Agonale Partnerschaft

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Als agonale Partnerschaft bezeichnet Wilhelm Mühlmann (1984:60) eine Form der kriegerischen Konfliktaustragung, bei der trotz aller Gewalttätigkeit eine gegenseitige Wertschätzung der Konfliktparteien existiert und bei der gewisse "Benimmregeln" von beiden Seiten eingehalten werden (Beispiel in der Ethnologie, in der Geschichte des Rittertums und in klassischen Staatenkriegen zwischen aneinander gewöhnten und halbwegs gleich starken, periodisch im Streit liegenden Parteien).


Beispiele

"Friedrich Wilhelm I., genannt der Große Kurfürst, kämpft 1673 erfolglos gegen französische Truppen, denn deren Befehlshaber, Graf Turenne, ist ein genialer Feldherr. Schließlich winkt Erfolg doch: „Ein Franzose namens Villeneuve aus dem Lager Turennes bot dem Kurfürsten an, seinen eigenen General zu ermorden. Friedrich Wilhelm (. . .) warnte Turenne vor dem Verräter. Er fügt hinzu, er nütze gern die Gelegenheit, ihm zu beweisen, daß die Achtung vor Turennes Verdiensten nicht gemindert werde durch das Unheil, das die Franzosen über seine Länder gebracht hätten“ (Friedrich der Große: Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg. München: Heyne 1975: 47).

Verwandte Begriffe

Weblinks und Literatur

"Eine Kriegführung wird in dem Maße terroristisch, in dem sie von - gegebenenfalls in internationalen Verträgen gesetzten - Regeln 'agonaler Partnerschaft' (Mühlmann) abweicht, z.B. wenn relativ wahllos Geiseln erschossen werden, um mögliche weitere Brutalität zu signalisieren, oder wenn nicht nur militärische Ziele bombardiert werden, sondern zivile allein zu dem Zweck, die Bevölkerung zu demoralisieren. Man spricht also im hier gemeinten Sinn zu Recht von Bombenterror" (61).
"Auch die Kriegführung war seit dem Absolutismus in gewisser Weise gezähmt und vielerlei Regeln unterworfen worden, kulminierend in der Haager Landkriegsordnung von 1907 und der Genfer Konvention von 1949, doch gelten solche Regeln in der Praxis nur zwischen einigermaßen gleich starken und in langer Konflikttradition aneinander gewöhnten Gegnern (Mühlmann 1940). Kolonialkriege als Aktion gegen aktuelle oder potentielle Untertanen - und dazu zählen auch der Zweite Weltkrieg im Osten, der Algerien-Krieg, der Vietnam-Krieg - bieten dagegen reichhaltiges Material zum Studium des staatlichen Terrorismus" (63).
"There are two main strategies of conflict behavior – the strategy of partnership and that of assertiveness. ... contradiction tactic and aggressive behavior by means of agonal discourse sometimes applying language means of low register (style)" (374).
tactics: (1) avoidance and denial of the conflict itself, (2) concession and attempt at smoothening contradictions, (3) compromise in order to come to terms through negotiations, (4) cooperation in search for solutions acceptable to conflict parties.
  • Mühlmann, Wilhelm (1984) Pfade in die Weltliteratur. Königstein/Ts.: Athenäum.
"Wie die Brutalität der technischen Mittel und der anonym auftretenden, zu keiner agonalen Partnerschaft mehr bereiten neuen Zeit den individuellen Wert der ritterlichen Haltung zermalmt, dies von der komischen Seite her geschildert zu haben, ist ein besonderes Verdienst des Romans 'Don Quijote'" (60).
  • Mühlmann, Wilhelm E. (1940) Krieg und Frieden. Heidelberg: Carl Winter.
"Bei den indogermanischen Völkern finden wir in ihren heroischen Geschichtsperioden eine agonale Hochschätzung des Gegners" (147).