Allgemeine Belastungstheorie: Unterschied zwischen den Versionen

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*Agnew, Robert (1992) Foundation for a general strain theory of crime and delinquency. Criminology 30: 47-87.
*Agnew, Robert (1992) Foundation for a general strain theory of crime and delinquency. Criminology 30: 47-87.
*Agnew, Robert (2001). Building on the foundation of general strain theory: Specifying the types of strain most likely to lead to crime and delinquency. Journal of Research in Crime and Delinquency, 36, 123-155.
*Agnew, Robert (2005) Pressured into Crime: An Overview of General Strain Theory. Cary, N.C.: Roxbury
*Agnew, Robert (2005) Pressured into Crime: An Overview of General Strain Theory. Cary, N.C.: Roxbury

Version vom 12. November 2009, 17:42 Uhr

Die Allgemeine Belastungstheorie (= ABT; = General Strain Theory = GST) von Robert Agnew sieht deviantes und kriminelles Verhalten als Bewältigungsversuch von Belastungen, die in erster Linie aus negativen zwischenmenschlichen Beziehungen resultieren. Die ABT versteht sich als (sozialpsychologische) Ergänzung der Merton'schen Anomietheorie, indem sie Aussagen über Quellen von Belastung und über verschiedene Formen des Umgangs damit macht und ihr besonderes Augenmerk auf kriminelle Bewältigungsstrategien richtet. Kernthese der Theorie ist, dass Personen aufgrund negativer Beziehungen zu anderen eine psychische Belastung spüren - Gefühle wie Unterlegenheit, Verzweiflung, Angst, Frustration und vor allem Wut spielen hier eine Rolle - und dass diese Gefühle ihnen helfen, kriminelles Verhalten vor sich selbst zu rechtfertigen. Die Erreichbarkeit illegaler Mittel und die Wahrnehmung Dritter als (mit-) schuldiger Verursacher des (gefühlten) Unrechts begünstigen ein Ende in der Gewalt. Belastungsbedingt gefühltes und/oder real erlittenes Unrecht begünstigen das Auftreten von Devianz und Kriminalität.

Agnew weist in seiner Theorie daraufhin, dass kriminelles Verhalten nur eine von mehreren möglichen Bewältigungsstrategien negativer Gefühle ist. Wichtig ist nach Agnew die Ursachen der Belastung einzeln zu erfassen, wobei er drei Ursachen benennt, die seiner Ansicht nach dafür geeignet sind, kriminelles Verhalten hervorzurufen.

  • 1.) tatsächliches oder wahrgenommenes Versagen erstrebenswerte Ziele zu erreichen. Agnew unterscheidet drei Zielarten: Geld (das Nicht-Vorhandensein verursacht Stress), soziale Anerkennung (Status und Respekt spielen insbesondere bei männlichen Personen eine große Rolle) und Autonomie (selbst bestimmte Lebensführung). Diese Ziele können zu Belastungen werden, wenn „Bruchstellen“ auftreten zwischen den Wünschen der Personen und den gegebenen Möglichkeiten, zwischen dem Erhofften und dem Erreichten oder zwischen Aufwand und Resultat.
  • 2.) tatsächlicher oder wahrgenommener Verlust von positiven Anreizen/Stimuli. Die zweite Ursache von Belastung ist der Verlust von positiven Anreizen oder Stimuli. Dies ist beispielsweise bei dem Verlust des Arbeitsplatzes oder dem Verlust eines Menschen der Fall. Der Versuch den Verlust zu verhindern kann zu kriminellen Handlungen führen.
  • 3.) tatsächliches oder wahrgenommenes Auftauchen negativer Anreize/Stimuli. Auch das Auftauchen negativer Stimuli kann zu kriminellen Verhalten führen, Regelübertretungen sollen dann eine unangenehme Situation vermeiden helfen.

Wichtig ist, dass die als Belastung empfundenen negativen Bedingungen stark ausgeprägt, akut und von Dauer sind, um einen Verhaltenswandel der betroffenen Person herbei zu führen. Fehlt eine dieser Charakteristika so sinkt die Wahrscheinlichkeit kriminellen Verhaltens.


Literatur

  • Agnew, Robert (1992) Foundation for a general strain theory of crime and delinquency. Criminology 30: 47-87.
  • Agnew, Robert (2001). Building on the foundation of general strain theory: Specifying the types of strain most likely to lead to crime and delinquency. Journal of Research in Crime and Delinquency, 36, 123-155.
  • Agnew, Robert (2005) Pressured into Crime: An Overview of General Strain Theory. Cary, N.C.: Roxbury