Allgemeiner Vollzugsdienst (AVD)

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Heiner Bögemann, Dissertation (S. 154):

"...Besonders auffallend ist, dass nicht der Umgang mit den Inhaftierten als besonders Stress auslösend empfunden wurde, wie es zu erwarten gewesen wäre, sondern dass die wichtigsten Stressoren aus den strukturellen, organisatorischen und kollegialen Bedingungen hervorgehen. Bei den Ursachen, die sich aus den Beziehungen zu den Kolleginnen und Kollegen sowie zu den Gefangenen ergeben, wurden vor allem das subjektiv wahrgenommene „mangelnde Arbeitsinteresse der Kolleginnen und Kollegen“ (83,7 %), „fehlende Solidarität“ (73,1 %) und „mangelnde Hilfsbereitschaft“ (69,6 %) als Ursachen für Stress angegeben. Diese Einschätzung von vier Fünftel der Befragten ist möglicherweise ein Indikator für mangelnde Anerkennung der geleisteten Arbeit durch Vorgesetzte und Kollegen allgemein, zumal auch die Variable „fehlende Anerkennung der geleisteten Arbeit“ von 73,6 % der Befragten als Stressor genannt wurde. Diese Bediensteten sahen sich selbst jeweils in der Rolle desjenigen, der viel arbeitet und den „Laden am Laufen hält“, während die Kollegen nur das „Nötigste“ leisten. Diese Einschätzung der Befragten ist bemerkenswert, denn wenn rund 83 % des Personals (aller Laufbahnen) meinen, ihre Kollegen hätten keine Lust zur Arbeit, dann stellt sich für den Außenstehenden die Frage, wer überhaupt arbeitet und wie die Qualität der Arbeit aussieht bzw. wie leistungswillige Bedienstete mit diesem ‚Klima der kollektiven Unlust’ zurecht kommen."