Alexander Schmorell

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Alexander Schmorell (* 16. September 1917 in Orenburg, Russland; † 13. Juli 1943 in München-Stadelheim) war Mitbegründer der Widerstandsgruppe Weiße Rose. Am 4.2. 2012 erfolgte seine Heiligsprechung durch die russische Orthodoxe Kirche im Ausland.

Leben

Alexander Schmorell entstammte der Familie des ostpreußischen Pelzhändlers Karl-August Schmorell (1832–1902), die seit 1855 in Orenburg ansässig war, dort Ämter in der Stadtverwaltung bekleidete und Industriebetriebe wie Brauereien und Fabriken für chirurgisches Material besaß. Seine russische Mutter Natalie Vedenskaja, die Tochter eines orthodoxen Priesters, ließ Alexander taufen. Sie starb während des Bürgerkriegs, als ihr Sohn zwei Jahre alt war, an Typhus. "Ihr und ihrem Glauben blieb er treu" (Jäger 2012).

Mit seinem Vater, dem deutsch-russischen Arzt Hugo Schmorell, und dessen zweiter Frau Elisabeth, geborene Hoffmann (1892–1982), kam der vierjährige Alexander 1921 nach München. In seiner Erziehung sollte das mitgekommene russische Kindermädchen die Stelle der verstorbenen Mutter einnehmen - und da sie kaum deutsch sprach, wuchs Alexander Schmorell zweisprachig auf.

Er besuchte 1935 gemeinsam mit Christoph Probst das Neue Realgymnasium in München, wurde nach dem Abitur zum Reichsarbeitsdienst im Allgäu eingezogen und leistete seit November 1937 den Militärdienst bei der Reitenden Artillerie der Wehrmacht. 1938 nahm er als Soldat beim Anschluss Österreichs und anschließend am Einmarsch der Wehrmacht in die Tschechoslowakei teil. Um den Eid auf Adolf Hitler nicht leisten zu müssen, bat er anschließend um Entlassung aus dem Heer. Nach seinem Wehrdienst begann der auch künstlerisch begabte Schmorell auf Anregung seines Vaters im Sommersemester 1939 ein Medizinstudium in Hamburg, wo er Traute Lafrenz kennenlernte. Im Sommer 1940 musste er am Frankreichfeldzug teilnehmen.

Im September 1940 kam Schmorell zur Weiterführung des Studiums zurück nach München. Er wurde der 2. Studentenkompanie der Medizinstudenten (Bergmannstrasse) zugeteilt, wo er Ende Juni 1941 Hans Scholl und ab Sommersemester 1942 auch Willi Graf kennenlernte. Im Herbst 1941 lernte er Lilo Ramdohr bei privaten Zeichenkursen des Ateliers von Hein König in Schwabing kennen und wurde Privatschüler bei Lilo Ramdohrs Nachbarn, dem Bildhauer Karl Baur, in der Prinzenstraße in Neuhausen.

Von Mai 1942 bis Juli 1942 verfasste er zusammen mit Hans Scholl die ersten vier Flugblätter der Weißen Rose. Ab Ende Juli 1942 nahm er zur Feldfamulatur als Sanitätsfeldwebel am Russlandfeldzug, dem „Unternehmen Barbarossa“, in der Studentenkompanie gemeinsam mit Hans Scholl, Willi Graf, Hubert Furtwängler und Jürgen Wittenstein teil, denen er dabei ein näheres Verständnis seines Geburtslandes vermittelte. Zurück aus Russland setzte er im Wintersemester 1942/43 sein Studium in München fort.

Mitte/Ende November 1942 reiste Schmorell durch Vermittlung der Freundin Lilo Ramdohr zusammen mit Hans Scholl zu Falk Harnack nach Chemnitz, um Verbindung mit Widerstandskreisen in Berlin aufzunehmen. Im Dezember 1942 suchte er mit Hans Scholl den Kontakt zu Kurt Huber. Gemeinsam verfassten sie im Januar 1943 das fünfte Flugblatt „Aufruf an alle Deutschen!“, das Schmorell dann in österreichischen Städten verteilte. Zusammen mit Hans Scholl und Willi Graf schrieb er auch Parolen wie „Nieder mit Hitler“ und „Freiheit“ an Hauswände in München.

In den fünf Flugblättern der Weißen Rose beschworen die Autoren eindringlich die Schuld derjenigen, die gegenüber einem verbrecherischen Regime, einer "Diktatur des Bösen", tatenlos blieben: "Aber ebenso klar war die kennzeichnung des Krieges als eines 'atheistischen' Unternehmens, war die Warnung davor, sich von den 'Mächten höherer Ordnung' loszuwsagen und den 'Dämonen' anheimzufallen, vor allem im vierten Flugblatt der Gruppe, das die Handschrift von Schmorell ahnen lässt. 'hat dir nicht Gott selbst die Kraft und den Mut gegeben zu kämpfen?', hieß es dort" (Jäger 2012).

