Botellón

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Botellón (span. „große Flasche") ist die Bezeichnung für eine in den 90er Jahren entstandene Tradition unter Jugendlichen, die sich an öffentlichen Orten zusammenfinden um gemeinsam Alkohol zu konsumieren. Er ist als eine Alternative zu dem Besuch von Bars und Klubs anzusehen, dessen Getränkepreise sich die meisten Jugendliche nicht leisten können. Daher kaufen sie sich stattdessen ihre Getränke vorwiegend in Supermärkten und mischen diese dann in 1,5-oder 2-Liter-Flaschen zusammen um sich an der frischen Luft zu versammeln und meistens den Auftakt ins Wochenende mit Alkohol zu begießen um hier nach weiter zu ziehen. Der Ursprung liegt in Spanien und hat sich in den letzten Jahren in weitere europäische Länder ausgebreitet.

Macrobotellón

Der Macrobotellón ist eine Erweiterung des Botellóns, da sich hierbei Jugendliche zu Tausenden in großen spanischen Städten zusammen finden. Er ist eine Art Wettstreit zwischen den spanischen Städten mit dem Ziel die größere Zahl an Teilnehmern zu mobilisieren. Im Jahre 2002 fand die erste sogenannte Massenparty in Sevilla statt, an der spontan 5.000 Jugendliche und junge Erwachsene teilnahmen. Dieses Ereignis nahm Grenada widerum zum Anlass die Besucherzahl von Sevilla zu übertreffen und rief abermals zu einem Macrobotellón in der Jugendszene auf. Der Trend übertrug sich dann auf weitere spanische Großstädte, wie Madrid, Barcelona und Málaga, die seit jeher darum kämpfen den größten Macrobotellón zu veranstalten und sich dabei gegenseitig versuchen zu übertreffen. 2008 lag der Rekord in Sevilla bei über 70.000 Teilnehmern.

Das Besondere hierbei ist, dass die Organisatoren unbekannt sind und meistens durch SMS, E-Mail und Internetforen, wie Facebook zu diesem Trinkgelage (auch binge-drinking genannt) aufrufen und sich darauf verlassen, dass sich die Informationen im Schneeballeffekt verbreiten. Spekulationen darüber, dass hinter der Organisation Drogendealer stecken könnten, die sich ein Nutzen aus den Veranstaltungen verschaffen wollen sind bisher nicht bestätigt worden.

Spanien

2002 reagierte Spanien erstmals auf das öffentliche Trinken in Großstädten mit Verboten und damit zusammenhängenden strengeren Kontrollen in Bezug auf den Alkoholkonsum unter Jugendlichen. Den Überlegungen voran gegangen sind die Zustände auf den öffentlichen Straßen und Plätzen nach und während des Botellóns, wie zunehmende Lärmbelästigung durch die Jugendlichen und der verursachte Müll durch Flaschen und andere Abfälle für dessen Entsorgung niemand in der Verantwortung zu stehen schien.

Spaniens Gemeinschaften können unabhängig voneinander entscheiden, ob das öffentliche Trinken in ihrem Ort verboten wird und somit den Botellón verhindern. Maßnahmen, die hierfür in der Vergangenheit eingesetzt wurden sind: das generelle Verkaufsverbot von Alkohol ab 22 Uhr mit Ausnahmen von Bars und Klubs, strengere Alkoholontrollen bei minderjährigen Jugendlichen und das Verbot des Alkoholkonsums in der Öffentlichkeit. Ende 2006 wurden die Botellones in Andalusien verboten, welcher ein beliebter Ort aufgrund der guten Wetterbedingungen übers Jahr gesehen war.

Schweiz

Am 18.Juli 2008 fand der erste Botellón in Genf statt. Initiator war hier ein spanischer Austauschstudent, der austesten wollte, inwiefern die Tradition des kollektiven Alkoholkonsums aus seinem Heimatland in der Schweiz realisierbar ist. Hierfür erstellte er ein Facebook-Profil mit einer Umfrage, wer Lust zu einem Botellón hätte? Diesem Ruf folgten über 1.000 Jugendliche und versammelten sich aus diesem Zwecke im Parc des Bastions. Obwohl alles friedlich verlaufen ist reagierten Politiker und Eltern seitens der zurück gebliebenden Verschmutzung und anscheinenden Sinnlosigkeit der Veranstaltung schockiert. Zudem kam die Befürchtung auf, dass es bei solchen Massenveranstaltungen mit überwiegend alkoholisierten Teilnehmern zu gewalttätigen Ausschreitungen kommen könnte. Diese Kritikäußerungen verhinderten jedoch nicht, dass sich weitere Facebook-Gruppen binnen weniger Tage in anderen Städten, wie Bern und Zürich formierten und zu nächsten Treffen aufriefen. Dazu gehörte abermals Genf, dessen Jugendliche binnen kurzer Zeit nach der ersten Veranstaltung zu einer Zweiten aufriefen. Die Stadt hat diese Art von Treffen nur unter Einhaltung bestimmter Regeln zugestimmt. Zu diesen gehörte einerseits, dass der Organisator bekannt ist und andererseits dass sich um die Entsorgung des entstandenen Abfalls gekümmert wird. Die Bilanz dieses zweiten Treffens fiel insofern positiv aus, als dass die Regeln eingehalten wurden. Dies ist teilweise auf die geringe Zahl der Teilnehmer zurückzuführen, die bei 300 lag, da viele Jugendliche aufgrund des schlechten Wetters fern geblieben sind.

Etwas anders, aber trotzdem hauptsächlich problemlos verlief es am 29. August 2008 in Zürich auf der Blatterwiese. Hier kam es vermehrt zu polizeilichen Einsätzen nach Mitternacht, da die Aggressivität zu später Stunde unter den Teilnehmern anstieg. Der Organisator distanzierte sich eine Woche vor Beginn von dem Event nach dem Vorbild aus Spanien, da er aufgrund der rasant ansteigenden Zahl von 5.200 Personen, die sich in kürzester Zeit seiner Gruppe angeschlossen haben nicht mehr die Verantwortung tragen wollte. Vorangegangen sind dem Botellón in Zürich zudem heftige Auseinandersetzungen vorwiegend ausgetragen in den Medien. So war es nicht erstaunlich, dass unter den über 1.000 Teilnehmern auch vorwiegend Medienvertreter anwesend waren.

Inoffizielle Regeln unter den Teilnehmern

1. Die Teilnehmer sind für die Entsorgung ihres eigenen verursachten Abfalls verantwortlich.

2. Respekt und Toleranz stehen bezüglich der Interaktion unter den Teilnehmern an oberster Stelle. Dies gilt vor allem gegenüber der Polizei.

3. Die Weitergabe von alkoholischen Getränken an minderjährige Jugendliche ist verboten.

4. Alkohol sollte nur in Maßen getrunken werden. Hierbei gilt der Leitsatz: "Erkenne deine Grenzen"

5. Es sollte möglichst darauf verzichtet werden Musikanlagen und Lautverstärker mitzubringen. Ein gewisser Geräuschpegel lässt sich zwar nicht vermeiden, jedoch sollte die Lärmbelästigung so gering wie möglich gehalten werden.

6. Das Tragen von orangefarbener Kleidung ist für die Müllabfuhr vorgesehen.

7. Das Fahren unter Alkoholeinfluss ist illegal: Bitte mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen!

8. Jegliche Art von Werbung und Verkauf sind nicht gestattet. Jeder Teilnehmer ist für die Mitnahme seiner Getränke selbst verantwortlich.

Weblinks