Geschichte der Polizei (Deutschland)

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  • 1776 Ausgliederung der Polizei aus der allgemeinen Verwaltung in Preußen: Polizei wird selbständige Behörde. Es gibt aber noch keine besonderen Kriminalabteilungen.


  • 1811 "Berliner Polizeireglement” vom 01. April, ein Abkommen zwischen Justiz und Polizei, erlaubt der Polizeibehörde, in eigener Verantwortung Straftaten aufzuklären und die Fälle ohne sofortige Hinzuziehung der Gerichte zu bearbeiten.
  • 1820 Erste Erwähnung der Berufsbezeichnung “Kriminalkommissar”
  • 1829 Städtische Polizei in London ("Bobbies", benannt nach dem Staatsmann Robert Peel, der die Institution schuf)
  • 1872 Trennung der Sparten Schutzpolizei und Kriminalpolizei in Berlin. Bis Ende des 19. Jahrhunderts verfügen alle großen deutschen Städte neben der Schutzpolizei auch über zivile Ermittler zur Klärung von Verbrechen (Bremen 1853; Hamburg 1875).
  • 1876 Verbrecheralben als Fahndungshilfe in Berlin (bis 1909; 32.533 Fotos); Hamburg: 1889-1912 mit 900.000 Fotos)
  • 1879 Personalstärke der Frankfurter Polizei: ca. 200 Beamte. Polizeireiterstaffel.
  • 1879 Sozialistengesetz in Deutschland ("Kleiner Belagerungszustand") fördert Expansion und Entwicklung von politischer Polizei und politischer Justiz
  • 1883 Erste Identifizierung eines rückfälligen Straftäters mit der Bertillonage
  • 1884 Internationales Abkommen gegen Anarchisten (22 Staaten; Initiative von Italien)
  • 1885 Die erste klassische Mordkommission in Deutschland anlässlich des Mordfalls Dickerhoff in Berlin
  • 1886 Schaffung eines Erkennungsdienstes in Berlin. Meilenstein auf dem Weg vom ehemaligen Einheitspolizisten zum spezialisierten Fachmann für Mord, Sittendelikte, Einbruch oder Raub.
  • 1888 In London führen die Morde von Jack the Ripper zum ersten Täterprofil und geben Anstoß zur Modernisierung der Kriminalpolizeilichen Ermittlungsmethoden.
  • 1888 Kriminalabteilung der Frankfurter Polizei (wird bis 1922 im Etat der Schutzpolizei geführt)
  • 1892 Sir Francis Galton empfiehlt die Nutzung von Fingerabdruck-Karteien in der polizeilichen Ermittlung
  • 1892 Polizeichef Juan Vucetich löst in Buenos Aires einen Mordfall mit Fingerabdruck-Vergleich
  • 1893 Hans Gross, Handbuch für Untersuchungsrichter. „Geburtsstunde der Kriminologie als Wissenschaft der Verbrechensuntersuchung und der Gesetzesanwendung.“
  • 1894 Weltweit erste Fingerabdruckkartei für Ermittlungszwecke in Buenos Aires (Juan Vucetich)
  • 1898 Archiv für Kriminalanthropologie und Kriminalistik gegründet (Gross, Heindl)


  • 1901 Einführung der Daktyloskopie in Großbritannien (1914 in Frankreich)
  • 1903 Robert Heindl schlägt der deutschen Polizei die Einführung der Daktyloskopie vor
  • 1903 Gustav Aschaffenburg: Das Verbrechen und seine Bekämpfung
  • 1913 Hans Gross gründet das "Kriminalistische Institut zur Pflege der strafrechtlichen Hilfswissenschaften" an der Universität Graz
  • 1914 Interpol (Konferenz von Monaco)
  • 1936 Die kasernierte Polizei wird der Wehrmacht eingegliedert.
  • 1936 "Chef der Deutschen Polizei" wird der "Reichsführer-SS" Heinrich Himmler. Einrichtung von zwei obersten Reichsbehörden: (1) "Hauptamt Ordnungspolizei" (bestehend aus Schutzpolizei, Gendarmerie und Gemeindepolizei unter dem Polizeigeneral Kurt Dalague); (2) "Hauptamt Sicherheitspolizei/SD" (später: "Reichssicherheitshauptamt"; Gestapo unter SS-Gruppenführer Reinhard Heydrich).
  • 1939: Das Hauptamt Ordnungspolizei stellt mobile Einheiten auf, die jeweils 500 Mann starken "Polizeibataillone". Sie sollen auf Betreiben Himmlers Polizeiregimenter zur Wahrnehmng von Ordnungsaufgaben in den von der Deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten eingesetzt werden. Sie werden dem Sicherheitsdienst der SS unterstellt und beteiligen sich an der Räumung von Ghettos, am Abtransport und an der Erschießung von Juden. Die Einsatzkommandos von Ordnungspolizei und SS agieren mit dem Volksdeutschen Selbstschutz (= einheimische Milizen) und töten bereits bis zum Jahresende 1939 über 45 000 polnische Zivilisten, darunter 7000 Juden. In den ersten Kriegstagen sind 12 Polizeibataillone im Einsatz. Danach Einrichtung des Einzeldienstes mit 103 Offizieren und 5800 deutschen Polizisten.


Literatur

  • Browning, Christopher (1999) Ganz normale Männer: Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die "Endlösung" in Polen. Mit einem Nachwort (1998). Reinbek: Rowohlt.
  • Curilla, Wolfgang (2011) Der Judenmord in Polen und die deutsche Ordnungspolizei 1939-1945. Paderborn: Schöningh.
  • Dietl, Florian et al., Hg. (2011) Ordnung und Vernichtung. Die Polizei im NS-Staat. Desden: Sandstein Verlag.

Weblinks