Crack

Aus Krimpedia – das Kriminologie-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die aus Kokain und Natron hergestellte Droge Crack gilt als die Substanz mit dem höchsten Abhängigkeitspotential. Crack wird z.B. in kleinen Pfeifen oder aus perforierten Coca-Cola-Dosen oder aus mit perforierter Aluminiumfolie bedeckten Wassergläsern geraucht und wirkt (wie auch das Rauchen einer normalen Zigarette - nur eben unvergleichlich stärker als das Nikotin) nach ca. 7-10 Sekunden wie ein Blitz aus heiterem Himmel auf das zentrale Nervensystem. Der einst auf Heroin gemünzte Spruch "It's so good, you shouldn't even try it" ist hier angebracht. Die sensationelle Erfahrung prägt sich ein und führt bei vielen Konsumenten zu dem gierigen Verlangen nach Wiederholung. Das ist zugleich ein Problem in dem Sinne, dass das Alltagsleben mit seinen Belastungen und Vergnügungen im Bewußtsein des Crack-Konsumenten eine gewisse Abwertung erfährt. Die Aussicht, ein normales Leben mit Familie, Fussball und den üblichen sexuellen Vergnügungen zu führen, ist für Crack-Erfahrene nicht gerade berauschend.

Hergestellt wird Crack, indem Kokainsalz mit Natriumhydrogencarbonat („Natron“) vermischt und erhitzt wird. In den USA wird dazu Backpulver verwendet, welches dort ausschließlich aus Natriumhydrogencarbonat besteht, während dem Backpulver in Deutschland meist noch Säuerungsmittel und Stärke zugesetzt werden, was es zur Herstellung von Crack ungeeignet macht.

Wirkung

Die Wirkung ist ähnlich der Wirkung von anderen Kokain-Zubereitungsformen, nur viel stärker. Der Körper nimmt Crack zudem über die Lunge wesentlich schneller als geschnupftes Kokain über die Nasenschleimhäute auf. Nach ca. 10 Sekunden erreichen die Kokainmoleküle die Nervenzellen des Gehirns. Die Intensität richtet sich nach Menge und körperlicher Verfassung. Crack wirkt euphorisierend und stimmungsaufhellend, so dass sich der Konsument energiegeladen fühlt. Er empfindet eine gesteigerte Aufmerksamkeit, fühlt sich wacher und die Leistungsfähigkeit steigt scheinbar. Er verspürt einen starken Redezwang und gesteigertes sexuelles Verlangen. Auch besteht die Neigung zur Selbstüberschätzung bis hin zum Größenwahn. Während des Konsums kann unkontrollierbares Zittern oder Zucken auftreten. Auch kann es zu Schwächegefühlen, Paranoia, Hautjucken und Bluthochdruck oder zu Einsamkeitsgefühlen kommen. Das Umfeld kann feindselig wirken, es kann zu schizophrenieähnlichen Zuständen wie auch zu Verfolgungswahn und Wahnvorstellungen kommen. Crack kann Auslöser einer Drogenpsychose sein, Überdosierung kann zum Herzstillstand führen.

Die Rauschwirkung hält 5 bis 15 Minuten an. Relativ unmittelbar danach kommt es häufig zu dem heftigen Verlangen, einen erneuten Rausch zu erzeugen.

Kritik des Crack-Stereotyps

Herausgeber und Autoren von "Crack in America" (1997) kritisieren die Mediendarstellung und die politische Instrumentalisierung der Droge und stellen u.a. folgende Thesen auf:

  • Existing drug laws with long mandatory minimum sentences were passed during a moment of extreme antidrug hysteria that is almost unprecedented in our nation's history.
  • The fundamental assumptions about addiction that undergird these laws are often erroneous and misleading; most Americans who have used crack never became addicts; crack is not measurably more addictive than powder cocaine; there is no such thing as a "crack baby."
  • Other nations comparable to the United States have not experienced significant crack problems because they have stronger social and health programs, less poverty and inequality, and more humane and effective drug policies.
  • The costs to taxpayers of current laws and policies have quadrupled in the past decade with no real reduction in supply or abuse.
  • U.S. drug policy is a vestige of alcohol prohibition that persists--largely for political rather than medical or scientific reasons--despite massive failures.
  • The excesses of the 'War on Drugs' have spawned the most organized and articulate mass movement for drug policy reform since the repeal of alcohol prohibition

