Amphetamin

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Das Amphetamin [1] ist ein dem Ephedrin strukturmäßig ähnliches Mittel, das aufgrund seiner bronchienerweiternden Wirkung ursprünglich als Asthmamittel auf den Arzneimittel-Markt kam, heute nur noch sehr eingeschränkt per Betäubungsmittelrezept verschreibungsfähig, aufgrund seiner stimulierend-euphorisierenden Eigenschaften aber eine beliebte Freizeitdroge und deshalb ein wichtiges Produkt auf dem globalen Drogen-Schwarzmarkt ist, wo es hauptsächlich unter dem Namen Speed verkauft wird.

Chemische Zusammensetzung und Klassifizierungen

Speed/Amphetamine gelten als Analeptikum, als erfrischende und anregende Mittel, die zur Stoffklasse der beta-Phenylalkylamine gehören. Der Begriff Amphetamin ist ein Akronym der veralteten Bezeichnung Alphamethylphenethylamin. Als Speed werden meist vollsynthetische Amphetamine mit den Wirkstoffen Phenylaminopropan, 1-Phenyl-2-propanaminoder Desoxynorephedrin bezeichnet. Amphetamin ist ein dem Adrenalin und Noradrenalin verwandter Stoff, der von Ephedrin abgeleitet ist. Es gilt als ein Psychostimulans mit starker aufputschender Wirkung, dass ebenso als Appetitzügler wirkt und den Blutdruck erhöht. Ausserdem verfügt es über eine Bronchienerweiternde Wirkung, was zu seiner Ursprünglichen Funktion als Asthmamittel führte.

Geschichte und Entwicklung

  • 18.Januar 1887: Der Rumäne Lazar Edeleanu (1861-1941) entdeckte im Rahmen seiner Forschungen zu seiner Doktorarbeit "Über einige Derivate der Phenylmetacrylsäure und Phenylisobuttersäure" an der Berliner Humboldt-Universität eine bisher unbekannte Substanz, dsa 1-Phenylpropan-2-amin. Edeleanu ging von der Entdeckung eines Kunststoffes aus, von dem er wusste das er die Masse 135,21 g/mol hatte. Er entdeckte das der Stoff in wässriger Lösung alkalisch reagierte und bei 203°Celsius anfing zu sieden. Da er der Ansicht war, dass diese Entdeckung ausserhalb des akademischen Bereichs ohne Nutzen sei, legte er sie zu seinen Notizen.
  • 1900: dem japanisch-amerikanischen Chemiker Jokichi Takamine gelint die Isolation des Botenstoffes Adrenalin.
  • 1902: Parke, Davis & Company bringen ein synthetisches Adrenalin auf den Markt, das erfolgreich als Asthmamittel verkauft wird.
  • 1908: in der Pharmafirma Burroughs, Wellcome & Co. entdeckt der Physiologe Henry Hallet Dale die chemische Ähnlichkeit zwischen dem von Edeleanu entdeckten Amin und dem Hormon Adrenalin im Rahmen seiner Forschung über die Speichermechanismen von Gewebehormonen; Otto Loewi gelingt es wenig später die Impulsübertragung im Nervensystem Künstlich im Labor nachzustellen, woraus Dale den Schluss zieht, dass chemische Mechanismen die Impulse innerhalb des Nervensystems übertragen.
  • In Japan entdeckt Nagai Nagayoshi das Ephedrin in dem es ihm gelingt den zentralen Wirkstoff der Pflanze Ma Huang (Meerträubel) abzutrennen.
  • 1919: Akira Ogata stellt Ephedrin in seiner chemischen Struktur darm was die Synthese von Desoxynorephedrin zur Folge hat (heute als Methamphetamin bekannt)
  • 1924: die positive Wirkung von Ephedrin auf die Schleimhaut der Atemwege wird festgestellt; die Pharmafirma Eli Lilly &Co. bringt ein Produkt mit dieser Wirkstoffbasis auf den Markt
  • 1927: der Biochemiker Gordon Alles experimentiert aufgrund eines Vorschlags von dem Allergologen George Pines synthetische Amine als Ersatz für natürliches Ephedrin zu untersuchen, mit chemisch verwandten Stoffen und entwickelt ein Salz, dem er durch Selbstversuche neben einer Linderung von Asthmaanfällen auch eine körperlich anregende Wirkung nachweisst. Aus der Bezeichnung Alphamethylphenylethylamin entwickelt sich das Akronym Amphetamin; kurz darauf bringen Smith, Kline and French Laboratories ein Asthmamittel Namens Benzedrine auf den Markt, das als Hauptwirkstoff Amphetamin enthält.
  • 1932: Benzedrine kommt mit einem eigens entwickelten Inhalator auf den Markt, so dass es sich nicht nur zum führenden Asthmamittel entwickelt, sondern auch als Mittel gegen Erschöpfung und Flucht vor dem Alltag, da es durch den Inhalator leicht und unkompliziert zu verwenden ist
  • 1937: Benzedrine kommt als Tablette auf den Markt, die Pharmafirma kann auf 10 Millionen Käufer des Benzedrine-Inhalators zurückblicken
  • Studenten der Universität Minnesota entdecken die Müdigkeitvertreibende Wirkung und benutzen das Mittel zur Lernunterstützung bei Prüfungsvorbereitungen
  • die Wirkung von Amphetaminen in der Behandlung von Narkolepsie wurde entdeckt, ebenso die positiven Auswirkungen auf die Behandlung von ADHS bei Kindern
  • 1935-1946: 39 verschiedene Anwendungen von Amphetaminen werden entwickelt; u.a. gegen Epilepsie, Depressionen, Parkinson, Schizophrenie, Kodeinabhängigkeit, Migräne, Nachtblindheit, Polio, Impotenz, Seekrankheit und Koliken.
  • im 2. Weltkrieg werden Amphetamine als "Durchhaltemittel" an die Soldaten verteilt
  • 1941:Aufgrund der verschiedensten Wirkungen von Amphetaminen und die leichter Beschaffbarkeit, begann schon in den 1940ern der Missbrauch, so dass die Verwendung durch das Reichsopiumgesetz reglementiert wurde.
  • 1950er: Wirkung als Appetitzügler wird erkannt und eingesetzt.
  • 1972: Amphetamine landen auf der Doping-Liste des Internationalen Olympischen Komitees
  • 1981: Amphetamine werden in Deutschland in die Anlage III des neuen Betäubungsmittelgesetzes aufgenommen, wodurch Handel, Besitz und Herstellung ohne Genehmigung unter Strafe gestellt werden; es ist jedoch weiterhin verschreibungsfähig.

