Hilde Kaufmann

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Hilde Kaufmann (* 28. Oktober 1920 in Werne; † 11. Januar 1981 in Köln) war eine deutsche Kriminologin.

Lebenslauf

Hilde Kaufmann 1975

Hilde Kaufmann war das erste von vier Kindern eines Lehrerehepaares. Nach ihrem mit Auszeichnung abgelegten Abitur (1939) an der Annette-von-Droste-Hülshoff-Schule in Münster/Westfalen übernahm sie statt des angestrebten Musik-Studiums aufgrund der Einberufung des Vaters und der Rückkehr ihrer Mutter in den Lehrerberuf für einige Jahre den Haushalt und die Betreuung ihrer Geschwister. Ein 1943 begonnenes und dann wegen Kriegseinsatzes in der Rüstungsindustrie unterbrochenes Jurastudium konnte sie im Wintersemester 1945/46 in Bonn fortsetzen und 1948 mit dem 1. juristischen Staatsexamen abschließen. An dem von Hellmuth von Weber gegründeten Kriminologischen Seminar wurde sie Korrekturassistentin und wissenschaftliche Hilfskraft. Nach ihrer Promotion (1950) mit einer rechtsdogmatischen Untersuchung über "Das Verbrechen und Vergehen gegen den Personenstand" und 2. Staatsexamen (1952) trat Hilde Kaufmann in den Justizdienst ein und wechselte nach gut einem Jahr als Assessorin bei der Bonner Staatsanwaltschaft in das Auswärtige Amt. Dort war sie Hellmuth von Webers Hilfsreferentin im "Internationalen Gnadenausschuss für Kriegsverbrecher" (1953-56). Von 1956-1961 war sie Wissenschaftliche Assistentin und erste Habilitandin an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn. Am dortigen Kriminologischen Seminar war sie auch Privatdozentin (1962-66) und außerplanmäßige Professorin (1966). Ihre erster kriminologischer Beitrag war ihre Antrittsvorlesung (Kaufmann 1962). Später sollte sie den Grundgedanken der Ausrichtung der Kriminologie auf die Bedürfnisse von Strafrechtswissenschaft und -praxis kontinuierlich wiederholen, präzisieren und vertiefen (Kaufmann 1964, 1972). Ihre Hinwendung zur Kriminologie führt Helmut Marquardt (1986: 4 f.) auf Hellmut von Weber, Max Grünhut (der seit seiner Rückkehr aus dem englischen Exil ab 1950 wieder kriminologische Veranstaltungen in Bonn abhielt und Kaufmanns Interesse am Strafvollzug und der Behandlung von Straftätern weckte) und Hans von Hentig zurück. 1966 erhielt Hilde Kaufmann einen Lehrstuhl an der Universität Kiel. Von 1970-1981 war sie Direktorin der neu geschaffenen "Kriminologischen Forschungsstelle" an der Universität Köln. Sie starb am Abend des 11. Januar 1981 in Köln an einem Gehirnschlag.


Das Bild Hilde Kaufmanns wurde uns freundlicher- und dankenswerterweise von Dr. Werner Rüther vom Kriminologischen Seminar der Universität Bonn zur Verfügung gestellt.

Literatur von Hilde Kaufmann

  • Was läßt die Kriminologie vom Strafrecht übrig? Juristenzeitung 17.1962: 193-199.
  • Kriminologie I. Entstehungszusammenhänge des Verbrechens. 1971; Kriminologie III. Strafvollzug und Sozialtherapie. 1977. Beide Bände des (unvollständig gebliebenen) Werkes: Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz: Kohlhammer.
  • Kriminologie zum Zwecke der Gesellschaftskritik. Juristenzeitung 27.1972: 78-81.
  • Verzeichnis der Schriften von Hilde Kaufmann, in: Hirsch, Kaiser, Marquardt (Hg.) Gedächtnisschrift für Hilde Kaufmann. Berlin, New York: de Gruyter 1986: 997-1000.

Literatur über Hilde Kaufmann

  • Marquardt, Helmut (1986): Hilde Kaufmann. Ein Skizze ihres Lebens und ihres wissenschaftlichen Werkes. In: Hirsch, Hans Joachim/ Günther Kaiser/ Helmut Marquardt, Hrsg., Gedächtnisschrift für Hilde Kaufmann. Berlin, New York: de Gruyter, 1-17.