(Jennifer McNulty über "Crack in America")

Risiken

Folgende körperliche Entzugserscheinungen können auftreten: unkontrolliertes Muskelzucken, Zittern bis hin zu Schüttelfrost, Schwächegefühl und Müdigkeit, Hautjucken, Bluthochdruck, Kreislaufzusammenbrüche. Zudem ist bei Langzeitkonsumenten ähnlich wie bei Langzeitabhängigen von Kokain ein Ausfallen der Zähne ein schwerwiegender gesundheitlicher Aspekt. Schwerwiegend sind zudem oft die psychischen Begleiterscheinungen: Charakterveränderung Der Konsument fühlt sich einsam und er wird häufig von der Umwelt als aggressiv wahrgenommen. Wahnvorstellungen, Psychosen, Dermatozoenwahn Soziale Vereinsamung Verfügbarkeit, Preise und Verbreitung

Handel

Gehandelt wird Crack in Form kleiner Klumpen, auch Steine („rocks“) genannt, die in Mengen ab einem zehntel Gramm ab ca. 5 € verkauft werden. Auf dem Schwarzmarkt bezahlt man für 1 kg ca. 48.000 €. D-Mark innerhalb eines halben Jahres.

In Deutschland ist Crack vor allem in großstädtischen Szenen von Konsumenten harter Drogen verbreitet, wobei deutliche Schwerpunkte in Frankfurt am Main, Hamburg und Hannover auszumachen sind. Viele gewohnheitsmäßige Crackkonsumenten waren zuvor bereits heroin- und/ oder kokainabhängig. Viele Konsumenten finanzieren ihre Sucht durch Beschaffungskriminalität und Beschaffungsprostitution, da sie keine andere Möglichkeit sehen, die hohen Geldbeträge, die ihre Abhängigkeit fordert, aufzubringen.

Rechtslage

Kokain ist in Anlage III des BtMG aufgeführt. Es ist ein verkehrs- und verschreibungsfähiges Betäubungsmittel. Bei Eingriffen am Auge darf ein Augenarzt Kokainlösung bis zu einer Konzentration von 20 % für den Praxisbedarf verschreiben.

Filmische Rezeption

  • Jungle Fever Regie: Spike Lee - Crack ist nicht Hauptthema, wird aber klar thematisiert, die Verrohung durch Crack wird gezeigt
  • New Jack City Darsteller: Wesley Snipes, Ice-T und Mario van Peebles - zeigt den Aufstieg und Fall eines Drogenbarons in New York
  • Traffic – Macht des Kartells Regie: Steven Soderbergh - Eine der Figuren konsumiert mehrmals im Film Crack und auch die Folgen sind zu beobachten.
  • Life Is Hot In Cracktown Regie: Buddy Giovinazzo - Eine Sozialstudie in Form eines Spielfilmes, nach Giovinazzos gleichnamigen Roman.
  • „Bum Fights“ Der "Schauspieler" "Bling Bling" konsumiert mehrmals Crack in einem Casino
  • „Crackheads Gone Wild“ Eine Dokumentation über Cracksüchtige in Atlanta
  • „Haltlos“ (Originaltitel: „Floundering“) Regie: Peter McCarthy - Aus einer Laune heraus entschließt sich der Protagonist, einer Runde von Crackrauchern beizutreten, nachdem er ihnen vorgehalten hat, sie zerstörten ihr Leben.
  • Half Nelson (2006) Regie: Ryan Fleck. Mit Ryan Gosling und Shareeka Epps.

Literatur

  • Maier, Irene: Jamaica - Nicht alles ist Reggae! (Von der Touristin zur Drogenkurierin; Erlebnisbericht)
  • Reinarman, Craig/Harry G. Levine (1997)Crack In America. Demon Drugs and Social Justice.
  • Reinarman, Craig/Harry G. Levine (2004) Crack in the Rearview Mirror: Deconstructing Drug War Mythology. Social Justice
  • Stöver, H./ Prinzleve, M. (Hg.): Kokain und Crack. Pharmakodynamiken, Verbreitung und Hilfeangebote. Freiburg: Lambertus 2004.
  • Stoppard, Dr. Miriam: Alles über Drogen. Berlin: Urania-Ravensburger, 2000.
  • Konstantin Wecker: Es gibt kein Leben ohne Tod. Köln: Kiepenheuer und Witsch 1999.

Weblinks

Videos