Antisemitismus (Überblick)

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Der Antisemitismus (A.) ist ein klischeehaftes Denkmuster, das in seiner Kernbedeutung alle möglichen Formen von Feindschaft gegen Juden als religiöse und/oder soziale Minderheit zum Inhalt hat: vom pauschalen Vorurteil gegen Einzelne bis hin zum ideologisch motivierten Massenmord. Der A. zeigt sich einerseits in der Gestalt von Einzelpersonen oder Gruppen („Antisemit/en“), andererseits als attributive Zuschreibung („antisemitisch“). Letztere betrifft Denk- und Handlungsweisen, die entweder in positiver Bedeutung der Identität stiftenden Selbstbezeichnung dienen oder in negativer Bedeutung Andere des A. beschuldigen und sie pejorativ etikettieren. Außer der Unterscheidung zwischen (1.) den Personen oder Gruppen, die den A. verkörpern, (2.) dem attributiven Aspekt von „antisemitisch“ und (3.) der Bedeutung von A. als Sammelbegriff für das judenfeindliche Stereotyp in seinen vielfältigen Erscheinungsvarianten gilt es, die Vielgestaltigkeit sowohl der Verwendungsweisen des A. als auch seiner Entstehungszusammenhänge und -bedingungen zu beachten. Während letztere ein tieferes Verständnis für die historische Entwicklung des A. zu liefern vermögen, erklären die politischen, gesellschaftlichen und ideologischen Verwendungszusammenhänge, warum der A.-Begriff sich einer rationalen wissenschaftlichen Definition entzieht und eine Konfusion zur Folge hat, die sich nur auf metatheoretischer Ebene auflösen lässt.

Inhaltsverzeichnis (Entwurf von Rudolf)

1. Der A. aus historischer Sicht: seine Entstehungszusammenhänge und ihre Bedingungen

Religiöser Anti-Judaismus

Politische Judenfeindschaft

Antijüdischer NS-Rassismus

Wiedergutmachungs- oder Philosemitismus

Israelkritischer Antizionismus

Zionistischer und antideutscher „A.“

2. Der A.-Begriff aus wissenschaftlicher Sicht: seine Verwendungszusammenhänge

Religionswissenschaftlicher Ansatz: Jüdische und christliche Theologie

Gesellschaftswissenschaft: Minderheitensoziologie

Sozialpsychologie: Vorurteilsforschung, Ideologiekritik

Politikwissenschaft: Nation building; Geopolitik

Wirtschaftswissenschaft: „antisemitische“ Kapitalismuskritik

3. Zur Metatheorie des A.

Links zum Antisemitismus-Vorwurf (gestarted von Sebastian)

  • Jürgen Elsässer über Günter Grass und über den "Antisemitismusvorwurf als schärfste Waffe zur Unterdrückung der Meinungsfreiheit"
  • Günter Grass im Gespräch mit Tom Buhrow (über sein Gedicht "Was gesagt werden muss")
  • "Der Fall Augstein". Rabbi Abraham Cooper vom Simon Wiesenthal Center (SWC): "Er ist ein Antisemit" (FAZ 1.2.2013: 35). Er habe die Gelegenheit verstreichen lassen, sich für seine Äußerungen zu entschuldigen und habe seinen Glauben an die Richtigkeit seines Tuns bekräftigt." Top Ten anti-Israel/Anti-Semitic Slurs. 3D-Test für Antisemitismus (entwickelt von Natan Sharansky, ehemals Dissident in der Sowjetunion, dann rechtsgerichteter Politiker in Israel, veröffentlicht im Jewish Political Studies Review. Danach sei der moderne Antisemitismus schwer zu erkennen, weil er sich hinter dem Schein legitimer Israel-Kritik und sogar hinter dem Eintreten für die Menschenrechte verstecke. Dennoch sei er zu erkennen an: Delegitimation, Dämonisierung, Doppelstandard. In-Zweifel-Ziehen von Israels Existenzrecht; Vergleich Israels mit Nazideutschland oder mit Terror oder mit gewalttätigen Islamisten. Israel selektiv für Dinge kritisieren, die andere auch machen. "Antisemitismus, das sei heute vor allem Antiisraelismus, da waren sich Cooper und der ebenfalls geladene Antisemitismusforscher Matthias Küntzel sowie der Veranstalter Michael Spaney einig" (Leander Steinkopf, FAZ 1.2.13: 35. Wir wird man einer der schlimmsten Antisemiten? Abraham Cooper erklärt sich in Berlim zum 'Fall Augstein'.).
*"Das Problem in Deutschland besteht indessen darin, dass einige Politiker, Medienleute und der Zentralrat der Juden für sich die Deutungs- und Bestimmungshoheit über das beanspruchen, was angeblich oder tatsächlich antisemitisch ist, tatsächlich oder angeblich den Holocaust verharmlost oder wie wir der Opfer der Gewaltherrschaft zu gedenken haben. Auch Kritik in Deutschland am Vorgehen Israels gegen seine Nachbarn wird schnell und gern in die antisemitische Ecke gerückt und damit kleingehalten" (Kosmier 2008). 
  • Ein Journalist bezeichnete einmal nicht nur die Empfehlung, zur Vorbereitung einer israelisch-palästinensischen Zwei-Staaten-Lösung einen gemeinsamen Rat zu bilden, als "antisemitisch", sondern auch die Transsexuelle, die diesen Vorschlag unterstützt hatte, als "antisemitischen Schlamperich" - und deren Auflistung jüdischer Autoren mit der Begründung als "antisemitisch" (denn sie besitze ja wohl eine "Judenkartei"). Nachdem die Transsexuelle dem Journalisten diese Behauptungen hatte untersagen lassen (250 000 Euro bei Zuwiderhandlung), beurteilte sie den Gebrauch des Antisemitismus-Begriffs bei diesem Journalisten als "Versuch der willkürlichen Brandzeichnung zum Zwecke der politischen Ausschaltung und menschlichen Herabwürdigung". Dass augerechnet dieser Journalist dann vor einem Bundestagsausschuss über den Antisemitismus sprechen durfte, fasste sie als unverständlichen Affront auf (Krienen 2008).
  • Ein Benennungskonflikt hinsichtlich des Inhalts einer Broschüre führte im Herbst 2010 zu einem Wandel öffentlicher Äußerungen des Vorstandsvorsitzenden der Stiftung "Erinnerung, Verantwortund und Zukunft" (Martin Salm) und zu einer Überprüfung der Förderungspraxis der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft". Kurz nach dieser Affäre schied Martin Salm "aus gesundheitlichen Gründen" aus dem mit der Erarbeitung des Berichts Antisemitismus in Deutschland befassten "unabhängigen Expertenkreis Antisemitismus" aus.
  • Nazi-Sympathie in der Bremer Linken? BILD-Überschrift: "Wieviel Nazi-Sympathie steckt in den Bremer Linken?"
  • Bremer Friedensforum ein "antisemitischer Verein"? Nach Meinung von Benjamin Weinthal, dem deutschen Korrespondenten der "Jerusalem Post" ist das Bremer Friedensforum ein "antisemitischer Verein", dem der Bürgermeister das Recht entziehen sollte, in der Villa Ichon Veranstaltungen abzuhalten (taz 07.10.2016)