Wirkungsmechanismus

Amphetamine haben eine zentralnervöse Wirkung, die sich entfaltet in dem sie indirekt Catecholamine wie Dopamin freisetzen. Dies geschieht in den präsynaptischen Speicherorten. Durch die Stimulierung von Dopaminrezeptoren im mesolimbischen System wird das Verhalten stimuliert und die psychomotorische Aktivität erhöht. Durch die Konzentrationserhöhung von Dopamin und Noradrenalin wird die Leistungsfähigkeit erhöht; durch eine erhöhte Ausschüttung von Adrenalin in den Gehirn- und Rückenmarksnerven kommt es zu einer Steigerung des Herzschlags, einer Erweiterung der Herzkranzgefäße sowie zu einer Beschleunigung des Stoffwechsels und zur Muskelentspannung.

Die molekularen Wirkmechanismen von Amphetamin und Kokain sind zwar unterschiedlich, sie haben jedoch beide als Ergebnis die Erhöhung der Dopaminmenge im Synaptischen Spalt zur Folge und lösen somit ähnliche Wirkungen aus.

Wirkungen

Die Reaktionen auf Amphetamine hängen vor allem von der Dosis, der Verabreichungsform und der Dauer der Einnahme (Toleranzbildung) ab, sowie vom Reinheitsgrad der meist gestreckten Substanzen (Speed enthält meist nur 30% reines Amphetamin).

Durch die orale und nasale Einnahme von niedrigen Doesen erhöhen Amphetamine den Blutdruck und beschleunigen den Puls. Der Körper wird in eine Art künstliche Alarmbereitschaft versetzt. Die Aufmerksamkeit wird gesteigert, die Müdigkeit vermindert und es tritt ein Zustand der Euphorie, Erregung und Wachheit ein. Der Appetit wird gemindert, gleichzeitig wird die allgemeine Stimmung aufgehellt und es kommt zu einem Gefühl der Stärke in Verbindung mit einer Erhöhung der allgemeinen Aktivität sowie des Rededrangs. Die allgemeine Leistungsfähigkeit nimmt zu, es kann jedoch zu einer Verminderung von Feinmotorik und Geschicklichkeit kommen.

In mäßigen Dosen führen Amphetamine zu einer Stimulierung der Atmung, zu Unruhe, Schlafstörungen und ausgeprägten Erregungszuständen. Ein Schlafbrdürfnis wird kaum noch empfunden.

Bei chronischem Konsum höherer Dosen können Sterotype Verhaltensweisen auftreten, die sich vor allem durch sinnlose, sich ständig wiederholende Tätigkeiten zeigen. Es kann zu paranoiden Wahnvorstellungen und extremer Appetitlosigkeit kommen.

In kleinen Dosen haben Amphetamine vor allem auf die Libido eine steigernde Wirkung. Die Begierde nach sexueller Befriedigung scheint schier unersättlich, der Konsument fühlt sich selbst nach einem Orgasmus nicht befriedgt.

Die Wirkung von Amphetaminen setzt bei einer oralen Einnahme von 5 bis 30mg nach etwa 20-40 Minuten ein und hält bis zu 6 Stunden. Die große Spanne der Dosen resultiert vor allem aus der starken Toleranzbildung von Amphetaminen; während 30 mg für einen Dauerkonsumenten einer niedrigen Dosis entsprechen können, ist dieselbe Menge für einen Gelegenheitskonsumenten eine hohe Dosis. Bei einer nasalen Einnahme benötigt man etwa Mengen von 30-50mg Amphetamin. Die Wirkung setzt bereits nach 20 bis 120 Sekunden ein und hält etwa 4-5 Stunden. Bei Dauerkonsumenten verkürzt sich die Wirkungsdauer auf etwa 1-2 Stunden und ist an sich weniger ausgeprägt.

