Kriminalbiologische Gesellschaft

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Die Kriminalbiologische Gesellschaft existierte von 1927 (Gründung in Wien auf Betreiben des Grazer Kriminologen Adolf Lenz) bis 1967 (Umbenennungsbeschluss der Mitgliederversammlung am 14.10.1967 in Köln; neuer Name: "Gesellschaft für die gesamte Kriminologie").

Die Gesellschaft "baute auf der von Lombroso geschaffenen kriminalanthropologischen Grundlage auf" und bemühte sich "in erster Linie darum, die verbrecherische Persönlichkeit in ihrem Wesen und Werden zu erfassen. Es soll hinter die 'Aktualität' der Tat zurückgegangen werden, um die 'Potentialität' des Verbrechers, vor allem seine vorgegebenen Dispositionen zum Verbrechen zu erfassen." Der Schwerpunkt der Vereinigung lag auf Psychiatrie und Konstitutionsbiologie (Kretschmer), von deren Ergebnissen man hoffte, dass sie "ihren Niederschlag in Gseetzgebung, Strafrechtspflege und Strafvollzug finden" würden. Die Einführung eines Kriminalbiologischen Dienstes ging maßgeblich auf sie zurück (Würtenberger 1977: 265).


Vorsitzende

Ab 1937: Theodor Viernstein Ab 1951: Edmund Mezger Ab 1961: Thomas Würtenberger Ab 1965: Heinz Leferenz

Tagungen

Die ersten fünf Tagungen fanden statt in: Wien (1927), Dresden (1928), Graz (1931, 1933) und München (1937). Die für Graz geplante sechste Tagung im Jahre 1939 fiel dem "Ausbruch des dem Deutschen Reiche aufgezwungenen Krieges" (Viernstein) zum Opfer.

Es folgten dann noch weitere acht Tagungen in München (1951, 1953), Graz (1954), Freiburg (1957), Tübingen (1959), Wien (1961), Heidelberg (1963), Gießen (1965) und Köln (1967).

Die Beiträge zu den ersten fünf Tagungen wurden in den "Mitteilungen der Kriminalbiologischen Gesellschaft" (Graz) publiziert. Die Beiträge der späteren Tagungen erschienen in den "Kriminalbiologischen Gegenwartsfragen".

Publikationsorgan der Gesellschaft war ansonsten die "Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform" (in ihren jeweiligen Bezeichnungen).

Die Münchner Tagung 1937

Die Tagung wurde von Adolf Lenz eröffnet. Zum Vorsitzenden der Gesellschaft, in deren Vorstand nun auch Exner und Mezger saßen, wählte man Theodor Viernstein.

Mezger würdigte in seiner Ansprache die erb- und rassenbiologische Ausrichtung des Staates und schloss mit den Worten: "Dass dies so ist, danken wir dem Manne, der Deutschland wieder auf die Höhe geführt hat, unserem Führer Adolf Hitler. Ihm huldigen wir zu Beginne unserer Tagung und unserer Beratungen. Unser Führer - Sieg Heil" (Simon 2001: 158).

In den Jahren 1938-1950 fanden keine Tagungen der Kriminalbiologischen Gesellschaft statt.

Ende

Der Prozess der Umbenennung in "Gesellschaft für die gesamte Kriminologie" wird dokumentiert bei Imanuel Baumann (2006: 258-266).

Literatur

  • Baumann, Imanuel (2006) Dem Verbrechen auf der Spur. Eine Geschichte der Kriminologie und Kriminalpolitik in Deutschland 1880-1980. Göttingen: Wallstein.
  • Mezger, Edmund (1952) Die Geschichte der Kriminologie und der Kriminalbiologischen Gesellschaft. Mitteilungen der Kriminalbiologischen Gesellschaft, Nr. 6, München: 7-16.
  • Simon, Jürgen (2001) Kriminalbiologie und Zwangssterilisation. Eugenischer Rassismus 1920-1945. Münster, New York ...: Waxmann.
  • Würtenberger, Thomas (1968) Die Kriminalbiologische Gesellschaft in Vergangenheit und Gegenwart. In: Hans Göppinger und Heinz Leferenz (Hrsg.): Kriminologische Gegenwartsfragen, Heft 8. Stuttgart: Enke, 1-9.
  • Würtenberger, Thomas (1977) Organisationen und Institute. In: Sieverts/Schneider, Hg., Handwörterbuch der Kriminologie. 2. Band, Berlin, New York: de Gruyter: 259-279.