Nach der Verhaftung von Christoph Probst, Hans und Sophie Scholl, versuchte Schmorell mit einem gefälschten Pass und mit Unterstützung verschiedener Bekannter über Schloss Elmau in die Schweiz zu fliehen. Er wurde jedoch am 24. Februar 1943, dem Tag der Beerdigung seiner Freunde, in einem Luftschutzkeller am Habsburgerplatz in München erkannt, denunziert und verhaftet.

Schmorell wurde am 19. April 1943 im zweiten Prozess gegen die Weiße Rose vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Im Alter von 25 Jahren wurde er am 13. Juli 1943 zusammen mit Kurt Huber im Gefängnis München-Stadelheim durch das Fallbeil hingerichtet. Schmorells Leichnam wurde auf dem Friedhof am Perlacher Forst im Grab Nr. 76-1-26 beigesetzt.

Der Heilige

Geschichte

Im November 1981 sprach die russische Auslandskirche die Neumärtyrer Russlands während der NS-Periode heilig. Eine Verherrlichung Alexander Schmorells wurde zwar nicht durchgeführt, aber er wurde zusammen mit den Neumärtyrern Russlands als Märtyrer verehrt. - Die russisch-orthodoxe Kirche im Ausland beschloss im Jahr 2007 die Heiligsprechung von Alexander Schmorell. Der Festakt zur Heiligsprechung fand am 4. Februar 2012 in der Münchner Kathedralkirche statt. Eine Ikone mit dem Bildnis Schmorells und einer weißen Rose zeigte "Alexander von München", wie der Heilige nun hieß: "Am Samstagabend war das Bild feierlich in die Mitte der Kirche getragen und aufgestellt worden; am Sonntagmorgen war es, geschmückt von vier weißen Rosen, das Ziel vieler Gemeindemitglieder - insgesamt mögen es dreihundert gewesen sein -, welche die Kone küssten" (Jäger 2012).

Kanon für den Neumärtyrer Alexander von München

"Du bekanntest den Heiland, den von der Jungfrau geborenen Heiland, den von der Jungfrau geborenen Gott und Herrn, gottgetreuer Alexander, im Gericht legtest du durch deine Geduld der Häscher Hochmut nieder. Die Engel staunten ob deiner Geduld, da sie schauten, wie du in Standhaftigkeit furchtlos Drohungen und boshafte Beschimpfungen ertrugst; so warfst du auch die körperlosen Feinde in die Nichtigkeit und erscheinst als siegreicher Zeuge Christi."

Literatur

  • Igor Chramow (Hrsg.): Alexander Schmorell. Gestapo-Verhörprotokolle. Februar-März 1943 (RGWA 1361K-1-8808). Dimur-Verlag, Orenburg 2005, ISBN 5-7689-0125-6.
  • Igor Chramow: Die russische Seele der „Weißen Rose“. Russisch, Orenburgskaja Kniga, 2001, ISBN 5-94529-003-3.
  • Lilo Fürst-Ramdohr: Freundschaften in der Weißen Rose. Verlag Geschichtswerkstatt Neuhausen, München 1995, ISBN 3-931231-00-3.
  • Peter Goergen: Willi Graf - Ein Weg in den Widerstand. Röhrig Universitätsverlag, Sankt Ingbert 2009, ISBN 978-3-86110-458-2.
  • Jäger, Lorenz (2012) Engel staunten ob deiner Geduld. FAZ 7.2.2012: 23.
  • Kulturinitiative e.V. Freiburg: Die Weiße Rose – Gesichter einer Freundschaft. 2004. (Broschüre)
  • Christiane Moll (Hrsg.): Alexander Schmorell, Christoph Probst. Gesammelte Briefe. Lukas Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86732-065-8.
  • Christian Petry: Studenten aufs Schafott. Die weiße Rose und ihr Scheitern. Piper Verlag, München 1968, ASIN B0000BT063.
  • Hans Pointner: Alexander Schmorell. In: Russische Spuren in Bayern. Verlag MIR e.V., ISBN 3-9805300-2-7.
  • Inge Scholl: Die Weiße Rose. Fischer Verlag, ISBN 3-596-11802-6.

Weblinks

  • Kurzbiografie mit Fotos aus Die Weiße Rose – Gesichter einer Freundschaft (Broschüre 2004) (PDF-Datei; 93 kB)
  • Schmorells Familiengeschichte
  • Die Weiße Rose Stiftung mit fundierten Hintergrundinformationen zur Weißen Rose
  • Die sechs Flugblätter
  • Biografie von Alexander Schmorell
  • Würdigung mit Kurzbiographie seitens der russisch-orthodoxen Auslandskirche
  • Ausführlicher Eintrag bei orthodoxwiki.org (engl.)
  • Onlineversion des Buches Die Weiße Rose von Inge Scholl
  • Die Weiße Rose – Gesichter einer Freundschaft. Website zum Verleih der Wanderausstellung


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