Wenn die Wirkung von Speed nachlässt, kann es zu starken Erschöpfungszuständen kommen, sowie zu einem erhöhten Schlafbedürfnis und an Depressionen erinnernde Zustände.

Als Nebenwirkungen von Amphetaminen kann es zu Psychosen oder psychischen Störunge kommen. Körperlich gesehen kann die längere Einnahme zu starken Gewichtsverlust führen, zu Hautentzündungen und Infektionen, da der allgemeine Gesundheitszustand vernachlässigt wird. Diese Vernachlässigung bezieht sich nicht nur auf den körperlichen/gesundheitlichen Bereich, sondern auch auf den Sozialen und Persönlichen Bereich. Der Ausdruck "Speed Kills" bezieht sich weniger auf eine tödliche Wirkung einer Überdosis von Speed, sondern vielmehr auf den Abbau der geistigen und körperlichen Verfassung. In Bezug auf die sexuell stimulierende Wirkung von Speed, können große Dosen zu einer Verminderung der Libido und zu Potenzstörungen führen.

Speed und Amphetamine haben eine extreme Toleranzbildung, die Größe der benötigte Dosen steigt schnell an. Dabei gilt die Abhängigkeit von Speed weniger als physische, sondern vielmehr als Psychische. Spezielle Entzugstherapien, wie zum Beispiel beim Entzug von Heroin sind meist zum Entzug nicht nötig, es kann aber vorkommen das die auftretenden depressiven Störungen mithilfe von Antidepressiva behandelt werden müssen.

Speed ist im Blut nur bis zu 6 Stunden nachweisbar, im Urin jedoch über 1-4 Tage, da die Amphetamine über die Nieren und die Leber abgebaut werden.

Mischkonsum

  • Speed & Ecstasy: die kombinierte Einnahme von Speed und Ecstasy ist an sich unsinnig, da das Speed die Wirkung von Ecstasy blockiert. Bei längerer kombinierter Einnahme kann es zu Schädigungen im serotonergen System kommen.
  • Speed (Amphetamin) & Crystal (Methamphetamin): die Wirkungen von Speed und Crystal sind ähnlich, so dass kaum eine Wechselwirkung entsteht. Da Crystal aber ca. 5 mal so stark ist wie Speed, besteht die Gefahr von Überdosierungen, wodurch es zu Kreislaufzusammenbrüchen kommen kann.
  • Speed & LSD: der Lsd Trip wird durch die gleichzeitge Einnahme kaum beeinflusst, die Wirkung des Speed aber durch das LSD, es kommt zu einer starken Beschleunigung aller Wahrnehmungen.
  • Speed & Alkohol: Bei der Kombination von Speed und Alkohol besteht die Gefahr einer Alkoholvergiftung, da Speed die Wirkung des Alkohols verschleiert, man hat das Gefühl viel weniger getrunken zu haben, als es tatsächlich der Fall ist.

Rechtliche Aspekte

Bis November 1939 waren Amphetamine in Apotheken als Asthmamittel frei erhältlich, ab 1941 wurde ihre Freigabe durch das Reichsopiumgesetz unter Rezeptzwang gestellt. Bis 1988 gab es Amphetamine als Fertigarzneimittel auf BTM-Rezept. Amphetamine werden in der Anlage III zum §1 BTMG geführt, die gelten als verschreibungsfähige Medikamente, ihr Besitz, Handel oder Herstellung ohne Genehmigung ist jedoch strafbar. Amphetamine sind nicht mehr als Fertigarzneien erhältlich; sie müssen für den Fall einer Verschreibung vom Apotheker hergestellt werden.

Literatur

  • Cousto, Hans: DrogenMischKonsum - Das wichtigste in Kürze zu den gängisten (Party-)Drogen; Nachtschatten Verlag, 2003
  • Dany, Hans-Christian: Speed - Eine Gesellschaft auf Droge; Verlag Lutz Schulenburg, 2008
  • Julien, Robert M.: Drogen und Psychopharmaka; Spektrum Akademischer Verlag, 1997
  • Köhler, Thomas: Rauschdrogen und andere psychotrophe Substanzen. Formen, Wirkungen, Wirkmechanismen.; Verlag W. Kohlhammer, 2000
  • Metzner, Wolfgang; Thamm, Bernd Georg: Drogen. Heroin, Haschisch, Kokain, Speed: Wie Rauschgifte uns überschwemmen. Wie schon Kinder geködert werden. Was wir gegen die Sucht tun können.; Gruner & Jahr, 1989

Weblinks

  • [2] Grundlagen zu Speed
  • UNODC World Drug Report 2010 [[3]]
  • [4] Bundesministerium der Justiz, Gesetzestexte im Internet; BTMG
  • [5] Downloads der aktuellen Dopinglisten der Nationalen Anti Doping Agen