Georg Klein

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Georg Valentin Klein (* 26. Juli 1961 in Bendorf) ist ein Generalmajor des Heeres der Bundeswehr. Von März bis Oktober 2009 war er Kommandant in Kundus. Klein gab den Befehl zum Abwurf von zwei 500-Pfund-Bomben Typ GBU-38. Der Abwurf erfolgte in der Nacht vom 3. zum 4. September 2009, um 01:50 Uhr Ortszeit. Die Bomben zerstören zwei Tanklaster und töten wahrscheinlich um die 100 Personen, die sich in der Nähe der Tanklaster aufhielten. Vom Verdacht der Begehung eines Kriegsverbrechens wurde Klein im April 2010 entlastet, ein entsprechendes Verfahren eingestellt.

Seit April 2021 ist Klein Abteilungsleiter Einsatz im Kommando Streitkräftebasis auf der Hardthöhe in Bonn.


Zielbestimmung: Menschen oder Maschinen?

04. September 2009

01:18 Uhr: Red Baron sagt, "die Fahrzeuge und einige Individuen sind das Ziel".

01:19 Uhr: Der Bomberpilot Dude 15 fragt den deutschen "Red Baron" nach den Lasterfahrern. Der antwortet, er sei "im Besitz von Erkenntnissen, die besagten, dass es sich bei sämtlichen Indivduen dort unten um Aufständische handelt."

05. September 2009

Am Samstag, den 05.09.09 um 17:30 Uhr erreicht eine schriftliche Stellungnahme von Oberst Klein den Generalinspekteur der Bundeswehr, Schneiderhan: "Am 4. September um 1.51 Uhr entschloss ich mich, zwei am Abend des 3. September auf der LOC Pluto durch Aufständische entführte Tanklastwagen sowie die an den Fahrzeugen befindlichen Insurgents durch den Einsatz von Luftstreitkräften zu vernichten (...) Ich gab letztendlich den Befehl zum Einsatz der Bomben, weil (...) ich nach allen mir zum Zeitpunkt des Waffeneinsatzes zur Verfügung stehenden Informationen davon ausgehen konnte, (...) mit höchster Wahrscheinlichkeit dabei nur Feindes des Wiederaufbaus AFGHANISTANS zu treffen."

Würdigung

Am Montag, den 07.09.09 erhält Schneiderhan einen 27-Seiten-Bericht des Initial Action Team Report. Danach hatte Klein Feindberührung gemeldet, obwohl es keine gab. Er hatte sich auf eine einzige Quelle verlassen, "einen Afghanen, der den Ort des Geschehens nicht einmal sah. Klein hatte die Einsatzregeln nicht eingehalten" (Demmer 2010: 52).

Klein-Zitate

  • "In den mehr als fünf Monaten habe ich eine große Verantwortung getragen, die mir mehrfach schwierige Entscheidungen abgefordert hat. Ich habe mir jede einzelne dieser Entscheidungen – auch die bei angeforderten Luftunterstützungen - niemals leicht gemacht, um diese auch im Nachhinein vor meinen Soldatinnen und Soldaten, den afghanischen Menschen und meinem Gewissen verantworten zu können" (BILD-online 14.09.09).

Verfahrenseinstellung

Nach Ansicht der Bundesanwaltschaft (19.04.2010) war der Luftangriff kein Kriegsverbrechen und auch sonst nicht strafbar. Nicht einmal ein Verdacht darauf sei gegeben. Die Tötung der Afghanen sei in Ordnung gewesen. Sowohl nach Völkerrecht als auch nach den Kriterien des Strafrechts. Minister Guttenberg erklärte: „In Afghanistan herrscht ein nichtinternationaler bewaffneter Konflikt, daher wurde hier das Vorgehen unserer Soldaten nach dem Humanitären Völkerrecht beurteilt." Durch die Einstellung der Ermittlungen hat Oberst Klein keine Gelegenheit, sich vor Gericht zu verantworten. Diese Gelegenheit ist andererseits nicht unbedingt für immer verbaut. Für mutmaßliche Kriegsverbrechen gibt es keine Verjährung. Es ist denkbar, dass ein künftiges (unabhängiges, wohl dann nicht von Deutschland organisiertes) Kriegsverbrechertribunal zu einem anderen Ergebnis kommt. Oliver van Straaten dazu am 19.04.2010 in FAZ-online: "Es macht einen traurig, zu sehen, dass ein mutmaßlicher Kriegsverbrecher, wie Herr Klein, von seinem Arbeitgeber vor einer gerichtlichen Aufklärung geschützt wird und weiterhin in der Bundeswehr verbleibt. Herr Klein konnte sein mörderisches Ansinnen nur durchsetzen, indem er klare und eindeutige Einsatzregeln vorsätzlich missachtete. - Klein hat nun keinen Freispruch. vielmehr muss er lebenslang mit einer Anklage vor einem unabhängigen Kriegsverbrechertribunal rechnen. Denn ein derartig schweres mutmaßliches Verbrechen gegen die Menschlichkeit verjährt nicht" (van Straaten 2010).

Weblinks

  • Demmer, Ulrike u.a. (2010) Ein deutsches Verbrechen. DER SPIEGEL 05.2010: 34-57.
  • Zepelin, Joachim (2009) Georg Klein, der Anti-Rambo. FTD-online 07.09.09 [[1]]