Paradigma

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Ein Paradigma (Betonung auf der Präpänultima, d.h. der drittletzten Silbe; von griech.: paradeíknymi: neben sich zeigen) ist in der Grammatik ein Wort, das etwas durch sich selbst exemplifiziert. Die a-Konjugation im Lateinischen kann z.B. durch das Beispielswort amara (amo, amas, amat ...) exemplifiziert werden. Eine Liste solcher Beispielskonjugationen auf a, e und i wird als Paradigmentabelle bezeichnet und ist im Lateinunterricht seit Urzeiten gebräuchlich.

In der Wissenschaftstheorie Thomas Kuhns (1962) bezeichnet der Begriff des Paradimgas den Rahmen, innerhalb dessen "normale Wissenschaft" betrieben wird. Wenn sich der Rahmen (das Paradigma) ändert, tritt an deren Stelle eine neue Normalität unter anderen Geltungsvoraussetzungen. Der Übergang von einem Paradigma zum nächsten wird von Kuhn als "wissenschaftliche Revolution" bezeichnet.

Ein Paradigma lässt sich in diesem Kontext also als der (in einer bestimmten historischen Zeit existierende) Rahmen aus Geltungsbedingungen für Aussagen und Forschungen bezeichnen: als "wahr" gelten Aussagen unter der stillschweigenden Voraussetzung der von einer jeweiligen Epoche vorausgesetzten Geltungsbedingungen.

In den Sozialwissenschaften wird häufig zwischen dem "normativen" und dem "interpretativen" Paradigma unterschieden.

In der Kriminologie spricht man vom "ätiologischen Paradigma" der traditionellen Kriminologie.

Agamben betont das Singuläre am Paradigma, d.h. seinen Charakter als singuläres Beispiel, das nicht für etwas Allgemeines steht, sondern allenfalls für etwas anderes Singuläres, das es (nur) seinesgleichenartig mitmeinen kann. Es zeigt eben analog "neben sich" und verweist nicht vertikal auf etwas Abstrakteres. Das Paradigma stellt aktiv etwas heraus, zeigt aktiv neben sich, hat dadurch ontologischen Charakter und Seinsbezug.

Literatur

  • Agamben, Giorgio (2009) Signatura rerum. Zur Methode. Frankfurt: Suhrkamp.