zielscheibe der Narodnaja Wolja. Als Alexander schließlich doch auf die gewaltsamen Aktivitäten des Volkwillens mit repressiven Reaktion auffiel, folgten Mitgliederzuläufe der revolutionären Bewegung und schließlich mehrere Attentatsversuche auf den Zaren selbst, die im März 1881 ihr erfolgreiches Ende fanden.

Das "Todesurteil"

Bereits im August 1879 kam es innerhalb des Exekutivkomitees der Narodnaja Wolja zu einer förmlichen Gerichtssitzung, bei der Alexander II. in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde. Am darauffolgenden Tag wurde das Todesurteil publiziert.

Vorangegangene Attentatsversuche

In den folgenden Monaten kam es zu mehreren Versuchen, den Zaren zu töten, welche jedoch alle missglückten.

Verlauf des Attentats

Weblinks und Literatur