JVA Siegburg

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JVA Siegburg

Die über 120 Jahre alte JVA Siegburg dient heute vor allem dem Vollzug der Jugendstrafe. Die Anstalt verfügt - einschließlich einer Sozialtherapeutischen Abteilung für junge Gefangene - über 650 Haftplätze und beschäftigt nahezu 300 MitarbeiterInnen.

Geschichte

Schon vor dem Erwerb der Gebäude (des ehemaligen Klosters) auf dem Michaelsberg im Jahre 1886 war die "Königl. preuß. Strafanstalt zu Siegburg" in gepachteten Gebäudeteilen der Abtei - die sodann zwischen 1893 und 1896 um einen großen Zellentrakt erweitert wurde - untergebracht. Zur Entlastung der bald gleichwohl überbelegten Anstalt (sowie der ebenfalls überbelegten Anstalt in Köln) ließ der Leiter des preußischen Gefängniswesens, Geheimrat Carl Krohne, 1896 in Siegburg-Brückberg, auf dem heutigen Gelände der Anstalt, ein neues Gebäude errichten. Was dort während des Kaiserreichs, der Weimarer Republik und während des Dritten Reiches sowie der Besatzungszeit geschah, stellt die Homepage der Anstalt nicht dar. Auch die im folgenden berichteten Ereignisse werden von der Selbstdarstellung der Institution - die unter den Fittichen des Justizministeriums des Landes NRW erfolgt - nicht behandelt.
Nachdem im April 2008 die letzten erwachsenen Strafgefangenen (vor allem in die JVA Geldern) verlegt worden waren, ist Siegburg wieder ausschließlich für den Jugendstrafvollzug da. Die Belegungsfähigkeit wurde auf 515 Haftplätze für den geschlossenen Jugendvollzug plus 29 Plätze in einer sozialtherapeutischen Abteilung reduziert (Forum Strafvollzug 57.Heft 3, Mai 2008: 99 f.).

Ereignisse

  • Am 11.11.2006: Drei Häftlinge quälen, vergewaltigen und töten einen 20 Jahre alten Mithäftling. Er musste sein Erbrochenes essen, wurde mit einem Handfeger vergewaltigt und wurde sechsmal zu dem Versuch gezwungen, sich an der Zellentür aufzuhängen. Danach entschlossen sich die drei Häftlinge, ihn "wegzuhängen". Sie werden im Oktober 2007 zu langen Haftstrafen verurteilt.
  • Am 27. und 30. 04. 2008 kam es zu zwei Suiziden von einem 19-Jährigen und einem 20-Jährigen. Letzterer hatte einen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem er laut Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) erklärt haben sollte, dass er seit seinem zwölften Lebensjahr Probleme mit seinem Leben gehabt habe und seine Handlung sich auch in jeder anderen Anstalt hätte zutragen können: "Es musste passieren, jetzt ist es soweit."

Öffentlichkeitsarbeit der Anstalt

Die Anstalt stellt sich als Arbeitgeberin für Bedienstete dar. Sie stellt zudem ihre Aufgaben für die Gefangenen dar. Ihre Probleme - alles, was nicht in ihren öffentlichen Auftrag und in ihre Erfolgsbilanz passt - stellt sie nicht dar. Das ist wie in China, wo die offizielle Sicht der Dinge die abweichenden Meinungen unterschlägt. Im Mai 2008, nach dem Mord und den beiden Suiziden, die nicht in das "Image", die "Maske" der Anstalt passen, besuchte ich die Homepage der Anstalt. Zu finden war ein Bericht - nicht über diese Vorfälle - sondern, unter "Aktuelles", über den Besuch von Kardinal Meisner im Februar 2008. Er, so hieß es dort, "erkannte sofort die Schwachstelle dieser Lebenseinstellung, denn ein 'Maskenträger' muss immer schauspielern. Daher sagte er zu ihnen: 'Wir leben unter dem guten Anblick Gottes. Dass Gott euch anschaut, das macht euch wertvoll. Wenn ich mich nicht leiden kann, dann geht es wieder, wenn ich daran denke, dass er mich ansieht.'" Die Gefangenen leben, so der Kardinal, hinter einer Maske. Das ist ihr Problem. Die Anstalt, wohinter lebt sie? Auch hinter einer Maske?

Anschrift

Leiter: Wolfgang Klein Luisenstraße 90, 53721 Siegburg (poststelle@jva-siegburg.nrw.de) Fon: 02241/30 70 FAX: 02241/30 72 01


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