Abdelghani Mzoudi

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Abdelghani Mzoudi (* 6. Dezember 1972 in Marrakesch) wurde im Jahre 2002 festgenommen, 2003 angeklagt und zum Abschluss seines von August 2003 bis Februar 2004 dauernden Prozesses vom OLG Hamburg freigesprochen. 2005 bestätigte der BGH das Urteil.

Mzoudi sollte als Freund von Mohammed Atta und als Mitglied der Hamburger Terrorzelle von den Anschlagsplänen des 11. September (2001) gewusst und Beihilfe zum Mord in mindestens 3.066 Fällen geleistet haben.

Probleme des Prozesses waren u.a.:

  • Wichtige mögliche Belastungszeugen des Prozesses konnten nicht aussagen, da die Geheimdienste der Vereinigten Staaten diese in ihrem Gewahrsam hatten und nicht herausgaben.
  • Die US-Behörden verhinderten u.a. eine Aussage von Ramzi bin asch-Schaiba. Diese Aussage wäre wichtig gewesen, nachdem das BKA im Dezember 2003 ein Fax mit einer Aussage (die wahrscheinlich von Ramzi bin asch-Schaiba stammte), demzufolge in Hamburg außer den Piloten selbst nur bin asch-Schaiba von den Plänen gewusst habe.
  • Bundesverfassungsschutzpräsident Heinz Fromm erklärte, dass die Anschläge nach seinen Informationen nicht von einer Hamburger Studentengruppe, sondern von der obersten Führungsebene von al-Qaida in Afghanistan geplant worden seien.
  • Mzoudi gab zu, mit Mohammed Atta befreundet gewesen zu sein und ihm Hilfsdienste geleistet zu haben, bestritt jedoch eine Kenntnis der Anschlagspläne. Er hatte Semestergebühren und GEZ-Gebühren überwiesen. Mehr war ihm nicht nachzuweisen.
  • Kurz vor dem geplanten Urteil kündigte die Staatsanwaltschaft neue Erkenntnisse an. Diese erwiesen sich jedoch als wenig überzeugend.
  • Nach dem Eingang des Schreibens am 11. Dezember 2003 behauptete der US-Justizminister John Ashcroft, Mzoudi habe die Terroristen unterstützt; es sei nicht nachzuvollziehen, wie Mzoudi freigelassen werden könne. Ashcroft brachte keine Belege für seine Behauptung vor.
  • Mzoudis Verteidigerin Gül Pinar warf den deutschen Behörden indirekt vor, entlastende Dokumente zurückzuhalten: „Es muss irgendeine Behörde im deutschen Apparat gegeben haben, in der es jemand nicht mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, dass ein solches entlastendes Dokument unter Verschluss bleibt und deswegen ein Unschuldiger verurteilt werde“, sagte sie in einem Interview mit der Jungen Welt.
  • Nach dem Auftauchen des Dokumentes veröffentlichte eine sozialistische Website Spekulationen, dass Otto Schily und John Ashcroft die Freilassung Mzoudis anstrebten, damit dieser nach einer Abschiebung nach Marokko von der CIA, ähnlich wie Muhammad Haidar Zammar, entführt werden könnte.
  • Mzoudis Verteidigung stellte einen Eilantrag gegen die drohende Abschiebung, dem stattgegeben wurde. Daraufhin präsentierte das Bundeskriminalamt den ehemaligen CIA-Agenten unter dem Decknamen "Hamid Reza Zakeri", der auch für den iranischen Geheimdienst tätig war, als Überraschungszeugen. Dieser habe die Sicherheitsbehörden vor einem Anschlag um den 10. September 2001 gewarnt. Zakeri habe auch verlauten lassen, dass der Iran in die Anschläge des 11. September 2001 verwickelt war. Bei westlichen Geheimdiensten sei bekannt, dass Zakeri es mit der Wahrheit nicht genau nehme.


Weblinks und Literatur